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# taz.de -- Milchpulvermangel in USA: Wenig hilfreicher Stillappell
> US-Präsident Joe Biden verspricht Hilfe für Eltern. Besser wäre, die
> richtigen Voraussetzungen zu schaffen, damit Mütter stillen können.
Bild: Verteiung von Babynahrung in Houston im Bundesstaat Texas
Ein [1][Babymilchpulvermangel treibt in den USA] Eltern in die Verzweiflung
– und legt wieder einmal offen, wie sehr Menschen vor allem mit prekären
Jobs im Stich gelassen werden. Zunächst der Lichtblick: US-Präsident Joe
Biden hat nun eine Luftbrücke für Milchpulverimporte aus dem Ausland
angeordnet sowie ein Gesetz aus dem Kalten Krieg angewendet, mit dem die
Babymilchpulver-Unternehmen von Lieferanten bevorzugt vor anderen Kunden
mit den nötigen Zutaten beliefert werden.
Aber warum musste es überhaupt erst so weit kommen? Klar, die
Coronapandemie hatte Lieferketten beschädigt. Aber der aktuell heftige
Mangel wird vor allem dem Ausfall einer Fabrik in Michigan zugeschrieben,
die zur Firma Abbott gehört, dem größten Produzenten von Säuglingsnahrung
in den USA. Nach dem Tod von Säuglingen, mutmaßlich wegen bakterieller
Verunreinigungen, war das Werk geschlossen worden.
Bei einer derartigen Verletzlichkeit des Markts für ein so unentbehrliches
Produkt müssen verlässliche Notfallpläne bestehen. Wer nun [2][wie die
Schauspielerin Bette Midler vor Kurzem] in Reaktion auf den Mangel darauf
hinweist, dass Stillen ja kostenlos und verfügbar sei – der verhöhnt Eltern
noch zusätzlich. Selbst wenn sie wollten, könnten viele Mütter ihre
Säuglinge nicht stillen. Zum Beispiel wegen medizinischer Probleme, weil
Schmerzen das Stillen unerträglich machen – aber auch, weil es für viele
Menschen mit ihrer Arbeit unvereinbar wäre.
Es gibt in den USA keinen landesweit geltenden gesetzlich zugesicherten
[3][Mutterschutz, keine Elternzeit wie in Deutschland]. Dementsprechend
sind viele Menschen schon sehr früh auf andere Säuglingsnahrung angewiesen,
weil sie Geld verdienen müssen. Der Milchpulvermangel muss so schnell wie
möglich behoben werden. Aber auch dann ist es doch ein Armutszeugnis: Wer
stillen will und körperlich kann, sollte die Möglichkeit bekommen – und von
Arbeitgeber*innen und Staat nicht so alleingelassen werden, wie es bei
vielen der Fall ist.
19 May 2022
## LINKS
[1] /Mangelware-durch-Corona-und-Rueckrufe/!5854471
[2] https://twitter.com/BetteMidler/status/1524947625253945349
[3] /Auszeit-vom-Parlament/!5541165
## AUTOREN
Eva Oer
## TAGS
Babynahrung
Joe Biden
Stillen
Mutterschutz
Elternzeit
Kolumne Kinderspiel
Milch
Gesundheitspolitik
Foodwatch
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