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# taz.de -- Rassistischer Anschlag in Buffalo: To-Do-Liste zum Töten
> Während Joe und Jill Biden den Tatort besuchen, werden immer mehr Details
> zur Planung des rassistischen Anschlags vom Samstag bekannt.
Bild: Gedenken in Buffalo: US-Präsident Joe Biden und First Lady Jill Biden be…
New York taz | Eine To-do-Liste zum Töten: Der mutmaßliche Attentäter von
[1][Buffalo] im US-Bundesstaat New York hatte seine Tatplanungen offenbar
schon lange vor der Tat online veröffentlicht. Nach der tödlichen Attacke
auf einen Supermarkt in Buffalo am Samstag tauchen immer mehr Details über
den 18-jährigen Payton G. auf, der direkt nach der rassistisch motivierten
Tat von der Polizei festgenommen wurde.
So machten Screenshots von einer Art [2][Liste mit notwendigen Erledigungen
vor dem Attentat die Runde], die er unter dem Namen „Jimboboiii“ gepostet
haben soll. Wie [3][Medien berichten], hatte G. denselben Namen auch für
den Livestream benutzt, mit dem er die Tat im Internet ausstrahlte.
Am Samstag hatte der Täter in einer mehrheitlich von Schwarzen bewohnten
Nachbarschaft ein Blutbad angerichtet: Zehn Menschen starben, drei weitere
wurden verletzt, als der Mann zunächst auf dem Parkplatz davor, dann in der
Tops-Supermarktfiliale losschoss. Kurze Zeit nach dem Angriff tauchte ein
Manifest auf, das G. zugeschrieben wurde: Auf 180 Seiten stellt der
18-Jährige sich und seine rassistische Motivation vor und beschreibt seine
Anschlagspläne bis ins Detail.
„Was hier passiert ist, ist schlicht und einfach Terrorismus“, sagte der
demokratische US-Präsident Joe Biden bei einer emotionalen Rede am
Dienstag. Er nannte die Tat „einen mörderischen rassistischen Amoklauf“.
Zuvor hatte er mit seiner Frau Jill den Tatort besucht und Blumen
niedergelegt.
## Biden: „White supremacy ist ein Gift“
In seinem Manifest bezeichnet sich G. als „white supremacist“ – er hängt
also der Theorie einer Überlegenheit weißer Menschen an. Etliche Seiten
lang führt er aus, wie er im Internet vom Verschwörungsmythos des „großen
Austauschs“ erfuhr und zum Anhänger wurde.
Die „Umvolkung“ ist eine Theorie der extremen Rechten. Nach dem Manifest
wird die „weiße Rasse“ – in G.s Deutung alle, die von christlich gepräg…
weißen Europäer*innen abstammen – nach und nach ersetzt durch
Nicht-Weiße. Die nennt G. „replacers“. Seine Tat sieht der Autor des
Manifests als Weckruf und heroischen Kampf gegen einen „weißen Genozid“ an.
„White supremacy ist ein Gift“, sagte Präsident Biden am Dienstag. Er
fordere alle US-Amerikaner*innen auf, diese „Lüge“ zurückzuweisen und sich
klar und deutlich zu positionieren: „Wir dürfen nicht schweigen.“
Doch Opfer von Schusswaffengewalt in den USA fordern mehr als nur Worte.
Zumal am Wochenende gleich an mehreren Orten Angriffe tödlich endeten:
Neben der Tat in Buffalo kam es am Sonntag bei einer Attacke in einer
kalifornischen Kirche zu einem Toten und mehreren Verletzten; zwei Menschen
starben ebenfalls am Sonntag durch Schüsse auf einem Flohmarkt in Texas,
drei wurden verwundet. „Wir können das nicht ein typisches Wochenende in
Amerika sein lassen“, erklärte die Organisation „Guns down America“, die
für strengere Waffengesetze plädiert.
G. hatte sein Gewehr der Marke Bushmaster legal gekauft und dann, so
beschreibt es zumindest das Manifest, selbst daran herumgebastelt. Der
Vorbesitzer habe die halbautomatische Waffe nämlich so modifiziert, dass
ihr Besitz mit dem Gesetz im Bundesstaat New York übereinstimme – was G.
dann wieder verändert habe.
Laut werden nun auch Fragen, warum das Red-Flag-Gesetz in New York die
Bluttat nicht verhindern konnte. Das soll Menschen vom Waffenbesitz oder
-kauf abhalten, die etwa drohend aufgetreten sind und für sich oder andere
zur Gefahr werden könnten. G. war nämlich im vergangenen Jahr der Polizei
gemeldet und zu einer Beurteilung seiner psychischen Gesundheit geschickt
worden. Die New York Times berichtet, er habe in der Schule nach Fragen zu
seinen Plänen nach dem Abschluss geantwortet, er wolle „murder-suicide“,
also erweiterten Selbstmord, begehen.
Nach Recherchen der Zeitung geht aus den Chat-Protokollen hervor, dass G.
bei der Beurteilung gelogen habe, die Bemerkung sei nur ein Witz gewesen –
und nicht der schreckliche Plan, den der 18-Jährige mutmaßlich nun in die
Tat umgesetzt hat.
18 May 2022
## LINKS
[1] /Gewalttat-im-US-amerikanischen-Buffalo/!5854583
[2] https://www.washingtonpost.com/nation/2022/05/15/buffalo-shooter-great-repl…
[3] https://www.nytimes.com/2022/05/16/nyregion/buffalo-shooting-attack.html
## AUTOREN
Eva Oer
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