Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Fragen und Antworten zur Coronapandemie: Nach der Welle ist vor der…
> Die Covid-Neuinfektionen sinken derzeit. Aber was erwartet uns im Herbst?
> Ein paar Antworten auf die derzeit drängendsten Fragen.
Bild: Die Maske als unverzichtbares Accessoire – weiterhin nur in der U-Bahn?
Wo stehen wir in Deutschland mit Corona?
Die Sommerwelle scheint abzuflauen. Das spiegelt sich in den [1][Zahlen der
Neuinfektionen], die schon seit zwei Wochen sinken. Auch in den
Krankenhäusern sieht es so aus, als ob weniger Patienten wegen Covid
eingeliefert werden, wobei endgültige Informationen dazu noch nicht
vorliegen. Dazu passt aber, dass das Robert-Koch-Institut aktuell einen
R-Wert von unter 1 angibt. Die Zahl der Todesfälle steigt derzeit noch
leicht, könnte, wenn sich die anderen Trends bestätigen, aber wieder
abnehmen.
Damit wäre die insgesamt sechste – oder, je nach Zählweise, siebte – Welle
vorbei und vergleichsweise glimpflich verlaufen. Allerdings hat sich
bislang gezeigt: Nach der Welle ist vor der Welle. ExpertInnen gehen davon
aus, dass auch eine Winterwelle nicht die letzte sein wird.
Wie wird der Winter?
Es kommt in erster Linie darauf an, welche Variante von Sars-CoV-2 sich in
der kalten Jahreszeit ausbreitet. Sollte sich eine weitere Omikron-Mutante
durchsetzen, die ähnliche Krankheitsverläufe verursacht wie [2][BA.5], dann
wird Modellen zufolge zwar eine weitere Coronawelle durchs Land gehen. Aber
das Gesundheitssystem wird mit wenigen Maßnahmen vor der Überlastung
geschützt sein.
Anders sieht es aus, wenn ein verschärftes Omikron oder eine neue, sehr
krankmachende Variante ins Spiel kommt: Nach aktuellen Berechnungen kann es
dann binnen Wochen zu katastrophalen Zuständen in den Kliniken und sehr
vielen Todesfällen kommen. Das ließe sich nur durch umfangreiche Maßnahmen
verhindern.
Brauche ich eine vierte Impfung?
Eine vierte Impfung schadet wahrscheinlich nicht. Nützen wird sie nur, wenn
das Immunsystem infolge hohen Alters oder anderer gesundheitlicher
Vorbelastungen eingeschränkt ist und noch nicht gut geschützt. Bei Gesunden
mit gutem Impfschutz fängt das Immunsystem einen zweiten Booster ab, bevor
er überhaupt wirken kann. Entsprechend empfiehlt die Ständige
Impfkommission am Robert-Koch-Institut eine vierte Dosis nur für mehr als
70-Jährige und für andere Menschen mit erhöhtem Risiko.
Wichtig: Was für die vierte Dosis als zweiten Booster gilt, gilt in keiner
Weise für die dritte Impfdosis, die bisher als erster Booster bezeichnet
wurde. „Viele Studien, auch unsere eigenen, zeigen ganz deutlich, dass die
dritte Impfung auch bei Jüngeren ein Muss ist, um länger anhaltende
Immunantworten zu induzieren“, sagt Andreas Thiel vom [3][Berlin Institute
of Health]. Nur dreifach geimpft heißt daher vollständig geimpft.
Wann kommt der nächste Impfstoff?
Pfizer und Biontech haben die Zulassungsstudien für einen Omikron-Impfstoff
bereit bei der europäischen Zulassungsbehörde eingereicht. Wann die
Zulassung erfolgt, steht noch nicht fest. Nach Angaben der Europäischen
Arzneimittelbehörde EMA wird eine Zulassung aber im September angestrebt –
also vor dem Herbst und Winter.
Wie groß ist derzeit das Risiko, an Long Covid zu erkranken?
Eine Analyse aus Großbritannien hat gezeigt, dass das Risiko für Long Covid
nach einer Infektion mit den Omikron-Varianten geringer ist, als es bei
Delta der Fall war. Trotzdem bleibt das absolute Risiko vermutlich hoch.
Schätzungen gehen davon aus, dass etwa ein Drittel der Delta-PatientInnen
längerfristige gesundheitliche Probleme hatte, viele sind bis heute nicht
gesund. Vollständig Geimpfte haben nach derzeitigem Kenntnisstand ein
deutlich geringeres Risiko, an Long Covid zu erkranken.
Was steckt hinter dem [4][Post-Vac-Syndrom]?
Zu einer sehr seltenen, aber dennoch möglichen Nebenwirkung der Impfungen
gehört ein Krankheitsbild, das praktisch identisch mit Long Covid ist, sich
also in Erschöpfung, Konzentrationsschwächen, Kopfschmerzen und anderen
Symptomen äußert. Das Risiko dafür liegt ersten Schätzungen zufolge bei
0,01 bis 0,02 Prozent.
Fachleute vermuten, dass dahinter ein ganz ähnlicher Mechanismus steckt wie
bei der Infektion: Das Virusprotein aus dem Impfstoff triggert eine
Fehlreaktion der körpereigenen Abwehr. Ein Risikofaktor für eine solche
Fehlreaktion könnten zum Teil unerkannte Krankheiten wie Morbus Crohn oder
eine Glutenunverträglichkeit sein. Zugleich ist aber völlig klar: Das
Risiko, ungeimpft an Long Covid zu erkranken, ist sehr viel höher als das
Risiko der Impfkomplikation.
Wird man irgendwann immun gegen Covid?
Virusbedingte Atemwegsinfektionen erzeugen in der Regel keine dauerhafte
und auch keine vollständige Immunität. Der Körper lernt durch Impfungen und
Infektionen jedoch nach und nach, besser mit dem Virus und seinen näheren
Verwandten umzugehen. Das gilt zumindest für Corona und nach bisherigem
Stand des Wissens.
Wie gut dreifach Geimpfte in zwei Jahren noch geschützt sind, ist aber
genauso wenig bekannt wie der Schutzstatus von Menschen, die ungeimpft sind
und mehrere Coronainfektionen überstanden haben. Allerdings steht fest,
dass eine Infektion nicht so gut und lang anhaltend schützt wie eine
Impfung.
Warum wird derzeit so heftig über die Quarantänepflicht diskutiert?
Bislang müssen sich nachweislich Infizierte zu Hause separieren, bis sie
freigetestet sind. Der [5][Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen
Bundesvereinigung, Andreas Gassen], hatte zuletzt jedoch gefordert, die
Quarantänepflicht abzuschaffen. Wer infiziert ist, aber keine Symptome hat,
soll nach Gassens Ansicht normal zu Arbeit gehen können.
MedizinerInnen warnen jedoch davor, die Konsequenzen zu unterschätzen –
insbesondere in den Krankenhäusern, die aufgrund der Quarantäne zwar selbst
unter erheblichem Personalmangel leiden und deshalb noch immer Operationen
verschieben müssen. Andererseits sind hier auch besonders viele Menschen
durch das Virus gefährdet.
„Wenn wir jetzt sagen, dass jeder wiederkommen kann, wenn er sich gut
fühlt, werden wir auch mehr Infektionen bei Patienten oder Mitarbeitenden
in den Kliniken sehen“, sagt Stefan Kluge, Leiter der Intensivmedizin am
Hamburger Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf. Ob man diese Infektionen
letztlich in Kauf nehmen wolle, sei sehr schwer abzuwägen. „Und: Im Herbst
und Winter wird es sicher nicht besser.“
3 Aug 2022
## LINKS
[1] /Coronazahlen-vom-02-August-2022/!5872216
[2] https://www.tagesschau.de/inland/corona-omikron-ba5-101.html
[3] https://www.bihealth.org/
[4] https://www.inforadio.de/rubriken/debatte/12-22/2022/06/corona-impfung-post…
[5] https://www1.wdr.de/nachrichten/gassen-kritik-impfplaene-lauterbach-100.html
## AUTOREN
Kathrin Zinkant
## TAGS
Schwerpunkt Coronavirus
Impfstoff
Quarantäne
Pandemie
GNS
Schwerpunkt Coronavirus
Schwerpunkt Coronavirus
Schwerpunkt Coronavirus
Schwerpunkt Coronavirus
Schwer mehrfach normal
Schwerpunkt Coronavirus
## ARTIKEL ZUM THEMA
Langzeitfolgen der Corona-Infektion: Herzkrank durch Longcovid
Jeder achte Coronapatient leidet unter Post- oder Longcovid. Mittlerweile
werden über 200 Symptome genannt, die auftreten können.
Coronazahlen vom 4. August 2022: Weniger Infektionen, mehr Tote
Trotz abnehmender Infektionszahl steigt die Zahl der Coronatoten. Es werden
auch mehr Opfer je Intensivpatient:innen beobachtet. Ein
Twitter-Thread.
Nachrichten zur Coronakrise: Kritik an Infektionsschutzgesetz
Ab Herbst können die Länder wieder eine Maskenpflicht verhängen.
Ärzt*innen bemängeln, dass es dafür keine genauen Vorgaben gibt.
Vorstellung des Infektionsschutzgesetzes: Winterfest mit Maske
Gesundheitsminister Lauterbach zeigt sich zufrieden mit dem Entwurf des
Infektionsschutzgesetzes. Dieser sieht mehr Verantwortung für die Länder
vor.
Long Covid überstanden: Endlich wieder peinlich
Nach Monaten mit Long Covid geht es der Tochter unserer Kolumnistin dank
einer Blutwäsche endlich besser. Aus dem Kind ist inzwischen ein Teenager
geworden.
Lauterbach für vierte Corona-Impfung: Zweiter Booster auch für Jüngere
Wegen steigender Coronazahlen rät Gesundheitsminister Lauterbach auch
Menschen unter 60 zur vierten Impfung. Die Stiko empfiehlt die bisher nur
für über 70-Jährige.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.