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# taz.de -- Indigene in Brasilien: Die Spur verliert sich im Regenwald
> Ein britischer Journalist und ein Indigenenexperte werden seit Tagen
> vermisst. Aktivist*innen schlagen Alarm, die Behörden agieren nur
> zögerlich.
Bild: Der vermisste britische Journalist Dom Phillips (rechts) im November 2019
Berlin taz | Die Nachricht machte am Montag schnell die Runde: Der
britische Journalist Dom Phillips und der brasilianische Indigenenexperte
Bruno Pereira werden [1][im Amazonas-Regenwald] vermisst. Die beiden waren
seit letztem Freitag im abgelegenen Javarital nahe der Grenze zu Peru
unterwegs, um für ein Buch über Konflikte in indigenen Territorien zu
recherchieren.
Der 57-jährige Phillips ist freier Korrespondent der britischen
Tageszeitung The Guardian und berichtet seit mehr als 15 Jahren aus
Brasilien. Das bereitet vielen Beobachter*innen Sorgen: In der von den
Männern bereisten Region kommt es regelmäßig zu schweren [2][Konflikten
zwischen Indigenen, Bergleuten und Holzfällern]. Außerdem soll Pereira,
ehemaliger Mitarbeiter der staatlichen Indigenenbehörde Funai, seit Langem
massive Morddrohungen erhalten haben. Die beiden Männer waren mit einem
Satellitentelefon unterwegs.
Alessandra Sampaio, die Frau des Journalisten, wandte sich in einem
Statement an die Öffentlichkeit: „Während ich diesen Aufruf mache, werden
sie seit mehr als 30 Stunden vermisst. […] Im Wald zählt jede Sekunde, jede
Sekunde könnte den Unterschied zwischen Leben und Tod bedeuten.“ Sie
forderte die brasilianischen Behörden auf, alles zu tun, um die beiden
Männer ausfindig zu machen.
Derweil wird Kritik am Vorgehen der Behörden laut. So seien zwar sieben
Soldaten der Marine in die Region geschickt, aber kein Helikopter oder
Flugzeug eingesetzt worden. Die Bundespolizei ermittelt, soll sich aber
bisher noch nicht an der Suchaktion beteiligen.
## Eigene Suchaktionen
Indigene starteten unterdessen eigene Suchaktionen mit Booten. Ex-Präsident
Luiz Inácio „Lula“ da Silva, der als Favorit für die Präsidentenwahl im
Oktober gilt, forderte die Behörden auf, „alles“ zu tun, um die Vermissten
zu finden. Laut der Tageszeitung O Globo wurden am Montag zwei Fischer in
der Region von der Polizei festgenommen. Sie sollen wieder auf freiem Fuß
sein.
Die Region Javari ist ein riesiges Dschungelgebiet von der Größe
Österreichs. Mehr als 20 indigene Gruppen leben dort. Die meisten haben
sich in freiwilliger Isolation tief in den Urwald zurückgezogen. In den
vergangenen Jahren haben die Landkonflikte in der Region zugenommen. Das
hat auch mit der Wahl des Rechtsradikalen Jair Bolsonaro zu tun, der gegen
Indigene und Umweltschützer*innen wettert und seine Landleute dazu
aufruft, sich Land illegal anzueignen.
So dringen immer mehr Goldgräber und Holzfäller in den Regenwald vor, oft
auch in die geschützten Gebiete Indigener. Der Stützpunkt der Funai im
Javarital wurde mehrfach angegriffen und 2019 der Indigenenaktivist Maxciel
Pereira dos Santos brutal ermordet.
8 Jun 2022
## LINKS
[1] /Klimaschurke-Brasilien/!5811891
[2] /Gewalt-im-Amazonasgebiet/!5775354
## AUTOREN
Niklas Franzen
## TAGS
Indigene
Brasilien
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Brasilien
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