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# taz.de -- Volksentscheid in Berlin: Den Versuch ist es wert
> Für einen erfolgreichen Volksentscheid Grundeinkommen fehlen noch
> Unterschriften. Nun soll eine Bezahlung den Sammler*innen einen Anreiz
> bieten.
Bild: Die Resonanz ist groß, doch es fehlt an Sammler*innen
Julez Lohmann steht im Treptower Park und holt ihre rosa Weste mit der
Aufschrift [1][„Volksentscheid Grundeinkommen“] aus der Tasche. Dann nimmt
sie ihr Klemmbrett und Stifte in die Hand. Zusammen mit Hannah Marlene
Göschel, die die Initiative „aus Überzeugung“ unterstützt, wollen sie die
Wiesen im Park nach „Unterschriftswilligen abgrasen“.
Lohmann bekommt Geld fürs Sammeln: Seit Anfang August bezahlt die
Initiative Volksentscheid Grundeinkommen ihre Sammler*innen. In der
Pressemitteilung heißt es dazu: Viele wollen sich für das bedingungslose
Grundeinkommen engagieren, haben dazu aber einfach nicht die Möglichkeiten
– gerade dann, wenn sie in prekären Verhältnissen arbeiten.
Deswegen gebe es nun eine Bezahlung. Das entspreche dem sozialen
Gleichheitsgedanken des Volksentscheids. Faire Entlohnung für Arbeit, das
kann Hürden abbauen, klar. Umsonst zu arbeiten setzt schließlich voraus,
einen finanziellen Puffer zu haben.
Allerdings muss man dazu sagen, dass diese Aktion aus der Not geboren
wurde. Der Volksentscheid Grundeinkommen liegt [2][deutlich hinter dem
selbst gesteckten Zeitplan], um 175.000 gültige Unterschriften zu sammeln.
Daher werden händeringend Helfende gesucht, um das Ziel bis zum 5.
September zu erreichen. Als Anreiz zum Mitmachen gibt es nun 42 Euro für
eine Sammelaktion von zwei bis vier Stunden.
## Machbarkeitsstudie für Grundeinkommen
Eine junge Frau findet die Initiative „sehr sinnvoll“ und unterschreibt.
Als Krankenschwester sei ihr Verdienst bei hohem Arbeitsaufwand gering. Mit
dem Grundeinkommen würde sie weniger arbeiten und sich so entlasten.
Ein erfolgreicher Volksentscheid soll zu einer wissenschaftlich begleiteten
Machbarkeitsstudie des bedingungslosen Grundeinkommens führen. Hierfür
sollen etwa 3.500 Menschen über drei Jahre hinweg monatlich 1.200 Euro
erhalten. Parallel soll es eine Vergleichsgruppe geben, die kein
Grundeinkommen erhält.
Can Türk, der es sich auf einer Wiese im Park gemütlich gemacht hat, ist
skeptisch. „Es ist fraglich, ob wir in einer Demokratie leben, wenn so ein
Entscheid dann nicht durchgesetzt wird – wie bei [3][Deutsche Wohnen & Co
enteignen]“, sagt er. Schließlich unterschreibt aber auch er.
## Verringerung sozialer Ungleichheit
Ob das Grundeinkommen tatsächlich zu einer Verringerung sozialer
Ungleichheit führen kann, wird kontrovers diskutiert. [4][Das
Bundesfinanzministerium] hält die „Stärkung der gesellschaftlichen
Solidarität“ sogar für fraglich.
Ein größerer Feldversuch ist allerdings der beste Weg, herauszufinden, ob
und wie das bedingungslose Grundeinkommen eine gute Idee für alle 80
Millionen ist. [5][Dieser Versuch] ist eine Unterschrift wert.
9 Aug 2022
## LINKS
[1] https://www.volksentscheid-grundeinkommen.de/
[2] /Volksbegehren-in-Berlin/!5870906
[3] /Debatte-um-Deutsche-Wohnen-Enteignen/!5867339
[4] https://www.bundesfinanzministerium.de/Content/DE/Downloads/Ministerium/Wis…
[5] /Bedingungsloses-Grundeinkommen/!5852815
## AUTOREN
Sean-Elias Ansa
## TAGS
Volksentscheid
Bedingungsloses Grundeinkommen
Bürgerinitiative
Schwerpunkt Klimawandel
Direkte Demokratie
Bündnis 90/Die Grünen
Schwerpunkt Rot-Rot-Grün in Berlin
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