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# taz.de -- Einigung zu Corona-Impfstoffen: Den Kürzeren gezogen
> Der Kompromiss der WTO zur Aussetzung von Patenten hat den Namen nicht
> verdient. Einen gerechten Zugang zu Covid-Arzneien wird es weiter nicht
> geben.
Bild: Ngozi Okonjo-Iweala (rechts), Generaldirektorin der WTO, am Freitag
Am vergangenen Freitag hat die Welthandelsorganisation (WTO) die
[1][Aussetzung der Patente auf Covid-19-Impfstoffe beschlossen]. Ein Grund
zum Feiern ist das nicht. Verabschiedet wurde ein Kompromiss, der diesen
Namen nicht einmal verdient. Denn nach zwei Jahren intensiver Verhandlungen
haben die Länder des Globalen Südens wieder einmal den Kürzeren gezogen.
Seit Oktober 2020 unterstützten über 100 Regierungen den von Südafrika und
Indien eingebrachten Antrag, den Schutz des geistigen Eigentums an
Covid-19-Impfstoffen, -Medikamenten und -Diagnostika zeitweise auszusetzen.
Doch einige wenige Industrienationen, allen voran die Staaten der EU,
Großbritannien, die Schweiz und die USA, haben den Antrag blockiert.
Übrig bleibt [2][ein stark verwässerter Alternativentwurf], der
lebensrettende Medikamente und Tests ausschließt, nur für eine
eingeschränkte Anzahl an Ländern gültig ist und sich lediglich auf Patente
im engeren Sinn bezieht. Andere geistige Eigentumsrechte, die zur
Herstellung von Impfstoffen notwendig sind, sind von der Aufhebung
ausgeschlossen. Damit wird die lokale Produktion von Impfstoffen weiter
verhindert und der Forderung nach einem gerechten Zugang zu
Covid-19-Arzneimitteln auch mehr als zwei Jahre nach Beginn der Pandemie
eine Absage erteilt.
Das Verhalten der wohlhabenden Länder ist beschämend. Haben sich die
Regierungen anfangs noch dazu bekannt, dass Impfstoffe ein globales
öffentliches Gut sein sollen, haben sie im Anschluss 20 Monate damit
verbracht, genau jenen Prozess zu sabotieren, der dieses Versprechen in die
Tat umgesetzt hätte. Das ist scheinheilig.
[3][Der Generaldirektor der Weltgesundheitsorganisation WHO] hat die
Ungleichheit bei der Verteilung von Impfstoffen zu Recht als „Versagen der
Menschheit“ bezeichnet. Dass einmal mehr die Interessen der Pharmaindustrie
über den Schutz von Menschenleben gestellt wurden, lässt für zukünftige
Gesundheitskrisen nichts Gutes erahnen. Die Länder des Globalen Südens
brauchen echte Solidarität und keine Almosen.
21 Jun 2022
## LINKS
[1] /Nachrichten-in-der-Coronakrise/!5861772
[2] https://www.wto.org/english/thewto_e/minist_e/mc12_e/mc12_e.htm
[3] https://de.wikipedia.org/wiki/Tedros_Adhanom_Ghebreyesus
## AUTOREN
Pia Schwertner
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