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# taz.de -- Documenta-Chefin will nicht zurücktreten: Das Problem ist größer
> Documenta-Geschäftsführerin Sabine Schormann steht für ein Kulturmilieu,
> das Kritik an BDS mit Rassismusvorwürfen kontert.
Bild: Sabine Schormann bei der Eröffnung der Documenta fifteen in Kassel
Nachher will es wieder keiner gewesen sein. Kulturstaatsministerin Claudia
Roth sagte jüngst, die Verantwortlichen der documenta hätten versagt. Die
so vor allem Angesprochene, [1][documenta-Geschäftsführerin] Sabine
Schormann, blieb der Kulturausschusssitzung des Bundestags fern, in der
über antisemitische Darstellungen auf der Kunstschau gesprochen wurde.
Inzwischen wurde bekannt, dass mindestens 84 Teilnehmer*innen der
[2][documenta fifteen] Aufrufe zum Israelboykott unterschrieben haben,
während anscheinend unter den über 2.000 Beteiligten keine Künstlerin aus
Israel gefunden werden konnte.
Nun hat Schormann eine Erklärung abgegeben, in der sie alle Vorwürfe
zurückweist: Seit Januar hätten „zunächst pauschale
Antisemitismus-Vorwürfe“ im Raum gestanden: „Einzelne Beteiligte standen
aufgrund ihrer Herkunft oder (vermeintlichen) [3][BDS-Nähe] im Fokus.“ Das
ist falsch. Es wurde in der Debatte durchaus nüchterne Quellenkritik
betrieben. Die Herkunft von Künstlern war ebenfalls nicht der Punkt,
sondern ihre Unterstützung der BDS-Bewegung, die zum Teil mit
antisemitischen Klischees arbeitet, zum Teil die Existenz Israels infrage
stellt und sich unisono für einen Boykott israelischer Künstler und
Wissenschaftlerinnen ausspricht.
Schormann steht mit ihrer Wahrnehmung allerdings pars pro toto für einen
nicht kleinen Teil eines Kulturmilieus in Deutschland, das Kritik an den
Aktivitäten des BDS kurzerhand mit Rassismus gleichsetzt, weil ihm die
graue Wirklichkeit zu kompliziert ist. Wer sich Austausch mit dem Globalen
Süden wünscht, sollte Menschen, die von dort kommen, auf Augenhöhe
begegnen. Dazu gehört auch, solidarisch Kritik an ihren Äußerungen zu üben,
wenn es einen Dissens gibt, statt paternalistisch zu erklären, Leute aus
dem Globalen Süden dächten nun mal anders, wie man ständig zu hören
bekommt.
Es mehren sich nun Rücktrittsforderungen an Schormann aus der Politik.
Wichtiger ist, entschiedener all jenen entgegenzutreten, die Kritik an BDS
pauschal mit Rassismus gleichsetzen.
13 Jul 2022
## LINKS
[1] /Bundestagsausschuss-tagt-zu-Documenta/!5862719
[2] /Aufarbeitung-des-documenta-Skandals/!5863721
[3] /documenta-15-in-Kassel/!5863002
## AUTOREN
Ulrich Gutmair
## TAGS
Documenta
Bildende Kunst
Antisemitismus
BDS-Movement
Antisemitismus
Antisemitismus
Ausschuss
Schwerpunkt Kunst und Kolonialismus
Antisemitismus
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