| # taz.de -- Neue Musik aus Berlin: Krieg, Arbeit und Liebe | |
| > Silvia Tarozzi und Deborah Walker spielen gern improvisierte Neue Musik. | |
| > „Canti di guerra, di lavoro e d'amore“ widmet sich nun italienischem | |
| > Liedgut. | |
| Bild: Widmen sich italienischen canti popolari: Silvia Tarozzi und Deborah Walk… | |
| Die Emilia-Romagna ist eine der traditionell linken Regionen Italiens. Sie | |
| bildete im Faschismus ein Zentrum des Widerstands, ungeachtet dessen, dass | |
| sie Heimatregion Benito Mussolinis war. Dazu passt, dass dort viele | |
| „Volkslieder“ von Arbeiterinnen entstanden, die von schlecht bezahlten | |
| Tätigkeiten, sozialer Ungleichheit oder Partisanenkämpfen erzählen. | |
| Auch die antifaschistische Hymne „Bella ciao“ wurde zuerst von | |
| Reispflückerinnen in dieser Region gesungen. | |
| Ebenfalls aus der Emilia-Romagna sind die Geigerin Silvia Tarozzi und die | |
| in Berlin lebende Cellistin Deborah Walker. Seit über 20 Jahren arbeiten | |
| sie als Duo, bevorzugt spielen sie improvisierte Neue Musik. Auf ihrem | |
| Album „Canti di guerra, di lavoro e d'amore“ erweitern sie ihr Repertoire | |
| um regionale canti popolari aus dem frühen 20. Jahrhundert bis zur Zeit des | |
| Zweiten Weltkriegs. Die Lieder von Krieg, Arbeit und Liebe eignen sie sich | |
| behutsam in Neuinterpretationen an. | |
| In der Regel begleiten sie ihre Stimmen an ihren Instrumenten, einige | |
| Stücke hingegen sind rein instrumentale Versionen, in denen sie die | |
| Melodien frei, aber stets mit fein kontrollierter Strenge variieren. | |
| Bei „La Lega“ unterstützt sie dafür der weibliche Coro delle Mondine di | |
| Bentivoglio, und in „Il bersagliere ha cento penne“ stammt der wunderbar | |
| zurückgenommene Gesang von der nigerianischen Gospelsängerin Ola Obasi | |
| Nnanna. Auch dies ein Partisanenlied: „Denn wenn ein Mann frei stirbt / Was | |
| macht es da schon zu sterben“? | |
| 25 Jun 2022 | |
| ## AUTOREN | |
| Tim Caspar Boehme | |
| ## TAGS | |
| taz Plan | |
| Kolumne Berlinmusik | |
| Berliner KünstlerInnen | |
| Italien | |
| Neue Musik | |
| wochentaz | |
| taz Plan | |
| taz Plan | |
| taz Plan | |
| taz Plan | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Die Geschichte von „Bella Ciao“: Die erfundene Tradition | |
| Vor 80 Jahren begann die italienische Resistenza, „Bella Ciao“ ist ihr | |
| berühmtestes Lied. Wurde es tatsächlich von den Partisan*innen | |
| gesungen? | |
| Konzertempfehlungen für Berlin: Unten am Mississippi | |
| Trotz Knappheit viel Wasser, neue Perspektiven auf ein altes Instrument und | |
| einer der besten Komponisten der Welt stehen diese Woche auf dem Programm. | |
| Neue Musik aus Berlin: Nach der Komfortzone | |
| Mascha Juno alias Maria Schneider ist mit „Uno“ ein so zartes wie | |
| energisches und vielfältiges Songwriter-Album gelungen. | |
| Neue Musik aus Berlin: Wo das dicke Wasser fließt | |
| Jetzt schon eines der Pop-Highlights des Jahres: „Goldener Strom“, das neue | |
| Album von Rosa Anschütz ist tanzbar, balladesk und erfreulich rätselhaft. | |
| Konzertempfehlungen für Berlin: Störgeräusche und Kriegsgesang | |
| Kompliziert ist das neue Einfach, Volkslieder müssen nicht reaktionär sein, | |
| und was ein Fehler in der Musik ist, bestimmen im Zweifel die Algorithmen. |