Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Aufklärung nach Tod von Journalistin: Israel ermittelt nun doch ni…
> Als die Journalistin Shireen Abu Akleh erschossen wurde, beschuldigte
> Israel militante Palästinenser. Nun kommt doch keine Untersuchung.
Bild: Mahnwache für die getötete Al-Dschasira-Journalistin in Beirut, Libanon
Berlin taz | Das israelische Militär wird die tödlichen Schüsse auf die
Journalistin Shirin Abu Akleh nun doch nicht untersuchen. Das hatte es nach
deren [1][Tod am 11. Mai]zunächst angekündigt.
Das Militär [2][begründet die Entscheidung] damit, dass die Untersuchung
wohl keine definitive Antwort geben werde. Die Weigerung der
Palästinensischen Autonomiebehörde, eine Autopsie vorzunehmen und Israel
die tödliche Kugel auszuhändigen, erschwert eine unabhängige Untersuchung.
Yifat Tomer-Yerushalmi ist als Generalstaatsanwältin des israelischen
Militärs dafür verantwortlich, die Untersuchung einzuleiten. Denn es gebe
nicht genug Anhaltspunkte dafür, dass ein Verbrechen vorliege. Abu Akleh
war, als sie über Zusammenstöße zwischen bewaffneten Palästinensern und dem
israelischen Militär in einem Geflüchtetenlager nahe Jenin im
Westjordanland berichtete, von mehreren Schüssen getroffen worden. Die
Soldaten gaben an, dass sie die mit einer Presseweste bekleidete Abu Akleh
nicht gesehen hätten und auf militante Palästinenser gezielt hätten.
Bis jetzt ist – trotz einer ersten vorläufigen Untersuchung – nicht
abschließend geklärt, wer Abu Akleh erschossen hat: Gleich nach ihrem Tod
beschuldigte das israelische Militär militante Palästinenser und teilte ein
Video, das einen bewaffneten Mann zeigt, der ruft, dass er einen
israelischen Soldaten getroffen habe. Da niemand aus ihrer Truppe verletzt
sei, müsse er wohl Abu Akleh meinen, folgerte das Militär.
## Analysen bekräftigen Verdacht
Augenzeugen hatten dagegen berichtet, dass das israelische Militär die
tödlichen Schüsse abgegeben habe. Die israelische Zivilorganisation
[3][B'Tselem analysierte] das vom Militär geteilte Video und stellte darauf
basierend eine Karte zusammen: Demnach sei es nicht möglich, dass Abu Akleh
von den militanten Palästinensern getroffen wurde. Die Situationsanalyse
spreche eher dafür, dass das israelische Militär sie getötet habe.
Auch das [4][Investigativportal Bellingcat], das unter anderem auf
Geolokalisierungen spezialisiert ist, schreibt: Von ihrer Position aus
hätten die israelischen Sicherheitskräfte eine klare Schussbahn gehabt. Sie
seien außerdem näher an dem Ort gewesen, an dem Abu Akleh erschossen wurde.
Dies stehe im Gegensatz zu den unübersichtlicheren und weiter entfernten
Positionen der bewaffneten Palästinenser.
Ein vom katarischen Fernsehsender Al Dschasira verifiziertes Video zeigt
zudem, dass in den Minuten vor Abu Aklehs Tod keine Schüsse von den
bewaffnete Palästinensergruppen abgefeuert wurden. Für den Sender hatte Abu
Akleh aus den palästinensischen Gebieten berichtet.
Bei der Beerdigung von Abu Akleh auf dem [5][protestantischen Mount Zion
Friedhof in Jerusalem] gingen israelische Sicherheitskräfte außerdem hart
gegen die Trauernden vor, unter anderem gegen die Sargträger, wobei dieser
fast zu Boden fiel.
## Verhärtete Fronten in sozialen Medien
Der Tod von Abu Akleh – und das Vorgehen bei ihrer Beerdigung – wurde auch
in den Sozialen Netzwerken kontrovers diskutiert: Viele warfen dem
israelischen Militär „Mord“ vor, und betonten, [6][dass Israel bereits seit
Jahren ohne juristische Konsequenzen] unbewaffnete Palästinenser sowie
Journalisten verletze und töte.
Auf der anderen Seite kreideten Kritiker der Palästinensischen
Autonomiebehörde an, eine mögliche Mitschuld durch die Verweigerung der
gemeinsamen Untersuchung vertuschen zu wollen. Dass die Untersuchung nun
abgesagt wurde, bestätigt beiden Seiten ihre Vorwürfe.
20 May 2022
## LINKS
[1] /Israel-Palaestina-Konflikt/!5854166
[2] https://www.haaretz.com/israel-news/.premium.HIGHLIGHT-israeli-military-wil…
[3] https://www.btselem.org/press_releases/20220511_palestinian_gunfire_in_foot…
[4] https://www.bellingcat.com/news/mena/2022/05/14/unravelling-the-killing-of-…
[5] /Getoetete-Al-Jazeera-Journalistin-Shireen-Abu-Akleh/!5854579
[6] https://twitter.com/LinahAlsaafin/status/1527294296629874688?s=20&t=wD6…
## AUTOREN
Lisa Schneider
## TAGS
Schwerpunkt Nahost-Konflikt
Palästina
Israel
Journalist
Tod
Untersuchung
Journalistin
Polizei Berlin
Antisemitismus-Vorwurf
Palästina
## ARTIKEL ZUM THEMA
Getötete Journalistin im Westjordanland: Das gleiche Fazit
Die UN-Untersuchung zum Fall Shireen Abu Akleh kommt zum selben Schluss wie
Medien und NGOs: Das israelische Militär habe die Journalistin erschossen.
Nach Verbot von Pro-Palästina-Demos: Falsches Demokratieverständnis
Am Wochenende sind in Berlin pro-palästinensische Demonstrationen verboten
worden. Mit Meinungsfreiheit ist das nicht vereinbar.
Amnesty International in der Krise: Was tun, wenn’s brennt?
Kaum eine Organisation schützt Menschenrechte wie Amnesty International.
Doch zuletzt gab es Ärger. Über eine NGO auf der Suche nach sich selbst.
Getötete Al-Jazeera-Journalistin Shireen Abu Akleh: Beerdigung von Gewalt übe…
Israelische Sicherheitskräfte haben am Freitag die Trauerprozession
gestürmt, dabei fiel der Sarg fast zu Boden. EU, UNO und USA kritisieren
den Einsatz scharf.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.