# taz.de -- Windkraftpolitik der Bundesregierung: Drangsalierende Quoten | |
> Berlin will den Bundesländern Windkraftquoten aufdrücken. Dabei wären | |
> ökononomische Anreize viel zielführender. | |
Bild: In Regionen, in denen es viel Strom aus erneuerbaren Energien gibt, muss … | |
Mal ganz unabhängig von der Sache: Es stünde den Bundesländern gut an, der | |
Bundesregierung bei diesem Ansinnen Kontra zu geben. Da will Berlin den | |
Ländern doch tatsächlich vorschreiben, wie viel Fläche sie in Zukunft für | |
[1][Windkraftanlagen] zur Verfügung stellen sollen – individuell für jedes | |
Land in Prozenten zugewiesen aus der fernen Hauptstadt. Zugleich soll das | |
Gesetz so zurecht gedrechselt werden, dass es im Bundesrat nicht | |
zustimmungspflichtig wird. Wenn die Länder noch über einen Funken | |
Selbstbewusstsein verfügen, sollten sie ihn an dieser Stelle aufflammen | |
lassen – und erklären, dass sie so nicht mit sich umspringen lassen. | |
Das anzumerken hat nichts mit der Frage zu tun, ob mehr Windkraftanlagen | |
nötig sind, wenn nach dem Atomausstieg auch der Ausstieg aus den fossilen | |
Energien vorangetrieben werden soll. Denn die Notwendigkeit von mehr | |
Windkraft ist unter den genannten Prämissen unstrittig. | |
Zu kritisieren ist vielmehr die übergriffige Art, mit der aus der | |
großstädtischen Perspektive den Flächenländern und den Gemeinden | |
Planungsziele übergestülpt werden sollen. Zu kritisieren ist die Hybris, | |
mit der in der deutschen Energiepolitik alles über Quoten geregelt werden | |
soll, die letztlich nur die schiere Hilflosigkeit offenbaren angesichts der | |
riesigen Aufgabe Energiewende. | |
Wer die Windkraft und die gesamte [2][Energiewende] zum Erfolg bringen | |
will, sollte dies vielmehr mittels ökonomischer Instrumente tun. Deren gibt | |
es einige. Das wichtigste in diesem Kontext: In Regionen, in denen es viel | |
Strom aus erneuerbaren Energien gibt, muss dieser günstiger werden. Es ist | |
grotesk, dass der deutsche Strommarkt im Großhandel noch immer nur den | |
Einheitspreis kennt. Ob eine Region Strommangel oder -überschuss hat, | |
spiegelt sich im Strompreis nicht wider – in Skandinavien etwa ist das | |
schon lange anders. Hierzulande haben Unternehmen bislang wenig Anreiz, | |
sich dort anzusiedeln, wo es viel und damit günstigen Strom gibt. Wenn am | |
Umfang der lokalen Stromerzeugung künftig die Wettbewerbsfähigkeit von | |
Unternehmen hängt, dürfte das der Energiewende einige Dynamik verleihen. | |
Dasselbe trifft auf Privatverbraucher zu. Wenn die Menschen günstigeren | |
Strom bekommen, weil in ihrer Region [3][Windräder] stehen, dürften viele | |
mithelfen, die Energiewende vor Ort voranzutreiben. Das heißt: Wären die | |
Rahmenbedingungen klug gesetzt, würden Länder und Gemeinden selbst merken, | |
welche Vorteile der Ausbau der Erneuerbaren bringt. Dann müsste Berlin | |
niemanden mit planwirtschaftlich anmutenden Quoten drangsalieren. | |
9 Jun 2022 | |
## LINKS | |
[1] /Klimachef-des-Nabu-wirft-hin/!5852509 | |
[2] /Deutsche-Schiffbauer-enttaeuscht/!5853605 | |
[3] /Klimaschutz-im-IPCC-Bericht/!5856028 | |
## AUTOREN | |
Bernward Janzing | |
## TAGS | |
Windräder | |
Energiewende | |
Erneuerbare Energien | |
GNS | |
Thüringer Wald | |
Erneuerbare Energien | |
Energiewende | |
Robert Habeck | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Windradverbot in Thürigens Wäldern: Mehr Energie durch Wälder | |
Windräder im Wald dürfen nicht generell verboten werden – so entschied das | |
Bundesverfassungsgericht am Donnerstag. | |
Umsetzung der deutschen Klimaziele: Windkraft-Regeln für die Länder | |
Bundesweit sollen zwei Prozent der Flächen für Windkraft genutzt werden. | |
Damit das klappt, will der Bund NRW, Bayern und Co. Vorgaben machen. | |
Klimachef des Nabu wirft hin: Ende des „Vogelfriedens“ | |
Stürmische Zeiten beim Naturschutzbund: Der bisherige Leiter des | |
Klimafachbereichs geht. Grund ist die Kritik des Verbands zum | |
Windkraftausbau. | |
Urteil des Bundesverfassungsgerichts: Windkraft mit Beteiligung | |
Die Klage gegen ein Gesetz aus Mecklenburg-Vorpommern ist abgelehnt. Damit | |
darf es eine Pflicht geben, Bürger am Ertrag neuer Anlagen zu beteiligen. |