Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Abschied von der Bremer Schwankhalle: „Es wird auch emotional“
> Eine Party mit Performances von 15 bis 3 Uhr: So sagt die Leitung der
> Bremer Performing-Arts Spielstätte nach sieben Jahren Lebewohl.
Bild: Marta Hewelt und Florian Ackermann haben zwei Jahre lang interimistisch d…
taz: Frau Hewelt, Herr Ackermann, zwölf Stunden feiern, das klingt ja
richtig nach Arbeit …
Marta Hewelt: Das ist auch Arbeit. Wir werden sicher ab dem Vormittag ganz
schön rotieren. Wobei das Programm auch für uns eine Menge Überraschungen
birgt.
Florian Ackermann: Wir haben verschiedenste Akteur*innen, mit denen wir
hier in den vergangenen Jahren sehr lange und sehr gut zusammengearbeitet
haben, gebeten, etwas zum Abschied für uns zu machen. Darauf sind wir sehr
neugierig.
Irgendwas zu machen?
Ackermann: Nein, nicht beliebig: Es gibt die inhaltliche Vorgabe, dass es
etwas mit einem dieser vielen Verben mit der schönen deutschen Vorsilbe
ver- zu tun haben soll: Es soll ein Fest des Verabschiedens sein und der
Veränderung.
Ist Ihnen denn wirklich nach Feiern zumute?
Hewelt: Doch, durchaus. [1][Das waren jetzt sieben Jahre, die wir hier
gearbeitet haben] – intensive Jahre. Das ist jetzt ein guter Zeitpunkt, um
zu gehen.
Ackermann: Es wird schon auch emotional werden. Wir sind jedenfalls froh,
überhaupt feiern zu können, endlich mal wieder so ein niedrigschwelliges
Schwankhallen-Fest, wie es vor drei Jahren noch völlig normal gewesen wäre.
Corona hat die Schwankhalle gut überstanden?
Ackermann: Teils, teils. Vergessen ist die Pandemie jedenfalls noch nicht:
Wir sind natürlich froh, dass wir uns wieder für unser Publikum öffnen
dürfen, so wie es für uns früher selbstverständlich war. Dass das nur
teilweise unter sehr starken Einschränkungen erlaubt war, liegt wirklich
noch nicht so lange zurück. Andererseits haben sich schöne neue
Möglichkeiten in der Kulturförderung ergeben, von denen die freie Szene
profitieren kann, auch gerade kleinere und mittlere Spielstätten: Ohne
Bundesmittel hätte [2][ein Projekt wie das „Road Movie“ von Mobile Albania
uns überfordert]. Das waren coronaspezifische Mittel. Das hätte es also
ohne Pandemie so nicht gegeben.
Hewelt: Finanziell lässt sich feststellen, dass die Pandemie kein großes
Loch gerissen hat, auch wenn wir immer versucht haben, Ausfallhonorare zu
zahlen, wenn eine vereinbarte Produktion nicht realisiert werden konnte.
Ackermann: Wir sind nicht so prekär aufgestellt, dass wir am Anfang des
Jahres nicht wissen, ob es uns am Ende noch gibt.
Hewelt: Wobei man da schon sagen muss: Wir sind hier sehr gut gewesen in
der Drittmittelakquise. Das haben wir gepusht, und dadurch sind wir stark
entlastet worden. Was nämlich an Mitteln für das Kulturprogramm über
bleibt, ist sehr gering. Andere machen davon gerade mal eine Woche Festival
– und wir müssen damit ein ganzes Jahr auskommen.
Bedeutet Ihnen Bremen noch was, wenn die Zeit hier vorbei ist?
Hewelt: Kommt darauf an, auf welcher Ebene.
Ackermann: Wir beide gehen hier weg – aus privaten Gründen. Das Pendeln
zwischen mehreren Orten ist auf Dauer sehr belastend. Was wir hier hatten,
war wirklich ein offenes, tolles Publikum, auch wenn es nicht immer so viel
waren, wie wir erhofft hatten. Aber die Art und Weise, wie die Leute die
Dinge geguckt haben, [3][die wir für Bremen nach Bremen geholt haben],
diese große Neugier, die wenig akademische Art, sich auf Produktionen
einzulassen – das kenne ich auch anders. Auch dieses Haus ist toll und das
Team: Das ermöglicht hier, künstlerisch am Ball zu bleiben, aber weil es
nicht so groß ist, erlaubt es auch, Sachen gelassener anzugehen als in
Berlin, Frankfurt oder Hamburg. Der Druck ist hier nicht so groß.
18 Jun 2022
## LINKS
[1] https://blog.bremen-tourismus.de/schwankhalle/schwankhalle_team_c_jens-lehm…
[2] /!5858064/
[3] /Projekte-der-sexpositiven-Szene/!5675477
## AUTOREN
Benno Schirrmeister
## TAGS
Performance
Bremen
Party
Freies Theater
taz.gazete
Welthandel
## ARTIKEL ZUM THEMA
Bremen-Quote für Bremer Theater: „Wir wollen uns nicht abschotten“
Die freie Theaterszene Bremens fordert angesichts der Corona-Pandemie eine
70-Prozent-Quote für bremische Produktionen in der örtlichen Schwankhalle.
Leitungswechsel in der Schwankhalle: Gewachsen am Kompromiss
Nach fünf Jahren geht Schwankhallen-Leiterin Pirkko Husemann zurück nach
Berlin. Sie hinterlässt ein Haus, das bestens vernetzt ist.
Konsumgewohnheiten: Total Banane
Das meistverkaufte Obst der Welt ist die aus dem Geist des Kolonialismus
geschaffene Dessertbanane. Kann man so etwas überhaupt fair handeln?
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.