Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- documenta in Kassel und BDS-Bewegung: Eine Selbstverständlichkeit
> Steinmeier kritisiert die documenta. Klar herrscht Kunstfreiheit – aber
> Kritik daran, wer nicht eingeladen wird, sollte möglich sein.
Bild: Steinmeier mahnte wieder, diesmal auf der documenta
Die Lage im Nahen Osten ist kompliziert. Da gibt es nationalreligiöse
Siedler, die ihren palästinensischen Nachbarn das Leben zur Hölle machen,
und israelische Kampfpiloten, deren Muttersprache Arabisch ist. Da gibt es
eine staatliche Besatzungspolitik und einen Richter muslimischen Glaubens
am Obersten Gericht Israels. Da gibt es palästinensische Terroristen, die
Passanten mit Küchenmessern ermorden, und einen wegen Korruption
angeklagten israelischen Ex-Premier, der die Islamisten in seine Koalition
holen wollte. Monty Pythons Satire [1][„Das Leben des Brian“] war nicht
übertrieben.
Die Lage [2][im Nahen Osten ist kompliziert], aber das ficht all jene nicht
an, die eine Meinung haben. Seit Jahren agitiert eine Allianz von
Kulturbürokraten, Akademikerinnen und Aktivisten gegen den BDS-Beschluss
des Bundestags. Dieser besagt, dass keine Organisationen finanziell
gefördert werden sollen, die das Existenzrecht Israels infrage stellen.
Rechtlich verbindlich ist der Beschluss nicht, aber für viele Menschen mit
historischem Bewusstsein und emanzipatorischer Gesinnung stellt er eine
Selbstverständlichkeit dar.
Frank-Walter Steinmeier hat anlässlich der Eröffnung der documenta fifteen
[3][an diese Selbstverständlichkeit erinnert]: „Wo Kritik an Israel
umschlägt in die Infragestellung seiner Existenz, ist die Grenze
überschritten.“ Und es falle auf, „wenn auf dieser bedeutenden Ausstellung
wohl keine jüdischen Künstlerinnen oder Künstler aus Israel vertreten
sind“.
Der Wunsch der BDS-Bewegung, die einen Boykott israelischer Künstler und
Wissenschaftler fordert, ist in Kassel womöglich in Erfüllung gegangen.
Dagegen ist formal nichts einzuwenden. Es herrscht Kunstfreiheit in
Deutschland. Kuratoren dürfen selber entscheiden, wen sie einladen. Aber
sagen, dass es einem auffällt, das sollte doch möglich sein? Nein, nun wird
der Bundespräsident geschmäht: [4][Ein „Skandal“ seien seine Worte].
„Das Leben des Brian“ ist zwar nicht so irre wie die deutsche
Nahostdebatten-Posse, aber amüsanter.
19 Jun 2022
## LINKS
[1] https://www.youtube.com/watch?v=6pwmffpugRo
[2] /Perspektiven-fuer-den-Nahost-Konflikt/!5769737
[3] https://www.youtube.com/watch?v=IS8lO0qfL1k
[4] https://www.monopol-magazin.de/steinmeier-documenta-kommentar-diese-rede-is…
## AUTOREN
Ulrich Gutmair
## TAGS
Documenta
Frank-Walter Steinmeier
BDS-Movement
Antisemitismus
Documenta
Antisemitismus
Antisemitismus
Schwerpunkt Kunst und Kolonialismus
## ARTIKEL ZUM THEMA
Künstlerkollektiv Taring Padi: Gruppe fühlt sich missverstanden
Taring Padi berufen sich angesichts der Vorwürfe auf die Tradition
indonesischer Protestkunst. Von der Kritik scheint das Kollektiv
überrascht.
Antisemitismus auf documenta 15 in Kassel: Werk von Taring Padi verhüllt
Nach heftiger Kritik werden Teile des Werks „People's Justice“ abgedeckt.
Das Künstlerkollektiv „Taring Padi“ entschuldigt sich für „entstandene
Verletzungen“.
Antisemitische Bildsprache auf Documenta: Mit Stern und Schweinsgesicht
Das Künstlerkollektiv Taring Padi stellt auf der documenta einen
antisemitischen Beitrag aus. Kulturstaatsministerin Roth fordert
Konsequenzen.
Eröffnung der documenta15 in Kassel: Die Grenzen des Aktivismus
Die documenta mobilisiert ländliche Traditionen gegen modernere
Kunstpraktiken. Das ist nicht immer gut für die Kunst. Und auch nicht für
die Politik.
Politisierung auf der documenta 15: Kunst im Anflug auf Kassel
Der postkoloniale hat den proletarischen Internationalismus in der Debatte
abgelöst. Doch wie reagiert die Kunst darauf?
Kolumne: Das Mantra der Documenta-Sekte
Täglich geht ein Werk den Bach runter. Daher unser Rat: Ab nach Kassel,
solange überhaupt noch irgendwas steht.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.