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# taz.de -- Filmtipps für Berlin: Neue und ganz alte Meisterwerke
> „Parallele Mütter“ zeigt Almodóvar auf dem Höhepunkt seiner Kunst. Im
> Freiluftkino Pompeji läuft Charlie Chaplins „Modern Times“ als
> Filmkonzert.
Bild: Charlie Chaplin in „Modern Times“ (1936)
Zwei Frauen begegnen sich auf einer Entbindungsstation: Janis (Pénelope
Cruz), eine Modefotografin Ende 30, und die noch minderjährige Ana (Milena
Smit). Wenig später entdeckt Janis durch einen Gentest, dass man ihre
Töchter im Krankenhaus offenbar vertauscht hat.
Doch als sie Ana wiederbegegnet, berichtet diese, dass ihr Baby kürzlich am
plötzlichen Kindstod verstorben ist. Janis sagt vorerst nichts und lädt Ana
ein, bei ihr zu wohnen und sich um das Baby zu kümmern, von dem sie nun
sicher annimmt, dass es sich um Anas leibliches Kind handelt. Ein
melodramatischer Höhepunkt rückt immer näher.
„Parallele Mütter“ zeigt den spanischen Regisseur Pedro Almodóvar einmal
mehr auf dem Höhepunkt seiner Kunst. Und das nicht zuletzt, weil er in
einer zweiten Ebene die Geschichte von Janis und Ana geschickt mit einer
Story um die Exhumierung von ermordeten Opfern der Falangisten aus der Zeit
des Spanischen Bürgerkriegs verknüpft.
Die genetischen Tests, die zur Identifikation nötig sind, entsprechen dabei
sehr genau dem Mutterschaftstest, den Janis an sich selbst vornimmt. Die
Frage, wann genetische Verwandtschaft eine Rolle spielt und wann man sich
viel besser in der Wahlverwandtschaft von Freunden und Liebespartnern
einrichtet, löst Almodóvar dann ganz cool mit einer Art Familienfoto an der
Exhumierungsstätte auf.
Da stehen alle Beteiligten dann noch einmal zusammen, die Probleme sind
aussortiert, und irgendwie ist der Grad der Verwandtschaft plötzlich gar
nicht mehr so wichtig. Hauptsache, man kümmert sich um einander (14. 7.,
14.50 Uhr, [1][B-ware! Ladenkino], 15. 7.,21.30 Uhr [2][Sommerkino am
Kulturforum], 15.7., 21 Uhr, 16.7., 19. – 20. 7., 21.30 Uhr,
[3][Moviemento]).
Wie die meisten Stummfilmkomiker besaß auch Charlie Chaplin ein geniales
Bewegungstalent, das sich bei ihm immer wieder in tänzerischen Einlagen
ausdrückte: In „Modern Times“ (1936) fährt er beispielsweise als
Nachtwächter eines Kaufhauses in einer quasi-traumwandlerischen
Rollschuheinlage mit verbundenen Augen unwissentlich immer wieder
haarscharf an einem Abgrund vorbei.
Und als singender und tanzender Kellner tritt er mit derart viel Aplomb
auf, dass seine Manschetten, auf die er den Text seines Liedes geschrieben
hat, dabei sofort wegfliegen. In der Folge singt Charlie in einer
Fantasiesprache – denn obwohl „Modern Times“ bereits 1936 entstand, enth�…
der Film keine verständlichen Dialoge. Passend zu Chaplins musikalischen
Talenten zeigt das Pompeji-Freiluftkino „Modern Times“ als „Cinematic
Concert“ mit Live-Musik (18. 7., 21.30 Uhr, [4][Pompeji-Freiluftkino]).
Die schwedische Schauspielerin Anita Ekberg ist mir tatsächlich mal „in
echt“ begegnet – und zwar ganz profan auf dem Korridor des Pressezentrums
der Berlinale. Da war sie allerdings schon recht alt und saß aufgrund eines
Beinbruchs im Rollstuhl.
Das war in Federico Fellinis „La Dolce Vita“ (1960), seinem genialen
Porträt der Reichen, Schönen und Nutzlosen von Rom, noch deutlich anders
gewesen: Die Szene, in der sie als üppige blonde Schönheit im Trevi-Brunnen
badet, ist zweifellos ein Klassiker der Filmgeschichte mit hohem
Wiedererkennungswert.
Die digital restaurierte Fassung von „La Dolce Vita“ kommt jetzt für einen
Eventstart noch einmal ins Kino – die Begegnung mit Anita Ekberg lohnt
immer (16. – 17.7., 11 Uhr, [5][B-ware! Ladenkino], 17.7., 11.25 Uhr,
[6][Kino in der Kulturbrauerei]).
14 Jul 2022
## LINKS
[1] https://ladenkino.de/
[2] https://www.yorck.de/kinos/sommerkino-kulturforum
[3] https://www.moviemento.de/
[4] https://zukunft-ostkreuz.de/freiluftkino.html
[5] https://ladenkino.de/
[6] https://www.cinestar.de/berlin-kino-in-der-kulturbrauerei
## AUTOREN
Lars Penning
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