# taz.de -- Oldenburgs Plan für einen Gasnotstand: Weniger Busse, um Energie z… | |
> Wegen des drohenden Gasnotstands wollen Kommunen Energie sparen. | |
> Oldenburg stellt einen Plan vor, laut dem auch der ÖPNV eingeschränkt | |
> werden soll. | |
Bild: Weniger genutzte Buslinien dürfen in Oldenburg vielleicht bald nicht meh… | |
Niedrigere Raumtemperaturen, kaltes Wasser, weniger Busse: Die Stadt | |
Oldenburg hat am Montag einen Plan vorgestellt, mit dem sie bis zu ein | |
Fünftel ihrer verbrauchten Energie einsparen will. Landesweit wird derzeit | |
diskutiert, wie Kommunen [1][Energie sparen] können, um so einem möglichen | |
Gasnotstand in Deutschland vorzubeugen. Mit den Vorschlägen will Oldenburg | |
eine Vorreiterrolle einnehmen. „Jede Kilowattstunde, die wir heute nicht | |
verbrauchen, trägt dazu bei, unsere Versorgung in diesem und im nächsten | |
Winter zu sichern“, sagt Oberbürgermeister Jürgen Krogmann. | |
In den vergangenen Monaten hatte eine Arbeitsgruppe Vorschläge erarbeitet. | |
Vorgestellt wurden nun verschiedene kurz- und mittelfristige Maßnahmen. | |
Aktuell verbrauche die Stadt etwa 41 Millionen Kilowattstunden Erdgas und | |
12 Millionen Kilowattstunden Strom, mit den Maßnahmen möchte die Stadt | |
Oldenburg „vorsichtigen Schätzungen“ nach etwa 10 bis 20 Prozent Energie | |
einsparen. Der Oberbürgermeister will sich nicht nur von russischem Gas | |
unabhängig machen, sondern nennt auch den Klimaschutz als Motivation dafür, | |
Energie zu sparen. | |
Ein Schwerpunkt der kurzfristig eingeführten Maßnahmen liegt auf der | |
[2][Raumtemperatur]: Auf 20 Grad Celsius soll die in städtischen Büro- und | |
Schulräumen sowie in Kindertagesstätten gesenkt werden. „Niemand soll | |
frieren, aber: Jedes Grad macht einen Unterschied. Fachleute sagen, dass | |
bereits ein Grad weniger Raumtemperatur zu rund sechs Prozent weniger | |
Energieverbrauch führt“, sagt Krogmann. | |
## Kaltes Wasser, Hallenbäder geschlossen | |
An Handwaschbecken im öffentlichen Raum soll es nur noch kaltes Wasser | |
geben, dasselbe gilt für die Duschen in Sporthallen – zumindest während der | |
Ferienzeiten. Auch die beiden Oldenburger Hallenbäder sollen bis Ende | |
August geschlossen werden. | |
Die kurzfristigen Maßnahmen sollten „möglichst sofort“ umgesetzt werden, … | |
die Stadt. Sie stößt damit innerhalb des Stadtrats überwiegend auf | |
verständnisvolle Reaktionen. Einige Maßnahmen hätten aus Sicht der Grünen | |
auch aus Klimaschutzgründen längst eingeführt werden können. „Die | |
Sparmaßnahmen sind aus der Not geboren, doch sie sind auch grundsätzlich | |
sinnvoll“, sagt die Grünen-Sprecherin Rita Schilling. | |
Auch dem CDU-Fraktionsvorsitzenden Christoph Baak zufolge sind die | |
Maßnahmen „alternativlos“ – er hätte sich aber eine höhere Beteiligung… | |
Stadtrats gewünscht. Die Maßnahmen seien vom Oberbürgermeister in | |
Abstimmung mit der Verwaltung beschlossen worden, ohne den Rat über die | |
konkreten Schritte zu informieren. | |
Kontroverser diskutiert werden die mittelfristigen Maßnahmen, die ab | |
September umgesetzt werden sollen. Oberbürgermeister Krogmann hat bereits | |
angekündigt, mit dem Rat in den Austausch darüber zu gehen. Auch technische | |
Details müssten dabei geklärt werden. Die Vorschläge sehen beispielsweise | |
vor, die Arbeit zu bestimmten Zeiten ins Home-Office zu verlagern und Büros | |
dichter zu belegen, damit einzelne Büros oder Etagen geschlossen werden | |
können. | |
## Energiekosten nicht auf Verbraucher umwälzen | |
In Abstimmung mit der Polizei möchte die Stadt außerdem die | |
Straßenbeleuchtung und Ampeln teilweise abstellen. Eine weitere Überlegung | |
ist, den öffentlichen Nahverkehr einzuschränken und nur noch die | |
wichtigsten Linien in Betrieb zu halten. Weniger Busse verbrauchen auch | |
weniger Erdgas, so die Logik. | |
Insbesondere diese Maßnahme wird im Stadtrat jedoch in Frage gestellt. „Die | |
Leistungsreduzierung des ÖPNV sehen wir kritisch“, sagt die Grüne Rita | |
Schilling. Die Vorschläge müssten noch einmal diskutiert werden. Dabei | |
wollen die Fraktionen auch eigene Vorschläge einbringen. Die | |
Verbraucherzentrale Niedersachsen warnt auf taz-Anfrage davor, die | |
Energiekosten auf die privaten Verbraucher abzuwälzen. | |
Weil Oldenburg mit dem Programm vorangegangen sei, könnten die Überlegungen | |
auch in die Energiesparpläne anderer Kommunen einbezogen werden, sagt | |
Stephan Meyn, Pressesprecher des Niedersächsischen Städte- und | |
Gemeindebundes. Zugleich wünsche sich der Städte- und Gemeindebund ein | |
einheitliches Vorgehen der Kommunen und hoffe auf Vorgaben des Landes, mit | |
dem man in engem Austausch stünde. | |
Die Stadt Oldenburg will mit ihren Maßnahmen nicht nur selbst zum | |
Energiesparen beitragen. Sie sollen auch als [3][„Sparimpuls an die | |
Bevölkerung“] dienen. Krogmann sagt: „Wir können die Energiekrise nur | |
gemeinsam meistern.“ | |
12 Jul 2022 | |
## LINKS | |
[1] /Energiesparplaene-des-Staates/!5863930 | |
[2] /Energiesparen-vor-dem-Winter-in-Berlin/!5866421 | |
[3] /Tipps-zum-Energie-sparen/!5864051 | |
## AUTOREN | |
Josephine von der Haar | |
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Franziska Giffey | |
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