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# taz.de -- Ukraine gibt Stahlwerk auf: Soldaten ergeben sich
> Nach wochenlangem Ausharren im belagerten ukrainischen Stahlwerk Asowstal
> in Mariupol sind 264 Soldaten evakuiert worden.
Bild: Ein Bild des russischen Verteidigungsministeriums von der Evakuierung am …
Berlin taz | Nun schweigen die Waffen am Stahlwerk Asowstal in Mariupol,
die bislang längste Schlacht dieses Krieges scheint beendet zu sein.
Soldaten mit weißen Armbändern nehmen andere Soldaten in Empfang, tasten
diese nach Waffen ab und weisen ihnen den Weg in wartende Busse. Wer nicht
mehr laufen kann, und das sind Dutzende, wird von vier Männern auf einer
Trage in einen wartenden Bus getragen. Diese Bilder sind aus dem russischen
Fernsehen und sie zeigen, dass sich die im Mariupoler Stahlwerk Asowstal
verschanzten ukrainischen Soldaten ihren russischen Belagerern ergeben
haben.
Zuvor hatte das ukrainische Oberkommando offensichtlich seine Leute im Werk
aufgefordert, die Waffen niederzulegen. 53 schwer verwundete Soldaten
wurden darauf ins russisch kontrollierte Nowoazowsk gefahren, 211 weitere
nach Olenevka auf der Krim. Sie sollen später, so die ukrainische
Vize-Regierungschefin Iryna Wereschtschuk, gegen russische Gefangene
ausgetauscht werden.
Nach Angaben des Generalstabs ist die Operation zur [1][Evakuierung der im
Werk Azowstal] verbliebenen Soldaten noch nicht abgeschlossen. Während
russische Medien von einer Gefangennahme der ukrainischen Militärs vom
Regiment Asow, der Nationalgarde, der Polizei und den Kräften der
freiwilligen Verteidigung „Teroborona“ sprechen, ist auf offizieller
ukrainischer Seite von einer humanitären Aktion die Rede.
Klar ist aber auch: Ohne diese Aktion wären die Menschen auf dem
Betriebsgelände von Asowstal, unterschiedlichen Schätzungen zufolge 600 bis
2.200 Personen, ums Leben gekommen, durch Hunger, Krankheit oder Bomben.
Noch wenige Stunden vor der Aktion war das Werk, so berichtet strana.news,
von russischer Seite mit Phosphorbomben angegriffen worden. Zuvor hatte
Denis Prokopenko, Kommandeur des rechtsradikalen Asow-Regiments, erklärt,
man sei bereit, den Befehl, Leben zu erhalten, auszuführen.
## Verhöre beginnen schon bald
Dass es indes nicht nur um eine rein humanitäre Aktion geht, bei der das
Leben von Menschen geschützt werden soll, wurde bald deutlich. Und dieses
Mal scheinen die russischen Medien, die von einer Gefangennahme sprechen,
näher an der Wahrheit zu sein als die ukrainische Seite. Schon am Morgen
nach der Ankunft der ukrainischen Soldaten in einem Krankenhaus würden die
ersten Verhöre beginnen, so die russische Journalistin Irina Kuksenkova vom
staatlichen russischen Fernsehen.
Während die Kämpfe um Mariupol nun beendet sein dürften, gehen die Angriffe
andernorts weiter. In der Nacht auf Dienstag ist die westukrainische Stadt
Lwiw von mehreren russischen Raketen angegriffen worden. „Gerade einmal 20
Kilometer von der Grenze zur Europäischen Union entfernt“, berichtet der
Bürgermeister von Lwiw, Andrij Sadowoj. Kaum zuvor in diesem Krieg, so
Sadowoj, sei die Stadt gleichzeitig mit so vielen Raketen angegriffen
worden. Der Luftabwehr sei es jedoch gelungen, alle Raketen abzufangen.
Im Gebiet [2][Luhansk], im Osten der Ukraine, sind in der Nacht zum
Dienstag zehn Menschen ums Leben gekommen. Hier, so Gouverneur Sergej
Gajdaj auf seiner Facebook-Seite, kontrolliere die Ukraine nur noch zehn
Prozent des Territoriums. Im Gebiet Saporischschja ist die Stadt Gulajpole
von Russen beschossen worden. In der Region Sumy an der Grenze zu Russland
wurden 70 Explosionen registriert.
## Verhandlungen sind zum Erliegen gekommen
Unterdessen erklärte Michajlo Podoljak, Berater des Chefs der ukrainischen
Präsidialadministration, gegenüber dem Internetportal NV, die
ukrainisch-russischen Verhandlungen seien faktisch zum Erliegen gekommen,
habe es doch seit dem Kommuniqué von Istanbul keinerlei entscheidenden
Fortschritte gegeben.
Die russische gazeta.ru zitiert den stellvertretenden russischen
Außenminister Andrei Rudenko, der ebenfalls erklärte, dass die
Verhandlungen zwischen Russland und der Ukraine zum Erliegen gekommen
seien. Die Schuld sieht er in Kiew. „Die Ukraine ist praktisch aus dem
Verhandlungsprozess ausgestiegen“ so Rudenko. Kiew habe Moskau nicht auf
einen Vertragsentwurf geantwortet, beschwert sich Rudenko.
17 May 2022
## LINKS
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## AUTOREN
Bernhard Clasen
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Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
Stahlwerk
Evakuierung
Lwiw
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