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# taz.de -- Bewegungstermine um Berlin: Für Neun Euro zur Revolution
> Mit dem Ticket lässt sich nicht nur Sylt stürmen, sonder auch politisch
> viel bewegen. Ob G7 oder Fundi-Marsch: Es lohnt, aus Berlin rauszukommen.
Bild: Allein landschaftlich schon eine Reise wert: Proteste gegen den letzten G…
Der Sommer kommt, die Temperaturen steigen und damit auch das Bedürfnis,
der brütenden Hitze des Großstadtbetons zu entfliehen. Zum Glück schließen
sich Stadtflucht und politischer Aktivismus nicht aus, denn abseits der
Großstädte gibt es einiges zu tun. Wie schön, dass das 9-Euro-Ticket nun
auch die Möglichkeit bietet, kostengünstig mit dem Regio auch in den
letzten Winkel der Republik zu eiern.
So [1][ist das im malerischen bayrischen Alpenvorland gelegene Elmau immer
eine Reise wert]. Am 25. Juni treffen sich die Staats- und Regierungschefs
der G7, der mächtigsten Industrienationen, um geschlossenen Kreis über die
Lösung globaler Probleme zu diskutieren. Kritiker:innen, wie das Bündnis
[2][„Stop G-7 Elmau“] sehen in dem Format vor allem eine Weiterführung
kolonialer Machtverhältnisse.
Zum Beispiel seien die Länder der G7 historisch für Probleme wie der
Klimakrise verantwortlich und obwohl Menschen im globalen Süden am
stärksten von ihr betroffen sind, seien sie von den Verhandlungen
ausgeschlossen, heißt es in dem [3][Aufruf zu den Gipfel-Protesten].
Ähnlich unwahrscheinlich ist es, dass die G7 Lösungen für andere Probleme,
wie der wachsenden Ungleichheit, unfaire Handelsbedingungen,
Menschenrechtsverletzungen und restriktive Migrationsregime finden werden,
da sie selbst diese Probleme verursacht haben und am meisten von ihnen
profitieren.
Um für die Proteste gegen den diesjährigen Gipfel zu demonstrieren, macht
am Donnerstag die [4][“Für das Leben… statt G7“ genannte
Mobilisierungstour] in Berlin halt. Seit Anfang Juni tourt eine Gruppe
internationaler Aktivist:innen durch verschiedene deutsche Großstädte.
Mit dabei sind unter anderem auch Sprecher:innen aus Algerien, Mexico,
Palästina und Iran, die von den Kämpfen in ihren Heimatländern berichten
(Donnerstag, 9. Juni, 19 Uhr, TU Berlin, Straße des 17. Juni 135, Raum
H0104).
Für Menschen, die an dem Tag bereits nicht mehr in Berlin sind, aber
trotzdem von den Erfahrungen internationaler Aktivist:innen lernen
wollen, organisieren die Aktivist:innen von Ende Gelände ein thematisch
ähnliches Online-Seminar.
Im letzten Teil der Veranstaltungsreihe [5][„Roots of Resistance“]
berichten die Umweltaktivist:innen Ilham Rawoot aus Mosambik und
Fernando aus Mexico über die zerstörerischen Auswirkungen der fossilen
Energieförderung und den Widerstand dagegen (Online, 19 Uhr, [6][Anmeldung
und Zoom-Link hier]).
## Fundi-Terror im Erzgebirge
Ein traumhaftes Reiseziel ist auch die verschlafene Kleinstadt
Annaberg-Bucholz im Erzgebirge. Getrübt wird die Idylle von einem
jährlichen [7][Aufmarsch christlicher Fundamentalist:innen] und
anderer Abtreibungsgegner:innen, die dort einen „Schweigemarsch für das
Leben“ durchführen.
Die Fundamentalist:innen tragen damit nicht nur ihre reaktionäre
Ideologie auf die Straße, sondern setzen damit auch noch die wenigen
Kliniken unter Druck, die in der Region überhaupt noch Abtreibungen
durchführen.
Das feministische Bündnis [8][“What the fuck“] hat eine gemeinsame An- und
Abreise mit Bussen organisiert, um den reaktionären Aufmarsch nicht
unwidersprochen zu lassen (Samstag, 11. Juni, Ostbahnhof, 8 Uhr, Tickets im
Café Cralle oder der Buchhandlung Schwarze Risse für 16€).
Die Lausitz ist von Berlin gut zu erreichende Lausitz ist nicht nur
landschaftlich schön, sondern auch ein wichtiger Ort [9][der
Anti-Braunkohle-Bewegung] in Deutschland. Lange vor dem Hambacher Forst und
Lützerrath besetzten im sorbischen Dorf Lacoma bereits 1992
Umweltaktivist:innen leerstehende Häuser um es vor der Abbaggerung zu
bewahren.
## Zentrum der Widerstandskultur
Bis zu seiner endgültigen Zerstörung 2006 entwickelte sich das Dorf zu
einem Zentrum der Widerstandskultur. Die Umweltgruppe Cottbus will nun zum
30-jährigen Jubiläum der Besetzung [10][mit einer Neuauflage des damals
jährlich stattfindenen Lakoma-Festes] an die vergangenen Kämpfe erinnern
und neue wie alte Aktivist:innen zusammenführen (Samstag, 11. Juni,
13.30 Uhr, Lakomaer Dorfstraße 38, Cottbus).
Für diejenigen die keine Lust auf überfüllte Regios haben und sowieso
lieber Rad fahren, findet am Sonntag [11][die große Sternfahrt des ADFCs
statt]. Auf 18 Routen mit Startpunkten in Berlin und Brandenburg machen
sich tausende Radfahrer zum Großen Stern auf. Das Ziel: Einmal soviel Platz
einnehmen wie die Autofahrer:innen.
Noch vor dem Event-Charakter und dem Reiz auf einer gesperrten Autobahn wie
der A100 mit dem Fahrrad zu fahren, war die Notwendigkeit die Verkehrswende
vorranzubringen noch nie so dringend wie heute.
Trotz Klimakrise und fossiler Abhängigkeit von Putin und anderen
Diktatoren, ist von einem FDP-geführten Verkehrsministerium keine Abkehr
vom Auto zu erwarten. Wie alles andere, muss auch die erst mühsam erkämpft
werden (Sonntag, 12. Juni, Endpunkt Großer Stern 14 Uhr. [12][Startpunkte
und Zeiten auf der Website des ADFC]).
7 Jun 2022
## LINKS
[1] /G-7-Gipfel-in-Elmau/!5202706
[2] https://www.stop-g7-elmau.info/
[3] https://www.stop-g7-elmau.info/vernetzung/aufruf-unterzeichnen/
[4] https://www.betterplace.org/de/projects/109575-fuer-das-leben-international…
[5] https://www.ende-gelaende.org/ror/
[6] https://www.ende-gelaende.org/ror/
[7] /Aktivistinnen-ueber-Marsch-fuer-das-Leben/!5797531
[8] https://whatthefuck.noblogs.org/es-gibt-kein-ruhiges-hinterland/
[9] /Protest-gegen-Braunkohleabbau/!5194284
[10] https://www.kein-tagebau.de/index.php/de/aktionen/773-vor-30-jahren-begann…
[11] https://adfc-berlin.de/aktiv-werden/bei-demonstrationen/1118-sternfahrt-20…
[12] https://adfc-berlin.de/aktiv-werden/bei-demonstrationen/1118-sternfahrt-20…
## AUTOREN
Jonas Wahmkow
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