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# taz.de -- Antidiskriminierung in Berlin: Sicher planschen ohne Oberteil
> Ein Wasserspielplatz in Berlin-Treptow hat seine Regeln angepasst. Nun
> dürfen dort auch Frauen ihre Brust entblößen.
Bild: Hier gehts zum Wasserspaß und nun auch Richtung Gleichberechtigung
BERLIN taz | Wenn der Wasserspielplatz Plansche in Treptow am 29. Juli nach
Sanierungsarbeiten wieder öffnet, dürfen sich dort explizit auch Frauen mit
nackter Brust sonnen oder von Wasser bespritzen lassen. Das geht aus den
„Häufig gestellten Fragen & Antworten“ auf der Webseite zur Plansche
hervor. Die Frage „Darf ich dort als Frau oben ohne planschen?“ taucht da
zwar so explizit nicht auf. Doch unter dem Punkt: [1][„Ist FKK auf dem
Gelände erlaubt / Gibt es Regeln zur Bekleidung?“] heißt es nun, dass der
Aufenthalt zwar nur in „handelsüblicher Badekleidung“ erlaubt sei. Doch
danach kommt der neue Zusatz: „Die Badebekleidung muss die primären
Geschlechtsorgane vollständig bedecken. Dies gilt für alle Geschlechter.“
Mit „primären Geschlechtsorganen“ sind gemeinhin Vulva und Penis gemeint.
Die weibliche Brust gilt als sekundäres Geschlechtsorgan.
Diese ergänzende Formulierung hatte [2][Doris Liebscher, Leiterin der
LADG-Ombudsstelle in der Justizverwaltung, empfohlen]. Denn vor gut einem
Jahr, im Juni 2021, war Gabrielle Lebreton, die sich auf dem Gelände des
Wasserspielplatzes oben ohne gesonnt hatte, erst von Sicherheitskräften und
dann von der Polizei aufgefordert worden, ihre [3][Brust zu bedecken oder
die Plansche zu verlassen]. Lebreton hatte sich erst geweigert – und sich
an die LADG-Ombudsstelle gewandt. Zudem verklagte sie den Bezirk auf
Grundlage des Landesantidiskriminierungsgesetzes (LADG) auf Entschädigung.
Im Zusammenhang damit hatte sich außerdem die [4][Initiative „Gleiche Brust
für alle“] gegründet, aus der auch [5][eine Petition hervorging]. Die
Initiative setzt sich inzwischen auch [6][außerhalb von Berlin dafür ein],
dass überall dort, wo Männer oder männlich gelesene Personen [7][ihren
Oberkörper unbedeckt zeigen dürfen, dies auch Frauen und weiblich gelesenen
Personen] uneingeschränkt erlaubt sein soll.
## „Ende der Ungleichbehandlung“
Philip Wohlfeil, Vorsitzender der Linksfraktion von Treptow-Köpenick, freut
sich über die geänderte Vorschrift, die nun den Aufenthalt von Frauen mit
freier Brust auf dem Wasserspielplatz klar regelt. Seine Fraktion hatte
diese Formulierung als Vorschlag in die Bezirksverordnetenversammlung (BVV)
eingebracht, die BVV hat darüber aber noch nicht abschließend abgestimmt.
„Nacktheit im öffentlichen Raum wird heute nicht mehr als grob ungehörig
oder gefährdend wahrgenommen“, schreibt Wohlfeil dazu in einer Erklärung
auf der Webseite seiner Partei. „Das Bezirksamt beendet damit die
Ungleichbehandlung aufgrund des Geschlechts.“ Er gehe davon aus, dass nun
auch die Sicherheitskräfte entsprechend geschult werden würden, sagte er
der taz.
Die Klage von Lebreton auf Entschädigung wird damit allerdings nicht
hinfällig. Eine Entscheidung darüber steht nach taz-Informationen noch aus,
sie könnte möglicherweise im Herbst fallen.
19 Jul 2022
## LINKS
[1] https://www.berlin.de/ba-treptow-koepenick/politik-und-verwaltung/aemter/st…
[2] /Kampf-fuer-Gleichberechtigung/!5843208
[3] /!5780983/
[4] https://www.facebook.com/pages/category/Nonprofit-organization/Gleiche-Brus…
[5] https://www.change.org/p/gleiche-brust-f%C3%BCr-alle
[6] /Gleichberechtigung-fuer-nackte-Oberkoerper/!5847274
[7] /Oben-Ohne-Demo-in-Berlin/!5784798
## AUTOREN
Uta Schleiermacher
## TAGS
LADG
Brüste
Landesantidiskriminierungsgesetz
Feminismus
IG
Schwerpunkt Rassismus
Diskriminierung
Gleichberechtigung
Landesantidiskriminierungsgesetz
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