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# taz.de -- Mord an Kolumbiens Strand: Auftragsmord vom Jetski aus
> In seinen Flitterwochen wird ein paraguayischer Staatsanwalt in Kolumbien
> am Strand erschossen. Sein Gebiet: Organisierte Kriminalität
Bild: Von Auftragskillern ermordet: der Staatsanwalt Marcelo Pecci
Bogotá taz | Der letzte Instagram-Post zeigt das Paar eng umschlungen am
Strand der Halbinsel Barú, im Vordergrund ein Paar roter Babyschuhe. „Das
schönste Hochzeitsgeschenk ist … das Leben, das dich dem schönsten Zeugnis
der Liebe näher bringt“, schrieb die TV-Journalistin Claudia Aguilar. Sie
war schwanger.
Wenige Stunden später war ihr Mann, der paraguayische Staatsanwalt Marcelo
Pecci, tot. Ermordet von Auftragskillern, nach derzeitigem Stand. Pecci war
spezialisiert auf organisiertes Verbrechen, Drogenhandel, Geldwäsche und
Terrorfinanzierung.
Marcelo Pecci und die Fernsehjournalistin Claudia Aguilera hatten wenige
Tage zuvor geheiratet und waren für ihre Flitterwochen in die
kolumbianische Tourismushochburg Cartagena gereist. Sie waren in einem
Hotel auf der Halbinsel Barú abgestiegen. Die Tat passierte gegen 10.30 Uhr
morgens am Strand, an dem zu der Zeit auch andere Urlauberïnnen waren.
Der Zeitung [1][El Tiempo] schilderte Aguilera, dass zwei Männer mit einem
kleinen Boot oder einem Jetski vom Meer kamen. Einer der beiden sei
abgestiegen und habe ohne ein Wort zu sagen zweimal auf ihren Mann
geschossen: einmal ins Gesicht und einmal in den Rücken. Anschließend sei
der Mörder wieder auf das Gefährt gestiegen und mit seinem Mittäter
davongefahren. Laut dem Hotel Decamerón kamen die Täter auf einem Jetski.
Es sei auch auf einen Wachmann geschossen worden sei. Er blieb wie
Aguilera unverletzt.
## Pecci galt als ehrlicher Staatsanwalt
Das Paar habe sich sicher gefühlt, da es keine Drohungen erhalten hatte,
sagte die Witwe. Tatsächlich hatte die Journalistin in den Tagen zuvor auf
ihrem Instagram-Account typische Urlaubsfotos von sich und ihrem Mann aus
Cartagena gepostet.
Pecci ist im Ausland vor allem bekannt, weil er den Fußballer
[2][Ronaldinho 2020 festnehmen ließ], der mit gefälschten Papieren nach
Paraguay eingereist war. Zuletzt arbeitete Pecci unter anderem an der
Aufklärung einer Schießerei bei einem Konzert im Januar, bei der ein
mutmaßlicher Drogendealer und die Frau eines Fußballers ermordet worden
waren.
Laut [3][El País] galt Pecci als ehrlicher Staatsanwalt – die absolute
Ausnahme in Paraguay, wo Justiz und Staatsanwaltschaft sehr bestechlich
sind. Paraguay gilt als zweitkorruptestes Land Südamerikas, nur geschlagen
von dem Krisenstaat Venezuela.
In Paraguay löste der Mord Bestürzung aus. Generalstaatsanwältin Sandra
Quiñonez sagte, der Mord sei eine klare Botschaft des organisierten
Verbrechens gegen die Ermittlerïnnen, die ihr Geschäft störten. Paraguays
Präsident Mario Abdo Benítez verurteilte den „feigen Mord“ und kündigte
an, den Kampf gegen das organisierte Verbrechen zu verstärken.
Während Kolumbien der größte [4][Kokainproduzent] der Welt ist, ist das
kleine Paraguay der größte Marihuanaproduzent Südamerikas. Die Droge wird
dort illegal angebaut und ein Großteil nach Argentinien und Brasilien
geschmuggelt. Über Paraguay wird zudem Kokain aus Bolivien nach Europa
geschmuggelt. Auf Schiffscontainern versteckt gelangt es nach Afrika und
Europa.
Der Chef der kolumbianischen Polizei, General Jorge Luis Vargas, sagte, er
habe bis vor dem Mord keine Kenntnis davon gehabt, dass sich der
Staatsanwalt im Land befand. Laut dem kolumbianischen Verteidigungsminister
arbeiten kolumbianische Ermittler mit aus Paraguay und den USA
eingeflogenen Experten zusammen an der Aufklärung. Die Polizei setzte eine
Belohnung von 488.000 Dollar für Hinweise zur Ergreifung der Mörder aus.
11 May 2022
## LINKS
[1] https://www.eltiempo.com/justicia/investigacion/marcello-pecci-como-fue-el-…
[2] /Ex-Weltfussballer-Ronaldinho-im-Knast/!5670516
[3] https://elpais.com/america-colombia/2022-05-10/asesinado-en-colombia-un-fis…
[4] /Kokainproduktion-in-Kolumbien/!5562658
## AUTOREN
Katharina Wojczenko
## TAGS
Paraguay
Kolumbien
Mord
Organisierte Kriminalität
Drogenhandel
Geldwäsche
Schwerpunkt Korruption
Justiz
GNS
Iván Duque
Paraguay
Südamerika
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