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# taz.de -- Selbstbestimmungsgesetz der Ampel: Ein überfälliges Zeichen
> Die Bundesregierung will das Transsexuellengesetz abschaffen und dafür
> das Selbstbestimmungsgesetz einführen. Für trans Menschen bringt das viel
> Gutes.
Bild: Mehr Respekt: Parade zum Christopher Street Day am 24. Juli 2021 in Berlin
Die Ministerien für Familie und Justiz legten am Donnerstagmorgen
[1][Eckpunkte des geplanten Selbstbestimmungsgesetzes] vor. Es soll das
bisher bestehende Transsexuellengesetz (TSG) ersetzen, das im Jahr 1981
eingeführt wurde. Damit erweisen Staat und Gesellschaft trans Menschen
endlich den angemessenen Respekt.
Durch das neue Gesetz können Menschen mit einem einmaligen Gang zum Amt
ihren Geschlechts- und Vornamenseintrag im Reisepass ändern lassen. Es
handelt sich also um eine rechtliche Änderung, nicht um einen medizinischen
Eingriff. Welchem Geschlecht man sich zugehörig fühlt, bestimmen dann
zukünftig nicht mehr Ärzt:innen, Therapeut:innen oder der Staat,
sondern das Individuum selbst. [2][Minderjährige ab dem 14. Lebensjahr]
benötigen die Zustimmung der Eltern, bei Konflikten soll das
Familiengericht entscheiden.
Die großen bürokratischen Hürden, mit denen Betroffene bisher konfrontiert
waren, sollen wegfallen. [3][Das bisherige Gesetz] sah vor, dass Betroffene
zwei psychologische Gutachten von Dritten einholen müssen – die ihnen ihr
Geschlecht bestätigen sollen. Diese Gutachten sind mit hohen Kosten, einer
langen Bearbeitungsdauer sowie teilweise entwürdigenden, intimen Fragen
verbunden. Darüber hinaus ist der Name des Gesetzes irreführend, da es sich
nicht um eine sexuelle Orientierung handelt, sondern um die eigene
geschlechtliche Identität.
Das neue Gesetz stößt aber auch auf Skepsis – Kritiker:innen äußern
Sorge vor Missbrauch. Nur stellt sich die Frage: Missbrauch wovon? Der
grüne Kommunalpolitiker David Allison, der spontan behauptete, sich als
Frau zu definieren, um einen Frauenquotenplatz zu bekommen, kam mit seiner
Protestaktion jedenfalls nicht durch.
## Das Wissen tief im Inneren
Fakt ist: Was sie innerlich fühlt, kann nur die betroffene Person selbst
sagen. Ob ich an Gott glaube, ob ich mich angegriffen fühle, wen ich
attraktiv finde, weiß nur ich selbst. Nicht anders ist es mit dem
Geschlecht.
Die Zahl der Menschen, die ihren Geschlechtseintrag ändern lassen, nimmt
jährlich zu. Das hat nichts damit zu tun, dass es auf einmal lukrativ oder
„in“ geworden ist, trans zu sein – im Gegenteil. Betroffene sind nach wie
vor vielen Diskriminierungen und Gefahren ausgesetzt. Viele berichten von
Herabwürdigung ihrer Körpersprache oder Stimme bis hin zu Ausgrenzung und
Hasskriminalität.
Dabei hat es trans Menschen und jene, die sich keinem Geschlecht zugehörig
fühlen, schon immer gegeben. Mit zunehmender gesellschaftlicher Akzeptanz
trauen sie sich jetzt bloß, sich zu outen.
Aktualisiert und korrigiert am 06. Juli um 12:23 Uhr. Der
Geschlechtseintrag wird im Reisepass geändert, nicht im Personalausweis,
wie es in einer früheren Version des Textes fälschlich hieß. Wir bitten den
Fehler zu entschuldigen. d. R.
30 Jun 2022
## LINKS
[1] /Mehr-Anerkennung-fuer-trans-Menschen/!5861282
[2] /Forscherin-zu-Selbstbestimmungsgesetz/!5863292
[3] /Transsexuellengesetz/!5787697
## AUTOREN
Shoko Bethke
## TAGS
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Schwerpunkt LGBTQIA
Schwerpunkt Gender und Sexualitäten
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Kolumne Der rote Faden
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