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# taz.de -- In Nordkorea verschärft sich die Krise: Lockdown im abgeschotteten…
> Nordkoreas Regime gibt erstmals Covid-19-Infektionen zu. Für die
> unterernährte Bevölkerung könnte eine humanitäre Tragödie bevorstehen.
Bild: Kim Jong Un bei einer Sitzung des Zentralkomitees der regierenden Arbeite…
Peking taz | Schon zu Wochenbeginn gelangten Gerüchte eines Lockdowns aus
Pjöngjang an die Außenwelt. Am Donnerstag gab Nordkorea erste Coronafälle
zu. Machthaber Kim Jong Un ordnete laut staatlicher Nachrichtenagentur KCNA
an, alle Städte und Landkreise abzuriegeln. Und trug erstmals selbst eine
Maske: eine eindringliche Botschaft, wie ernst die Lage sein muss.
Bislang beruhte die epidemiologische Strategie des bitterarmen Landes nur
auf vollständiger Isolation. Die Grenzen ins Ausland wurden so abgeriegelt,
dass auch der Handel mit China fast zum Erliegen kam. Erst [1][im Januar
nahm der Zugverkehr wieder Fahrt auf], wurde aber drei Monate später nach
einem Infektionsausbruch in Chinas Grenzstadt Dandong wieder gestoppt.
Die Paranoia des Regimes gegenüber Corona ist begründet: Der Erreger trifft
auf eine Bevölkerung von 26 Millionen Menschen, die laut UN zu 40 Prozent
unterernährt ist. Dabei ist das Gesundheitssystem so rudimentär, dass es in
ländlichen Gebieten an fundamentalen Geräten sowie Antibiotika mangelt.
„Insgesamt sind dies schreckliche Neuigkeiten für die Bevölkerung, und wir
könnten kurz vor der schlimmsten Coronakrise der Welt stehen“, twitterte
Chad O’Carroll vom Fachmedium NK News. Kurzfristig könne das Land nichts
anderes unternehmen als einen vollständigen Lockdown.
## Kaum Testkapazitäten
Zumindest den kann der Staat effektiv umsetzen, schließlich ist Nordkorea
ein strenger Überwachungsstaat. Doch könnte auch der Lockdown selbst die
drohende Katastrophe befeuern. So werfen die Maßnahmen ganz praktische
Fragen auf: Der Staat hat kaum Testkapazitäten. Seit Pandemiebeginn wurden
laut offiziellen Angaben nur etwas mehr als 64.000 Menschen PCR-getestet.
Da lässt sich wohl kaum genau bestimmen, wann das Infektionsgeschehen
effektiv eingedämmt wurde.
Zudem ist noch bis Ende Juni Aussaat. Wenn diese durch Ausgangssperren
beschränkt wird, dürfte wegen der fragilen Versorgung im Winter eine
Hungersnot folgen.
Offen ist dabei, ob das Land internationale Hilfe überhaupt hereinlassen
wird. Denn sämtliche Importe werden als Infektionsgefahr gesehen. Bisher
müssen deshalb alle Waren aus Güterzügen an der Grenze drei Monate in
Quarantäne.
## Spekulationen um Zeitpunkt der Bekanntgabe
Nordkorea-Forscher wie Christopher Green von der Universität Leiden halten
die jetzige Ankündigung des Regimes nur für einen Teil der Wahrheit.
Wahrscheinlich kursiere das Coronavirus schon länger in dem abgeschotteten
Land. Vielleicht äußere sich Kim Jong Un erst jetzt, weil er ein taktisches
Kalkül verfolge. Doch darüber herrscht bislang große Ungewissheit.
Kim Jong Un hat wiederholt abgelehnt, Vakzine über die internationale
Covax-Initiative anzunehmen. Die offizielle Begründung: Man wolle nicht die
verfügbaren Totimpfstoffe, sondern lieber auf MRNA-Impfstoffe warten. Doch
diese benötigen eine ausgeklügelte Tiefkühlkette, die Nordkorea gar nicht
sicherstellen kann.
Die wohl größte Tragödie ist das politische Versagen des Regimes. Es hat
auch während der Pandemie die spärlichen Ressourcen des Landes weiter vor
allem in sein Militärprogramm gesteckt. Allein in diesem Jahr führte Kim
Jong Un 16 [2][Waffentests] durch, den letzten Raketentest am Donnerstag –
just zur Ankündigung des Coronalockdowns.
12 May 2022
## LINKS
[1] /Nach-zwei-Jahren-Abschottung/!5826279
[2] /Nordkorea-meldet-Test-von-Lenkwaffen/!5849396
## AUTOREN
Fabian Kretschmer
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