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# taz.de -- Getötete Journalistin im Westjordanland: Das gleiche Fazit
> Die UN-Untersuchung zum Fall Shireen Abu Akleh kommt zum selben Schluss
> wie Medien und NGOs: Das israelische Militär habe die Journalistin
> erschossen.
Bild: Nun ein Schrein und Ausflugsziel: Der Ort, an dem die Journalistin Shiree…
Tel Aviv taz | Eine kriminologische Untersuchung gibt es bislang nicht –
stattdessen haben sich Journalist:innen und nun auch die UNO des Falles
Shireen Abu Akleh angenommen.
Die Reporterin des [1][Nachrichtensenders Al Jazeera] wurde am 11. Mai
erschossen, als sie über eine Razzia des israelischen Militärs in der Stadt
Jenin im Westjordanland berichtete. Die Palästinenserin war auch
amerikanische Staatsbürgerin.
Einige Wochen nach dem Vorfall untersuchten bereits der amerikanische
Fernsehsender [2][CNN] und die Nachrichtenagentur Associated Press den
Vorfall. Es folgten Aufarbeitungen der US-amerikanischen Tageszeitungen
[3][Washington Post] und [4][New York Times]. Nun hat auch das
UNO-Hochkommissariat für Menschenrechte seine eigenen Schlüsse vorgelegt.
„Mehr als sechs Wochen nach der Ermordung der Journalistin Shireen Abu
Akleh und der Verletzung ihres Kollegen Ali Sammoudi am 11. Mai 2022 in
Jenin ist es zutiefst beunruhigend, dass die israelischen Behörden keine
strafrechtliche Untersuchung durchgeführt haben“, erklärte die Sprecherin
des UNO-Hochkommissariats für Menschenrechte, Ravina Shamdasani, am
Freitag.
## Immer wieder dieselbe Schlussfolgerung
Unabhängig voneinander kommen die verschiedenen Zeitungen und die UNO zu
dem Schluss, dass die Kugel, die Abu Akleh getötet hat, wohl von
israelischen Sicherheitskräften kam. Vorgegangen sind sie alle ähnlich. Sie
haben Foto, Video- und Audiomaterial gesichtet, den Tatort besucht,
Expert:innen konsultiert und mit Augenzeug:innen gesprochen. Auf
dieser Grundlage kamen sie zu dem Schluss, dass „die Schüsse, die Abu Akleh
töteten, von israelischen Sicherheitskräften kamen und nicht von wahllosen
Schüssen bewaffneter Palästinenser.“
Dass militante Palästinenser:innen Abu Akleh getötet haben könnten,
wurde vom israelischen Militär unmittelbar nach dem Vorfall nahegelegt.
Kurz danach räumte das Militär bereits die Möglichkeit ein, dass einer
ihrer Soldat:innen den tödlichen Schuss abgefeuert haben könnte.
Allerdings: Jegliche Schüsse, so das israelische Militär, die zum
fraglichen Zeitpunkt abgeschossen wurden, seien auf einen palästinensischen
Bewaffneten gerichtet gewesen, der zwischen den israelischen Soldaten und
den Journalist:innen gestanden haben soll.
Die New York Times erklärt jedoch in ihrer Darstellung der Situation, dass
sich keine bewaffneten Palästinenser in Abu Aklehs Nähe befunden hätten,
als sie erschossen wurde.
## New York Times: Keine Belege für Vorsatz
Einige Fragen sind auch laut den bisherigen Untersuchungen offen, etwa die,
ob Abu Akleh absichtlich erschossen wurde. Dies hatte die palästinensische
Autonomiebehörde in ihrer eigenen Untersuchung des Vorfalls behauptet.
Dafür konnte die New York Times, wie sie betont, jedoch keine Beweise
finden.
Ebenso bleibt ungeklärt, so die US-Zeitung, ob der Schütze sah, dass sie
und ihre Kolleg:innen Schutzwesten mit der Aufschrift „Presse“ trugen.
Die israelischen Behörden haben die endgültigen Ergebnisse ihrer
Untersuchung noch nicht bekannt gegeben. Vor einer Woche erklärten sie, sie
hätten ihr Team um einen hochrangigen Mitarbeiter erweitert und forderten
die palästinensischen Behörden erneut auf, Israel die Kugel auszuhändigen,
die die Journalistin getötet hat. Nur mit ihr könne mit Sicherheit gesagt
werden, aus welchem Gewehr die Kugel stammte.
Die Palästinensische Autonomiebehörde weigert sich nach wie vor, die Kugel
auszuhändigen, weil sie Israel und der israelischen Untersuchung nicht
traue. Stattdessen fordern Palästinenser:innen nun im Gegenzug, die
vermeintliche Tatwaffe zu übergeben.
## Der internationale Druck auf Israel steigt
Die Untersuchungen durch die Medien und die UNO erhöhen den Druck auf
Israel, Ergebnisse zu liefern. Auch beim in drei Wochen anstehenden
Israel-Besuch von US-Präsident Joe Biden dürfte der Fall Abu Akleh erneut
zur Sprache kommen.
Nach einem Vorstoß von [5][Mitgliedern des Repräsentantenhauses], in dem
diese eine FBI-Untersuchung gefordert hatten, hielten in der vergangenen
Woche 24 Senator:innen Biden dazu an, dass sich die USA der Vorgänge
annehme.
28 Jun 2022
## LINKS
[1] https://www.aljazeera.com/news/2022/5/18/al-jazeeras-shireen-abu-aklehs-jou…
[2] https://edition.cnn.com/2022/05/24/middleeast/shireen-abu-akleh-jenin-killi…
[3] https://www.washingtonpost.com/investigations/interactive/2022/shireen-abu-…
[4] https://www.nytimes.com/2022/06/20/world/middleeast/palestian-journalist-ki…
[5] https://www.aljazeera.com/news/2022/5/19/shireen-abu-akleh-us-lawmakers-dem…
## AUTOREN
Judith Poppe
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