| # taz.de -- Equal-Pay-Debatte setzt DFB unter Druck: Revolutionäre Rechnung | |
| > Frauenerfolge sind so viel wert wie Männererfolge, behaupten immer mehr | |
| > Fußballverbände in Europa. Sie lassen den DFB verdammt vorgestrig | |
| > erscheinen. | |
| Bild: Selbstverständliche Forderung: Fans des US-amerikanischen Nationalteams … | |
| Eins plus eins ist zwei. Eine neue Rechenart fordert die | |
| Fußballverbandsfunktionäre kurz vor Beginn der Europameisterschaft der | |
| Frauen mächtig heraus. In Spanien und in den Niederlanden ist man diesen | |
| Monat auf die Frage, ob der Erfolg eines männlichen Auswahlteams mehr wert | |
| ist als der eines weiblichen, auf ein revolutionäres Ergebnis gekommen. | |
| Nein, sagt man dort, beiden müssen künftig die gleichen Prämien ausgezahlt | |
| werden. Mit einer kleinen Abweichung kamen die Schweizer diese Woche | |
| zumindest für die zu verteilenden Sponsorenprämien auf diese noch | |
| ungewöhnliche Lösung. [1][In den USA], Norwegen, Brasilien und wenigen | |
| anderen Ländern hat man sich schon länger für diese etwas andere Rechenart | |
| entschieden. | |
| ## Ein monetäres Gefälle zwischen Männer- und Frauenfußball | |
| Die Traditionalisten beim Deutschen Fußball-Bund könnten bald ziemlich | |
| dämlich wirken, sollten sie an ihrer Erkenntnis festhalten, Männersiege | |
| seien mehr wert. Bislang haben sie behauptet, man müsse nicht einmal gut | |
| rechnen können, um zu diesem Ergebnis zu kommen. Zu unterschiedlich seien | |
| die Geldsummen, welche die Männer im Vergleich zu den Frauen einspielen | |
| würden. Und so füttern sie weiter die großen Träume der Jungs und halten | |
| die der Mädchen klein. Sie manifestieren das Gefälle zwischen dem Männer- | |
| und Frauenfußball. | |
| Für den Profivereinsfußball, der den Formeln des Kapitalismus folgt, ist | |
| diese Art zu rechnen überlebenswichtig. Warum aber sollten Verbände, die | |
| gern demonstrativ ihre Gemeinnützigkeit vor sich hertragen und sich dafür | |
| staatlich alimentieren lassen, mit derlei Kosten-Nutzen-Analysen | |
| Ungleichheiten befördern? Nach dem Gesetz dürfen sich [2][gemeinnützige | |
| Vereine] nicht von Gewinnabsichten leiten lassen. Dass der DFB nach | |
| Gutdünken rechnen darf, kann auch als politisches Versagen bewertet werden. | |
| [3][Der populäre Einwand,] eine Gleichstellung der Prämien zwischen | |
| männlichen und weiblichen Auswahlspielerinnen würde neue Ungleichheiten | |
| innerhalb des Frauenfußballs produzieren, ist zwar inhaltlich richtig, aber | |
| doch kein ernstzunehmendes Argument dafür, die Ungleichbehandlung zwischen | |
| Männern und Frauen aufrechtzuerhalten. | |
| Der DFB, der unter der Führung des neuen Präsidenten Bernd Neuendorf | |
| Aufbruchstimmung verbreiten will, wirkt angesichts dieser neuen | |
| Equal-Pay-Dynamik, die selbst große Männerfußballnationen wie Brasilien und | |
| Spanien die Wertschätzung ihrer Auswahlspielerinnen unabhängig von deren | |
| Gewinnmargen bemessen lässt, kleinkariert und vorgestrig. Diesen Eindruck | |
| kann der DFB so nicht lange stehen lassen, wenn er als erneuerbare Kraft | |
| wahrgenommen werden will. | |
| 24 Jun 2022 | |
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| ## AUTOREN | |
| Johannes Kopp | |
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