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# taz.de -- Ökologischer Fußabdruck beim Essen: Pesto ist nicht gleich Pesto
> Besonders bei verarbeiteten Lebensmitteln ist schwer erkennbar, wie
> schlecht sie für die Umwelt sind. Forscher:innen versprechen nun
> Abhilfe.
Bild: Einmal einen gesunden Planeten, bitte!
Berlin taz | Die eingeschweißte Bio-Gurke oder ihr plastikfreies, aber
pestizidbelastetes Äquivalent? Der Gang durch den Supermarkt kann
kompliziert werden, wenn man sein Essen (auch) nach ökologischen Faktoren
aussuchen will. Aber am schwierigsten wird es, wenn es nicht nur um ein
Grundnahrungsmittel geht, sondern um weiterverarbeitete Produkte. Die
Verpackung mal beiseite gelassen: Man weiß ja kaum etwas über deren Inhalt,
also über die genaue Menge der einzelnen Inhaltsstoffe.
Ein Team um den Ernährungswissenschaftler Michael Clark von der Uni Oxford
will Abhilfe schaffen: Die Forscher:innen haben mehr als 57.000
Lebensmittel aus britischen und irischen Supermärkten auf ihren
Öko-Fußabdruck [1][untersucht].
Eingeflossen sind sowohl der klimaschädliche Treibhausgas-Ausstoß als auch
der Flächenbedarf, Wasserverbrauch sowie die sogenannte Eutrophierung. So
nennt es die Ökologie, wenn sich etwa aus Düngern Stoffe wie Stickstoff
oder Phosphor zu stark in Gewässern anhäufen, was zur „Veralgung“ führen
kann. Herausgekommen ist ein Index, mit dem sich Lebensmittel von 0 bis zur
besonders schädlichen 100 einordnen und damit vergleichen lassen.
Ihre Ergebnisse bestätigen auch noch mal die Basics: Tierische Produkte wie
Fleisch, Fisch und Käse [2][sind umweltschädlicher] als Obst und Gemüse
oder Brot. Am schlechtesten schneidet Beef Jerkey ab, also getrocknetes
Rindfleisch.
## Vermeintlich ähnliche Produkte ökologisch unterschiedlich
Um die schiere Menge der Produkte auszuwerten, haben die
Wissenschaftler:innen einen Algorithmus entwickelt. Der wies auch
verarbeiteten Lebensmitteln mit mehreren Zutaten auf Basis öffentlich
zugänglicher Informationen ihre wahrscheinliche Zusammensetzung zu und
ermittelte daraufhin den Öko-Wert.
Teils gab es überraschende Ergebnisse bei vermeintlich ähnlichen Produkten:
Zum Beispiel schnitten verschiedene Arten Pesto sehr unterschiedlich ab.
Das Entscheidende dabei war die Menge an Nüssen, deren Anbau oft mit hohem
Wasserverbrauch einhergeht. Bei fertiger Lasagne war der Fleischgehalt
relevant sowie auch die Art des Fleischs. Kekse macht ein hoher
Schokoladenanteil weniger umweltfreundlich.
Die Diskrepanzen bestätigen also, dass es für Verbraucher:innen sehr
schwer ist, bei verarbeiteten Lebensmitteln bewusste Entscheidungen zu
treffen.
Vegetarische oder vegane Fleischersatzprodukte schnitten deutlich besser ab
als ihre tierischen Vorbilder. Sie wiesen nur zwischen einem Zehntel und
einem Fünftel der Umweltauswirkungen auf.
Die Autor:innen haben die Lebensmittel auch mit Nährwert-Tabellen
abgeglichen und sind zu dem Schluss gekommen: In vielen Fällen gehen
Nahrhaftigkeit und geringer Öko-Schaden sogar Hand in Hand. Natürlich gibt
es Ausnahmen: Limonaden zum Beispiel kommen auf einen sehr niedrigen, also
guten Index-Wert, denn sie bestehen ja größtenteils nur aus Wasser und
Zucker.
Die Forscher:innen sehen ihren einfach verständlichen Index von 0 bis
100 als Möglichkeit zur Kennzeichnung von Lebensmitteln. Dass sich
Verbraucher:innen in Deutschland so etwas tatsächlich wünschen, legt
der aktuelle [3][Ernährungsreport] des Bundesagrarministeriums nahe. Der
zeigte Mitte Juli, dass sich fünf Sechstel der Deutschen beim Einkaufen für
Klima und Umwelt interessieren, mehr als ein Viertel sich aber zu wenig
informiert fühlt.
9 Aug 2022
## LINKS
[1] https://www.pnas.org/doi/full/10.1073/pnas.2120584119
[2] /UNO-Studie-zum-Fleischkonsum/!5749280
[3] https://www.bmel.de/SharedDocs/Pressemitteilungen/DE/2022/99-ernaehrungsrep…
## AUTOREN
Susanne Schwarz
## TAGS
Schwerpunkt Klimawandel
Fleischkonsum
Ernährungswissenschaft
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