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# taz.de -- Ernährung von Babys: Die beste Alternative
> In den USA wird wegen Verunreinigungen die Babynahrung knapp. Warum nicht
> einfach stillen? Weil es weder „gratis“ noch „stets verfügbar“ ist.
Bild: Stillen ist auch kein Schalter, den man einfach an- und ausknipsen kann
Die erste Maschine voller Babynahrung aus Ramstein ist am Montag in den USA
gelandet. Per Luftbrücke wird nun gegen den Mangel an Säuglingsnahrung
vorgegangen. Außerdem hat US-Präsident Joe Biden ein für Kriegszeiten
gedachtes Gesetz aktiviert, um die Produktion vor Ort anzukurbeln.
Babynahrung hat jetzt Vorrang. Viele Fragen drängen sich auf. Eine ist: Wo
waren eure Prioritäten?
Grund für den Mangel ist, neben Problemen in der Lieferkette, eine
eingestellte Fabrik von Abbott Nutrition, dem größten US-Hersteller von
Babymilch. Abbott musste mehrere Produktlinien zurückrufen wegen möglicher
bakterieller Verunreinigung. Vier Säuglinge waren erkrankt, zwei
verstorben. Ein Horror. Abbott muss [1][die Sicherheitsstandards nun
erhöhen].
Viele Eltern in den USA suchen nun verzweifelt nach Babynahrung.
[2][Expert*innen warnen davor], selbst zu mischen. Eine Lage, aus der
man viele politische Forderungen ziehen könnte. Für einige Leute, auch
Sängerin Bette Midler, schien aber folgende Reaktion auszureichen: „Dann
stillt doch.“ Das sei „gratis und stets verfügbar“, [3][schrieb sie auf
Twitter].
Doch das stimmt beides nicht ganz. Für viele Eltern ist Stillen nicht
„stets verfügbar“. Weil sie nicht genug oder keine Milch produzieren
können. Weil sie keine Brüste haben. Weil sie Medikamente nehmen oder
Adoptiveltern sind. Weil sie überlastet sind oder suchtkrank. Gerade in den
USA müssen viele Eltern kurz nach der Geburt wieder arbeiten. Stillen ist
auch kein Schalter, den man einfach an- und ausknipsen kann. Es gibt Babys,
die nicht an der Brust trinken können oder wollen. Und es gibt Menschen,
die nicht stillen wollen.
Stillen ist auch nicht „gratis“. Die Milch ist griffbereit, körperwarm und
kostet kein Geld, aber das Drumherum schon. Gute Still-BHs sind teuer,
verhindern aber einen schmerzhaften Milchstau. Stilleinlagen, ob Einweg
oder waschbar, kosten Geld. Gerade in den ersten Monaten fühlt man sich oft
wie ein undichter Milchtank, und ich für meinen Teil habe angefangen,
meinen Vollmilchkonsum ernsthaft zu hinterfragen, denn plötzlich kam mir
das alles sehr viel grausamer vor. Was Stillen aber vor allem kostet, ist
Zeit. Und Zeit ist Geld. Wer sich fürs Stillen entscheidet, legt meist
schon fest, wer zuerst und oft länger zu Hause bleibt. Wer dazu sagt: „Pump
halt ab“, hat wahrscheinlich noch nie abgepumpt. Das kann schwierig sein
und dauern. Es geht da um Milliliter und nicht um Liter wie beim
Oktoberfest. Auch hier entscheidend: gutes Equipment.
„Stillen ist das Beste fürs Kind“, [4][heißt es immer]. Und ich will das
gar nicht infrage stellen. Ich habe gern gestillt. Doch es ist auch keine
Schwäche, Säuglingsnahrung zu füttern. Das ist kein Crack. Es ist die beste
Alternative und wird zumindest [5][in Deutschland streng kontrolliert.] Die
Verfügbarkeit von Säuglingsnahrung sollte Priorität haben und mit so viel
politischem Druck durchgesetzt und kontrolliert werden, wie es derzeit nur
bei Benzin passiert.
24 May 2022
## LINKS
[1] https://www.insurancejournal.com/news/national/2022/05/23/668697.htm
[2] https://slate.com/technology/2022/05/baby-formula-shortage-homemade-recipes…
[3] https://twitter.com/BetteMidler/status/1524947625253945349?s=20&t=qHxVF…
[4] https://www.kinderaerzte-im-netz.de/altersgruppen/das-erste-jahr/richtige-e…
[5] https://www.bfr.bund.de/de/gesundheitliche_bewertung_von_saeuglingsnahrung-…
## AUTOREN
Saskia Hödl
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