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# taz.de -- Nach dem Schulmassaker von Texas: Trump will Lehrer bewaffnen
> Der Ex-Präsident spricht bei der Jahrestagung der Waffenlobby NRA in
> Houston. Derweil kommen weitere Details des polizeilichen Versagens ans
> Licht.
Bild: Zu Besuch bei den Waffenfanatikern: Trump gießt mal wieder Öl ins Feuer
Washington/Uvalde/Los angeles dpa/epd | Der ehemalige US-Präsident Donald
Trump hat nach dem tödlichen Massaker in der texanischen Kleinstadt Uvalde
mehr Waffen an Schulen gefordert. „Die Existenz des Bösen ist einer der
allerbesten Gründe, gesetzestreue Bürger zu bewaffnen“, sagte Trump am
Freitagabend (Ortszeit) in Houston bei der Jahrestagung der mächtigen
Waffenlobby NRA. Bewaffnete Sicherheitskräfte und Lehrkräfte könnten
schreckliche Taten wie die in Uvalde verhindern, argumentierte Trump.
Gleichzeitig herrscht in den USA Empörung über das zögerliche Verhalten der
Polizei während des Amoklaufs. Immer mehr erschreckende Details über den
Einsatz und die Tat werden bekannt.
Die Jahrestagung der NRA (National Rifle Association) fand in Houston nur
drei Tage nach dem Massaker statt, das sich am Dienstag rund 450 Kilometer
entfernt in einer Grundschule in Uvalde ereignet hatte. Der Bürgermeister
von Houston, Sylvester Turner, hatte die NRA vergeblich gebeten, die
Versammlung aufzuschieben, um „Familien Zeit zu geben, ihre Kinder zu
beerdigen“. Die NRA betonte in einer Erklärung, der Mörder sei ein
„geistesgestörter Einzeltäter“. Man habe tiefes Mitgefühl mit den Opfern.
Einige Politiker sowie mehrere Country- und Western-Musiker sagten ihre
Teilnahme an der Veranstaltung ab. „Im Gegensatz zu anderen habe ich euch
nicht enttäuscht, indem ich nicht aufgetaucht bin“, sagte Trump –
allerdings ohne Namen zu nennen. Vor dem Veranstaltungsgelände
protestierten Medienberichten zufolge Tausende Menschen gegen Waffengewalt
und die NRA.
Trump las zu Beginn seiner Rede die Namen der 19 Kinder und zwei
Lehrerinnen vor, die der Schütze Salvador Ramos erschossen hatte. Er
forderte für jede Schule in den USA Metalldetektoren und eine bewaffnete
Sicherheitskraft. Mit „neuen Technologien“ solle sichergestellt werden,
dass keine unbefugte Person die Schule mit einer Waffe betreten könne.
Lehrkräften, die dafür ausgebildet worden seien, sollte das Tragen von
Waffen erlaubt sein, sagte Trump. „Es gibt kein einladenderes Zeichen für
einen Massenmörder als ein Schild, das eine waffenfreie Zone deklariert.“
Dies seien die „gefährlichsten Orte“.
Zahlreiche Expertinnen und Experten warnen davor, Lehrkräfte zu bewaffnen.
Sie sagen, dies würde Schulen nicht zu sicheren Orten machen. „Die
Bewaffnung von Lehrern ist eine rundum schlechte Idee, weil sie zu
zahlreichen Katastrophen und Problemen einlädt“, zitierte der Sender NPR
den Wissenschaftler Matthew Mayer, der an der Rutgers-Universität in New
Jersey zu Gewalt an Schulen forscht. Die Chance, dass ein solches Vorgehen
tatsächlich helfe, sei gering. Einer Umfrage des Instituts Gallup aus dem
Jahr 2018 zufolge sprechen sich knapp drei Viertel der befragten
Lehrerinnen und Lehrer gegen das Tragen von Waffen in Schulen aus.
Auch der Gouverneur von Texas, Greg Abbott, [1][erschien am Freitag nicht
persönlich wie angekündigt bei der NRA-Tagung]. Stattdessen schickte der
Republikaner ein voraufgezeichnetes Videostatement und gab eine
Pressekonferenz in Uvalde. Dort geriet er nach den neuen Erkenntnissen über
den Ablauf des Polizeieinsatzes gehörig unter Druck und wurde von der
anwesenden Presse zu einer Stellungnahme gedrängt. „Ich wurde in die Irre
geführt“, sagte Abbott. Er habe der Öffentlichkeit die Informationen
weitergeben, die ihm nach dem Massaker in der Grundschule geschildert
worden seien. „Die Informationen, die mir gegeben wurden, erwiesen sich zum
Teil als ungenau, und ich bin absolut wütend darüber.“
## Polizei räumt schwere Fehler en
Kurz zuvor hatte die zuständige Sicherheitsbehörde schwere Fehler bei dem
Einsatz eingeräumt. So wurde etwa bekannt, dass bereits zu einem frühen
Zeitpunkt 19 Polizisten im Flur vor den miteinander verbundenen
Klassenräumen postiert gewesen waren, in denen der Schütze sich mit den
Kindern verschanzt hatte. Diese unternahmen den Angaben nach [2][mehr als
45 Minuten lang keine Versuche], in den Raum einzudringen und den Schützen
zu stoppen. Der 18-Jährige tötete in dem Klassenzimmer am Dienstag die
Kinder und Lehrerinnen.
Abbott hatte am Mittwoch mit der Aussage Aufsehen erregt, dass alles hätte
noch viel schlimmer kommen können. „Der Grund, warum es nicht schlimmer
war, ist, dass die Strafverfolgungsbehörden taten, was sie taten“, sagte er
etwa. Eltern hatten in den vergangenen Tagen die Polizei für ihr Verhalten
immer wieder heftig kritisiert. Nun wurde auch bekannt, dass mehrere
Polizeinotrufe aus jenem Klassenraum abgesetzt wurden, in dem sich der
Amokläufer mit Kindern und Lehrerinnen verschanzt hatte.
Eines der Kinder, das den Notruf gewählt hatte, ist eigenen Angaben nach
die elfjährige Miah. Sie schilderte dem Sender CNN die schrecklichen
Szenen, die sich in ihrer Klasse abspielten. Der Schütze sei in das Zimmer
gekommen und habe zu einer Lehrerin „Gute Nacht“ gesagt und sie erschossen.
Er habe dann auf die andere Lehrerin und die Kinder geschossen. Als der
18-jährige Angreifer in den Nachbarraum gegangen sei, habe sie mit einer
Freundin das Telefon der getöteten Lehrerin holen können und den Notruf
angerufen. Das Mädchen habe sich schließlich mit dem Blut eines toten
Klassenkameraden beschmiert, um sich tot zu stellen, berichtete CNN. Ihr
sei nicht bewusst gewesen, dass die Polizei bereits im Flur stand, sagte
die Elfjährige.
Mit Blick auf mögliche Konsequenzen für den örtlichen Polizeichef sagte
Gouverneur Abbott: „Was seinen Beschäftigungsstatus betrifft, so entzieht
sich das meiner Kontrolle und ich habe keine Kenntnis davon.“ Er versprach
Aufklärung, sah aber erneut das Problem nicht in den laxen Waffengesetzen
in Texas. Ähnlich wie Trump nannte Abbott psychische Erkrankungen als eine
Hauptursache für derartige Taten. Deshalb müsse man sich auf das Thema
psychische Gesundheit konzentrieren. Texas zählt Untersuchungen zufolge zu
den Bundesstaaten mit dem schlechtesten Zugang zu Kliniken oder Praxen für
psychische Gesundheit.
## Styles spendet Tourneeeinkünfte an Anti-Waffen-Organisation
Unterdessen hat der britische Popsänger Harry Styles (28) angekündigt,
Einkünfte aus seiner Nordamerika-Tournee für eine Organisation spenden zu
wollen, die sich für Waffenkontrolle und gegen Waffengewalt einsetzt. Die
jüngsten Fälle von Schusswaffengewalt in den USA, die mit dem Massaker in
der texanischen Gemeinde Uvalde an der Robb Elementary School gipfelten,
hätten ihn „zutiefst bestürzt“, [3][schrieb der Musiker am Freitag auf
Twitter].
Er kündigte eine Partnerschaft mit der Non-Profit-Organisation „Everytown
for Gun Safety“ an, die das Ziel verfolgt, Waffengewalt zu beenden. Styles
und der Konzertveranstalter Live Nation stellten eine Spende von über einer
Million Dollar in Aussicht. Von August bis November hat der Musiker über 40
Auftritte in Nordamerika geplant.
28 May 2022
## LINKS
[1] /Waffenlobby-trifft-sich-zur-Jahrestagung/!5857397
[2] /Nach-dem-Schulmassaker-von-Texas/!5857351
[3] https://twitter.com/Harry_Styles/status/1530296101466738689
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