# taz.de -- Komponist über literarische Frauenfigur: „Sie will böse sein un… | |
> Den Gender-Diskurs bereichern: Der Hamburger Komponist Samuel Penderbayne | |
> interpretiert Shakespeares Lady Macbeth neu. | |
Bild: Zur Gleichstellung gehört, dass Unterdrückte nicht lieb sein müssen: I… | |
taz: Herr Penderbayne, [1][Ihre Komposition „Unsex Me Here“] verarbeitet | |
William Shakespeares „Macbeth“. Ein Stück, von Gewalt und bösen Geistern | |
geprägt – im Theater wird sogar der Titel gemieden, weil er Pech bringe. | |
Samuel Penderbayne: Man sagt tatsächlich nicht: Wir inszenieren „Macbeth“, | |
man sagt: „The Scottish play“ – eine verspielte Tradition. Das Stück hat | |
mit bösartigen Geistern, Verschwörungen und Aberglauben zu tun. Man kann | |
damit das Thema Bosheit erforschen. Das finde ich interessant – aber darum | |
geht es mir nicht. | |
Sondern? | |
Mein Schwerpunkt ist das Thema Genderrollen, bezogen auf Lady Macbeth. Der | |
Clou ihres Monologs „Unsex me here“ ist genau der: Lady Macbeth will böse | |
sein – und empfindet, dass sie das nicht darf. Damals wurde das | |
gesellschaftlich vorgeschrieben: Frauen sollen die guten Geister | |
herbeirufen. Deswegen beinhaltet ihr Monolog für mich einen bereichernden | |
Aspekt des Gender-Diskurses. | |
Sie sind Australier. Haben Sie einen persönlichen Bezug zu Shakespeare? | |
Shakespeare war einer der Autoren, der mich zur Welt des Theaters und die | |
damit zusammenhängenden psychologischen Vorgänge gebracht hat. Ich hatte | |
immer eine enge Beziehung zu den Stoffen, zu dem, was Shakespeare schreibt | |
– obwohl die Zeiten nicht unterschiedlicher sein könnten. Da ist etwas | |
Ur-Menschliches in Shakespeares Schreiben und spezifischer in der Figur der | |
Lady Macbeth. Der Monolog „Unsex me here“ ist für mich eine absolute | |
Schlüsselszene. | |
Es geht Ihnen auch um eine neue Interpretation der Lady Macbeth? | |
Einer der Gründe, warum ich den Monolog als brandaktuell empfunden habe, | |
ist, das ich denke, dass zur Gleichstellung auch gehört, dass Unterdrückte | |
auch böse sein dürfen. | |
Nun inszenieren Sie ja kein Theaterstück, sondern haben aus diesem Monolog | |
Musik für [2][das Hamburger Ensemble Resonanz] gemacht. | |
Wir interpretieren den ursprünglichen Text durch Musik, also wie ich den | |
Text sehe. | |
Das heißt, der Text ist nicht Teil Ihres Stücks, aber er ist vorhanden, man | |
kann ihn lesen. Die Musik ist, wie Sie die Geschichte interpretieren. | |
Das Publikum ist frei, Shakespeares Text zu interpretieren, wie es möchte. | |
Was wir gerade besprochen haben, ist meine Interpretation. | |
14 Jun 2022 | |
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[2] /Ensemble-Leiter-ueber-Musikfestival/!5600264 | |
## AUTOREN | |
Valeria Bajana Bilbao | |
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