# taz.de -- +++ Nachrichten zum Ukrainekrieg +++: Straflager für Moskauer Abge… | |
> Moskau verurteilt einen Abgeordneten zu sieben Jahren Straflager wegen | |
> Kritik am Krieg in der Ukraine. Baerbock wirft Lawrow | |
> Gesprächsverweigerung vor. | |
Bild: Gorinow im Gerichtssaal am 8. Juli | |
## Sieben Jahre Straflager für Moskauer Abgeordneten | |
Weil er Russlands Krieg gegen die Ukraine öffentlich kritisiert hat, ist | |
ein Abgeordneter eines Moskauer Bezirksparlaments zu sieben Jahren | |
Straflager verurteilt worden. Die offizielle Begründung lautete, Alexej | |
Gorinow habe „vorsätzlich falsche Informationen über den Einsatz der | |
Streitkräfte der Russischen Föderation“ verbreitet. Das verkündete am | |
Freitag das zuständige Gericht in der russischen Hauptstadt. | |
Regierungsgegner hingegen kritisierten das Urteil als politisch motiviert | |
und als Vorwand, um den kritisch auftretenden 60-jährigen Juristen | |
loszuwerden. | |
Der Politiker wurde auf Grundlage eines recht neuen Gesetzes verurteilt, | |
das angebliche „Fake News“ über Russlands Armee unter Strafe stellt. Seit | |
Russlands Überfall auf die Ukraine Ende Februar haben unter Berufung auf | |
das umstrittene und gefürchtete Gesetz bereits mehrere Verfahren begonnen. | |
Aber Gorinows Strafe ist mit Abstand die härteste, die bislang verhängt | |
wurde. | |
Hintergrund der Ermittlungen gegen ihn ist eine Vorstandssitzung des | |
Bezirksparlaments Mitte März, bei dem es um die Frage ging, ob es einen | |
Zeichenwettbewerb für Kinder geben solle. Gorinow und eine mittlerweile ins | |
Ausland geflüchtete Kollegin sprachen sich gegen solche | |
Unterhaltungsangebote aus – mit Verweis auf das gegenwärtige Leid im | |
Nachbarland Ukraine. | |
Gorinow sprach in der Diskussion damals von „Krieg“ – und nicht wie | |
offiziell vom Kreml vorgegeben von einer „militärischen Spezial-Operation“. | |
Aufzeichnungen der Sitzung landeten später im Internet – und Gorinows Worte | |
wurden somit vom Gericht als öffentlich verbreitet gewertet. Russische | |
Oppositionelle reagierten schockiert auf das Urteil. Die Sprecherin des | |
inhaftierten Kremlgegners Alexej Nawalny, Kira Jarmysch, schrieb auf | |
Twitter: „Sieben Jahre Freiheitsentzug für Alexej Gorinow, der einfach nur | |
den Krieg „Krieg“ genannt hat – das ist wirklich entsetzlich.“ Auch Naw… | |
sprach zuletzt immer wieder von Krieg und kritisierte das Blutvergießen in | |
der Ukraine. (dpa) | |
## Russland droht erneut | |
Nach mehr als vier Monaten Krieg in der Ukraine hat Russland sein | |
militärisches Potenzial als „riesig“ bezeichnet und dem überfallenen Land | |
damit erneut gedroht. Im Moment werde nur ein „unbedeutender Teil“ des | |
Potenzials eingesetzt, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow der Agentur | |
Interfax zufolge am Freitag. | |
Peskow bekräftigte damit Aussagen von Kremlchef Wladimir Putin vom Vortag, | |
wonach Russland in der Ukraine noch nicht einmal richtig losgelegt habe. | |
Der russische Präsident hatte auch kampfeslustig auf Aussagen westlicher | |
Politiker reagiert, wonach die Entscheidung in der Ukraine auf dem | |
Schlachtfeld ausgetragen werden solle. | |
„Das Potenzial Russlands ist so riesig in der Hinsicht, dass nur ein | |
unbedeutender Teil davon jetzt eingesetzt wird bei der militärischen | |
Spezial-Operation“, sagte Peskow nach monatelangen Angriffen auf Dutzende | |
Städte der Ukraine. | |
Russland kritisiert seit langem die Lieferung schwerer Waffen des Westens | |
an die Ukraine als eine künstliche Verlängerung des Krieges. Westliche | |
Experten gehen allerdings davon aus, dass die militärische Kraft Russlands | |
auch wegen hoher Verluste deutlich geschwächt ist. | |
Bei einem Treffen mit führenden Vertretern des russischen Parlaments hatte | |
Putin am Donnerstag gesagt: „Heute hören wir, dass sie uns auf dem | |
Schlachtfeld schlagen wollen. Was soll man dazu sagen? Sollen sie es nur | |
versuchen.“ Der Kremlchef betonte einmal mehr, dass alle Ziele der | |
„Militäroperation“ erreicht würden – „ohne Zweifel“. | |
„Jeder sollte wissen, dass wir im Großen und Ganzen noch nichts Ernsthaftes | |
begonnen haben. Zugleich lehnen wir auch Friedensverhandlungen nicht ab. | |
Aber diejenigen, die darauf verzichten, sollten wissen, dass es schwerer | |
werden wird, mit uns zu verhandeln, je länger es weiter geht“, sagte er. | |
Putin warf dem Westen erneut vor, „bis zum letzten Ukrainer“ kämpfen zu | |
wollen. „Das ist eine Tragödie für das ukrainische Volk.“ | |
Russland fordert von der Ukraine unter anderem einen Verzicht auf Gebiete | |
für eine Lösung des Konflikts. Der ukrainische Präsident Wolodymyr | |
Selenskyj hingegen will mit schweren westlichen Waffen die von Russland | |
besetzten Gebiete zurückholen. Auch die 2014 von Russland annektierte | |
Schwarzmeer-Halbinsel Krim will er wieder in die Ukraine eingliedern. (dpa) | |
## Ukrainischer Gouverneur warnt vor einer Katastrophe in Sjewjerodonezk | |
Der Gouverneur von Luhansk hat vor einer Katastrophe in der von Russland | |
eroberten Stadt Sjewjerodonezk gewarnt. Serhij Hajdaj sagte am Freitag, das | |
russische Militär habe die gesamte kritische Infrastruktur in der Stadt | |
zerstört. Es gebe weder Wasser, noch Strom oder ein funktionierendes | |
Abwassersystem, während in den überhitzten Wohnungen Leichen verwesten. | |
Hajdaj warf den russischen Streitkräfte vor, wahllosen Artilleriebeschuss | |
einzusetzen, um ihre Gewinne in der ostukrainischen Provinz Luhansk zu | |
sichern. Moskau erklärte diese Woche, seine Soldaten hätten die | |
vollständige Kontrolle über Luhansk erkämpft, doch Gouverneur Hajdaj und | |
andere ukrainische Vertreter erklärten, ihre Truppen hielten weiterhin | |
einen kleinen Teil der Provinz. „Luhansk ist noch nicht vollständig | |
eingenommen, obwohl die Russen ihr gesamtes Arsenal eingesetzt haben, um | |
dieses Ziel zu erreichen“, sagte Hajdaj der Nachrichtenagentur AP. In | |
Dörfern an der Grenze der Region werde noch gekämpft. | |
Das ukrainische Präsidialamt teilte am Freitag mit, bei russischen | |
Angriffen seien in den vorangegangenen 24 Stunden mindestens zwölf | |
Zivilisten getötet worden. Weitere 30 hätten Verletzungen erlitten. Zwei | |
Städte in Donezk, der zweiten Provinz im Donbass neben Luhansk, seien am | |
stärksten beschossen worden. Dort seien sechs Todesopfer bestätigt worden. | |
Der russische Präsident Wladimir Putin drängte Kiew bei einem Treffen mit | |
Fraktionschefs am Donnerstag, schnell die Bedingungen Moskaus zu | |
akzeptieren oder sich auf das Schlimmste vorzubereiten. Russland habe in | |
der Ukraine noch gar nicht richtig angefangen, sagte er nach mehr als vier | |
Monaten Krieg. | |
Kreml-Sprecher Dmitri Peskow sagte, der Präsident habe damit auf | |
Erklärungen der ukrainischen Regierung und ihrer westlichen Verbündeten | |
reagiert, Russland auf dem Schlachtfeld besiegen zu wollen. „Das russische | |
Potenzial ist so groß, dass nur ein kleiner Teil davon in der speziellen | |
Militäroperation genutzt wurde“, sagte Peskow am Freitag vor Reportern. | |
„Und deshalb sind die westlichen Erklärungen völlig absurd und tragen nur | |
zum Leid des ukrainischen Volkes bei.“ (ap) | |
## UN warnen vor gesundheitlichen Folgen des russischen Krieges | |
Die UN haben vor den verheerenden Folgen des Angriffskrieges Russlands für | |
die körperliche und mentale Gesundheit der Bevölkerung in der Ukraine | |
gewarnt. Viele Menschen in dem osteuropäischen Land seien den Attacken des | |
russischen Militärs schutzlos ausgeliefert, erklärte Dorit Nitzan, | |
Managerin der Weltgesundheitsorganisation, am Freitag per Videokonferenz | |
aus Odessa. | |
Explosionen und Raketeneinschläge führten zu Verbrennungen der Augen mit | |
teilweisen oder dauerhaften Erblindungen. Menschen müssten die Beine | |
amputiert werden, weil sie auf Landminen getreten seien. Der donnernde Lärm | |
der Bombardierungen könne das Gehör schädigen. Die ständige Angst, die | |
Trauer und die Ungewissheit erschütterten die psychische Gesundheit, sagte | |
die Medizinerin. | |
Nitzan wies auch die Menschen hin, die keine Krebsdiagnose und –behandlung | |
mehr erhielten. Andere Menschen hätten keinen Zugang zu Medikamenten gegen | |
Bluthochdruck. Als Folge erlitten sie Herzversagen oder einen Schlaganfall. | |
Auch Diabetiker warteten vergeblich auf eine Behandlung. Frühgeborene | |
Kinder, schwangere Frauen und ältere Menschen würden zurückgelassen und | |
seien von der nötigen Fürsorge ausgeschlossen. | |
Seit Beginn des russischen Überfalls auf die Ukraine am 24. Februar hat das | |
russische Militär laut der WHO Hunderte Krankenhäuser, Kliniken, Ambulanzen | |
und andere Gesundheitseinrichtungen beschossen, beschädigt oder zerstört. | |
Zudem kämpft das ukrainische Gesundheitswesen mit einem Mangel an Personal, | |
Medikamenten, Apparaturen und Energie. (epd) | |
## Russland hält an Eroberung von Donbass fest | |
Russland hält nach Angaben seines Botschafters in Großbritannien an seinem | |
Ziel einer Eroberung des gesamten Donbass fest. Zudem sei ein Rückzug | |
russischer Truppen aus der Südukraine unwahrscheinlich, sagt Botschafter | |
Andrej Kelin der Nachrichtenagentur Reuters in London. Zur Begründung gibt | |
Kelin an, nach einem russischen Rückzug würde es in den jeweiligen Gebieten | |
zu Provokationen und zur Erschießung von Menschen kommen. Die Ukraine werde | |
sich früher oder später entscheiden müssen, ob sie einem Friedensabkommen | |
mit Russland zustimme oder die Kämpfe bis zum Zusammenbruch fortsetze, sagt | |
der Botschafter. (rtr) | |
## Baerbock wirft Lawrow Gesprächsverweigerung vor | |
Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) hat dem russischen | |
Außenminister Sergej Lawrow nach dessen Verlassen des G20-Treffens auf Bali | |
Gesprächsverweigerung vorgeworfen. „Dass der russische Außenminister einen | |
großen Teil der Verhandlungen hier nicht im Raum, sondern außerhalb des | |
Raumes verbracht hat, unterstreicht, dass es keinen Millimeter an | |
Gesprächsbereitschaft der russischen Regierung derzeit gibt“, sagte | |
Baerbock am späten Nachmittag (Ortszeit) auf der indonesischen Insel. | |
Lawrow hatte den Saal im Luxushotel Mulia am Freitag gleich nach seiner | |
Rede verlassen und sich die Wortmeldungen seiner Kritiker gar nicht mehr | |
angehört. Anschließend warf er dem Westen vor, den Übergang zu einer | |
friedlichen Lösung des Konflikts in der Ukraine zu verhindern. | |
Baerbock betonte, gerade bei der wichtigen Frage, wie die weltweite | |
Ernährungskrise bewältigt werden könne, sei Lawrow nicht anwesend gewesen. | |
„Daher gilt umso mehr, dass wir als führende Industriestaaten der G7 jetzt | |
gemeinsam die Staaten des globalen Südens unterstützen, dass wir dafür | |
sorgen, dass die Menschen, die ohnehin schon leiden, nicht in eine viel, | |
viel tiefere Hungersnot hineinrutschen.“ Die allermeisten Vertreter bei dem | |
Treffen hätten „den brutalen Angriffskrieg Russlands“ als größte aktuelle | |
Gefahr verurteilt, sagte Baerbock und weiter: „Der Appell aller 19 Staaten | |
war sehr deutlich an Russland: Dieser Krieg muss ein Ende haben.“ Am Abend | |
wollte Baerbock weiter in den Inselstaat Palau im Südpazifik reisen. | |
Der außenpolitische Sprecher der Union, Jürgen Hardt (CDU), begrüßt die | |
Linie von Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) gegenüber ihrem | |
russischen Amtskollegen Sergej Lawrow beim G20-Treffen auf Bali. „Ich halte | |
diese Haltung für richtig. Das Wichtigste ist, dass wir eine einheitliche | |
Haltung unter den G7- und den EU-Mitgliedern, die teilnehmen am G20, haben. | |
Das ist gelungen“, sagt Hardt im Deutschlandfunk. Baerbock hatte Russland | |
bereits am Donnerstag zum Auftakt des G20-Treffens scharf kritisiert. Im | |
November kommen die Regierungschef zum G20-Gipfel zusammen. (dpa/rtr) | |
## Bundestag stimmt Nato-Betritt von Finnland und Schweden | |
Der Bundestag hat einem Beitritt von Finnland und Schweden zur Nato | |
zugestimmt. Eine Mehrheit der Abgeordneten votierte am Freitag in Berlin | |
für ein Gesetz, das die Voraussetzung zur Annahme entsprechender Protokolle | |
durch Deutschland ist. Dafür stimmten die Fraktionen der Ampel-Koalition | |
aus SPD, Grünen und FDP sowie aus der Opposition die Union und mehrheitlich | |
die AfD. Ablehnung gab es aus der Linken. Die eigentliche | |
Ratifizierungsurkunde stellt Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier aus. | |
Der Schritt Schwedens und Finnlands ist eine unmittelbare Reaktion auf den | |
russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Am Dienstag hatten die | |
Botschafter der 30 Bündnisstaaten im Hauptquartier in Brüssel in | |
Anwesenheit der Außenminister der beiden nordischen Länder bereits die | |
sogenannten Beitrittsprotokolle unterzeichnet. Bisher haben Kanada, | |
Estland, Norwegen, Dänemark und Island einen Beitritt ratifiziert. | |
Die Bundesregierung warb am Freitag zum Auftakt der Debatte um Zustimmung. | |
„Die geplanten Beitritte Finnlands und Schwedens zum Nordatlantischen | |
Verteidigungsbündnis sind von herausragender Bedeutung für uns und unsere | |
Partner angesichts der Erschütterungen, die wir aufgrund des russischen | |
Angriffskriegs gegen die Ukraine in Europa und in der ganzen Welt | |
erfahren“, sagte Tobias Lindner (Grüne), Staatsminister im Auswärtigen Amt, | |
der für die Regierung sprach. | |
In einer dramatisch veränderten Sicherheitslage in Europa bedeute dieser | |
Beitritt nicht nur für die nordischen Partner zusätzliche Sicherheit, | |
sondern auch für die Nato insgesamt einen Zugewinn an Stärke und | |
Zusammenhalt, sagte Lindner. Mit beiden Staaten gebe es zudem eine lange | |
Partnerschaft. Lindner: „Wir stärken heute die demokratischen Werte der | |
Nato.“ (dpa) | |
## Putins Äußerung im Parlament | |
Russland hat nach Darstellung von Präsident Wladimir Putin in der Ukraine | |
gerade erst angefangen. „Jeder sollte wissen, dass wir im Großen und Ganzen | |
noch nicht richtig losgelegt haben“, sagte Putin am Donnerstag in einer | |
kämpferischen Rede vor hochrangigen Abgeordneten. | |
Allerdings sprach er auch zum ersten Mal seit Wochen die Möglichkeit von | |
Verhandlungen an. „Gleichzeitig lehnen wir [1][Friedensverhandlungen] nicht | |
ab“, sagte er. „Aber diejenigen, die diese ablehnen, sollten wissen, dass | |
es schwieriger für sie wird mit uns zu verhandeln, je länger es dauert.“ | |
Die Regierungen in Moskau und Kiew haben zuletzt erklärt, die Gespräche | |
seien abgebrochen worden. (rtr) | |
## 🐾 Russland auf dem G20-Gipfel | |
Beim Treffen der Außenminister reist Sergej Lawrow vorzeitig ab. Dabei | |
setzt Moskau aus „Business as usual“ – trotz des Krieges gegen die Ukrain… | |
[2][taz-Autorin Inna Hartwich berichtet.] | |
## Westliche Verbündete rufen Russland zur Beendigung des Krieges auf | |
Die USA und ihre westlichen Verbündeten haben Russland beim | |
Außenministertreffen der G20-Staaten in Indonesien zur Beendigung des | |
Angriffskriegs in der Ukraine aufgerufen. Bei den Beratungen am Freitag auf | |
der Insel Bali sei Russland mit Forderungen zahlreicher Staaten | |
konfrontiert worden, den Krieg zu beenden, sagte US-Außenminister | |
[3][Antony Blinken]. Ein „starker Chor aus der ganzen Welt“ habe Moskau | |
dazu gedrängt, die Angriffe einzustellen. | |
Die Außenministerin des Gastgeberlandes Indonesien, Retno Marsudi, hatte | |
das Treffen auf Bali mit einem Friedensappell eröffnet. „Es ist unsere | |
Verantwortung, den Krieg eher früher als später zu beenden und unsere | |
Meinungsverschiedenheiten am Verhandlungstisch beizulegen und nicht auf dem | |
Schlachtfeld auszutragen“, sagte sie. | |
Das Außenministertreffen gilt angesichts der Teilnahme des russischen | |
Außenministers Sergej Lawrow als diplomatisch äußerst heikel. Während die | |
EU und die USA wegen des Ukraine-Krieges Sanktionen gegen Russland verhängt | |
haben, halten sich G20-[4][Staaten wie China], Indien und Südafrika mit | |
einer Verurteilung des russischen Einmarschs in der Ukraine zurück. | |
Vor Beginn der Gespräche hatten westliche Teilnehmer vor einem Missbrauch | |
der Veranstaltung durch Moskau gewarnt. Bundesaußenministerin Annalena | |
Baerbock (Grüne) sagte vor ihrer Abreise nach Bali, Russland dürfe „nicht | |
einfach die Bühne“ überlassen werden. | |
Vor dem Auftakt der G20-Beratungen traf sich US-Außenminister Antony | |
Blinken mit Baerbock, Frankreichs Außenministerin Catherine Colonna und | |
einem ranghohen britischen Regierungsvertreter, um über Russlands | |
„unprovozierten und ungerechtfertigten Krieg“ in der Ukraine zu sprechen, | |
wie das US-Außenministerium mitteilte. Dabei seien Maßnahmen gegen die | |
weltweite Lebensmittelkrise erörtert worden. | |
Nach Angaben aus US-Regierungskreisen wird Blinken ein direktes Treffen mit | |
Lawrow vermeiden und stattdessen Moskau für die Verursachung der weltweiten | |
Nahrungsmittel- und Energiekrise verantwortlich machen. | |
Auch Lawrow zeigte Blinken auf Bali die kalte Schulter. Er werde den USA | |
nicht „hinterherlaufen“, sagte er zu Journalisten. „Es waren nicht wir, d… | |
den Kontakt abgebrochen haben, sondern die Vereinigten Staaten“, fügte der | |
russische Außenminister hinzu. Während einer per Videoschalte übertragenen | |
Rede des ukrainischen Außenministers Dmytro Kuleba war Lawrow im | |
Sitzungssaal nicht anwesend, wie AFP aus Diplomatenkreisen erfuhr. | |
## Lawrow verlässt G20-Treffen vor Rede des ukrainischen Außenministers | |
Der russische Außenminister Sergej Lawrow [5][verlässt das G20-Treffen] der | |
führenden und aufstrebenden Wirtschaftsmächte auf Bali vorzeitig. „Lawrow | |
führt noch bilaterale Gespräche, danach wendet er sich an die Presse und | |
reist ab“, teilte die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria | |
Sacharowa, der Deutschen Presse-Agentur am Freitag auf Anfrage mit. Er | |
nimmt demnach nicht am offiziellen Essen und an der Nachmittagssitzung | |
teil. | |
Lawrow verließ nach Angaben aus Delegationskreisen direkt nach seiner Rede | |
den Sitzungssaal. Er habe sich damit auch der Replik von | |
[6][Außenministerin Annalena Baerbock] (Grüne) entzogen, hieß es weiter. | |
Baerbock war als amtierende Vorsitzende der G7-Gruppe führender | |
demokratischer Wirtschaftsmächte direkt nach Lawrow als nächste Rednerin | |
vorgesehen. Im Saal saß der Russe zwischen Vertretern aus Saudi-Arabien und | |
Mexiko. | |
Die Anwesenheit Lawrows bei dem G20-Treffen galt auch als Test für eine | |
mögliche Teilnahme von Kremlchef Wladimir Putin am G20-Gipfel am 15. und | |
16. November, der ebenfalls auf Bali stattfindet. Mehrere Staaten hatten | |
ihre Teilnahme infrage gestellt, sollte Putin persönlich zum Gipfel kommen. | |
Bei der Begrüßung Lawrows am Donnerstag riefen zwei deutsche Journalisten | |
dem Minister Fragen zu. Der ZDF-Korrespondent Andreas Kynast fragte: „When | |
do you stop the war?“ (deutsch: „Wann beenden Sie den Krieg?“). Kynast | |
wurde im Anschluss nach eigenen Angaben von indonesischen | |
Sicherheitsbeamten aus der Empfangshalle gebracht. Weitere Einschränkungen | |
für ihn gab es demnach zunächst nicht. Ein zweiter deutscher Journalist | |
rief Lawrow die Frage zu: „Why don't you stop the war?“ (deutsch: „Warum | |
beenden Sie den Krieg nicht?“). | |
Zum Auftakt des Treffens rief Gastgeberin Retno Marsudi eindringlich zu | |
einem Ende des russischen Angriffskrieges in der Ukraine auf. „Unsere | |
Verantwortung ist es, den Krieg so schnell wie möglich zu beenden. Und | |
Brücken zu bauen und nicht Mauern“, sagte die indonesische Außenministerin. | |
Der weltgrößte Inselstaat hat derzeit den Vorsitz des G20-Staatenbundes. | |
Indonesien, das derzeit den G20-Vorsitz hat, hatte nach einer Reise von | |
Präsident Joko Widodo nach Moskau und Kiew Ende Juni angeboten, zwischen | |
den Konfliktparteien zu vermitteln. Marsudi sagte in ihrer Eröffnungsrede, | |
die Staatengruppe müsse die Chance des Treffens nutzen, um Vertrauen | |
aufzubauen und „dem Frieden eine Chance zu geben“. Sie rief eindringlich | |
zum Multilateralismus auf, also zur Zusammenarbeit der Staaten bei der | |
Lösung der derzeitigen politischen und gesellschaftlichen Probleme. | |
„Globale Herausforderungen bedürfen globaler Lösungen“, erklärte sie. | |
Baerbock hatte am Donnerstagabend kurz nach ihrem Eintreffen auf Bali | |
gesagt, sie werde in ihrer Replik auf Lawrow „sehr deutliche Worte finden, | |
dass wir diesen Bruch des internationalen Völkerrechts nicht akzeptieren“. | |
(dpa) | |
## Lawrow kritisiert Politik des Westens im Ukraine-Konflikt | |
Der russische Außenminister [7][Sergej Lawrow] hat dem Westen vorgeworfen, | |
den Übergang zu einer friedlichen Lösung des Konflikts in der Ukraine zu | |
verhindern. Wenn die EU und die USA einen Sieg der Ukraine auf dem | |
Schlachtfeld anstrebten, „dann haben wir wahrscheinlich mit dem Westen | |
nichts zu besprechen“, sagte Lawrow am Freitag auf der indonesischen Insel | |
Bali. Nach seiner Rede verließ er das Treffen der Gruppe der 20 führenden | |
und aufstrebenden Nationen vorzeitig. | |
Lawrow warf dem Westen auch vor, die Ukraine dazu zu drängen, für die | |
Kämpfe „seine Waffen zu benutzen“. Der Minister kritisierte, dass die | |
Vertreter westlicher Staaten Russland wegen der Lage in der Ukraine als | |
„Aggressor“ und „Besatzer“ anprangere, ohne sich die Gründe anzusehen. | |
Russland sieht es als sein Recht einer unabhängigen Politik an, seine | |
Interessen in der Ukraine mit militärischer Gewalt durchzusetzen und | |
kritisiert die westlichen Sanktionen als illegal. Er sei nach Bali | |
gekommen, um sich einen Eindruck zu verschaffen, „wie der Westen atmet“, | |
sagte Lawrow. | |
Lawrows Besuch auf Bali sollte auch der Vorbereitung einer möglichen Reise | |
von Kremlchef Wladimir Putin zum G20-Gipfel im November dienen. Es ist | |
unklar, ob Putin persönlich oder per Video teilnimmt. (dpa) | |
## 🐾 Krieg in der Ukraine: Kaum Erfolge für Russland | |
Die russischen Angriffe auf die Ostukraine gehen unvermindert weiter. Doch | |
Experten sehen Anzeichen dafür, dass sich die Offensive abschwächt. | |
[8][taz-Redakteurin Barbara Oertel berichtet.] | |
## Zeitpunkt für Getreidegespräche mit Ukraine unklar | |
Russland ist nach Angaben von Außenminister Sergej Lawrow bereit, mit der | |
Ukraine und der Türkei [9][über Getreide zu verhandeln]. Es sei aber | |
unklar, wann solche Gespräche stattfinden könnten, sagte Lawrow am Freitag | |
beim G20-Außenministertreffen im indonesischen Nusa Dua. In der Urkaine | |
lagern Millionen Tonnen Getreide, die nicht exportiert werden können. | |
Lawrow kritisierte, dass auf dem G20-Treffen von den westlichen Staaten | |
mehr über Russland als die weltweiten ökonomischen Probleme gesprochen | |
werde. Bundesaußenministerin Annalena Baerbock hatte Moskau am Donnerstag | |
scharf kritisiert und Russland mit seinem Angriff auf die Ukraine die | |
Verantwortung für die weltweit steigenden Energie- und Nahrungsmittelpreise | |
gegeben. Indonesien als Gastgeber forderte ein rasches Ende des Krieges in | |
der Ukraine. | |
Das Treffen der Minister der 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer | |
gilt auch als wegweisend für den Gipfel der G20-Staats- und Regierungschefs | |
im November, zu dem Russlands Präsident Wladimir Putin bereits seine | |
Teilnahme angekündigt hat. (rtr) | |
## 🐾 Ukrainische Flüchtlinge auf der Krim | |
Viele Ukrainer sind mangels Alternativen nach Russland geflohen. Zum Unmut | |
anderer Ukrainer, aber auch vieler Russen. Unterstützung gibt es kaum. | |
[10][Von taz-Kolumnistin Xenia Barbich.] | |
8 Jul 2022 | |
## LINKS | |
[1] /Krieg-und-Pazifismus/!5850799 | |
[2] /Russland-auf-dem-G20-Gipfel/!5866373 | |
[3] /US-Aussenminister-Blinken-in-der-Ukraine/!5826031 | |
[4] /Mit-Ukraine-und-Russland-gut-Freund/!5839836 | |
[5] /-Nachrichten-zum-Ukraine-Krieg-/!5866209 | |
[6] /Baerbock-in-Ukraine/!5854029 | |
[7] /Russland-Serbien-und-der-Ukraine-Krieg/!5856605 | |
[8] /Krieg-in-der-Ukraine/!5866257 | |
[9] /Gestiegene-Getreidepreise/!5854800 | |
[10] /Ukrainische-Fluechtlinge-auf-der-Krim/!5865155 | |
## AUTOREN | |
Shoko Bethke | |
Canset Icpinar | |
## TAGS | |
Sergej Lawrow | |
Schwerpunkt Krieg in der Ukraine | |
Ukraine | |
Russland | |
G20-Gipfel | |
Wladimir Putin | |
Ukraine | |
Russland | |
Alexei Nawalny | |
Schwerpunkt Krieg in der Ukraine | |
Schwerpunkt Krieg in der Ukraine | |
Schwerpunkt Krieg in der Ukraine | |
Russland | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Staatstreue Medien in Russland: Neue Narrative für den Krieg | |
In einer Handreichung an staatstreue Medien gibt die russische Regierung | |
vor, wie über den Krieg in der Ukraine berichtet werden soll. | |
Russische Oppositionelle: Kein Deutschlandbezug, kein Visum | |
Für geflüchtete Russ:innen werden zu wenig Aufenthaltsgenehmigungen | |
ausgestellt. Ein Grund: fehlende Beziehungen zu Deutschland. | |
Alexej Nawalny gründet Stiftung: Aus dem Knast gegen Korruption | |
Der inhaftierte Kreml-Gegner Nawalny gründet eine | |
Anti-Korruptions-Stiftung. Die erste Einlage stammt von ihm selbst: das | |
Preisgeld seines Sacharow-Preises. | |
„Zugpartisanen“ in Russland: Den Krieg entgleisen lassen | |
Seit dem Überfall auf die Ukraine häufen sich in Russland Anschläge gegen | |
militärische Infrastruktur. Wer genau steckt dahinter? | |
Krieg in der Ukraine: Kaum Erfolge für Russland | |
Die russischen Angriffe auf die Ostukraine gehen unvermindert weiter. Doch | |
Experten sehen Anzeichen dafür, dass sich die Offensive abschwächt. | |
Norwegen scheut Konflikt mit Moskau: Fracht für Barentsburg | |
Norwegen hebt Transport-Sanktionen für die russische Siedlung auf | |
Spitzbergen auf, um ein Grenzabkommen mit Russland nicht zu gefährden. | |
Ukrainische Flüchtlinge auf der Krim: Angefeindet von beiden Seiten | |
Viele Ukrainer sind mangels Alternativen nach Russland geflohen. Zum Unmut | |
anderer Ukrainer, aber auch vieler Russen. Unterstützung gibt es kaum. |