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# taz.de -- Mangelware durch Corona und Rückrufe: Babymilch in den USA knapp
> Ein Mangel an Babymilch empört Eltern in den USA. Das Verständnis
> schwindet, Präsident Joe Biden gerät unter Druck und will nun mehr
> Importe zulassen.
Bild: Dieses Baby aus Utah hat Glück: Seine Mutter konnte noch Babymilch auftr…
Washington afp | Mütter in den USA sind in Sorge: Ein Mangel an Babymilch
sorgt in den Vereinigten Staaten für Aufregung, Eltern suchen zunehmend
verzweifelt in Drogeriemärkten nach Säuglingsnahrung, und längst schon wird
das Thema auch politisch heiß debattiert. Für die Krise gibt es eine Reihe
von Gründen – unter anderem die Auswirkungen der Corona-Pandemie und die
vorübergehende Schließung einer großen Produktionsstätte wegen einer
vermuteten Bakterienbelastung. Eltern aber haben schon längst kein
Verständnis mehr.
Sara Khan, deren jüngstes von drei Kindern sechs Monate alt ist, berichtet
frustriert von leeren Regalen in Drogerien und Supermärkten in der
Hauptstadt Washington und Umgebung. Freunde schicken ihr inzwischen
Babymilchpulver aus Boston oder New York, wenn sie welches finden. Sogar in
Deutschland hat sie das Pulver schon bestellt. „Das ist absurd“, sagt Khan.
Hauptgrund für die Knappheit ist eine große [1][Rückrufaktion des
Herstellers Abbott] nach dem Tod von zwei Babys. Vermutet wurde
zwischenzeitlich eine Belastung durch Bakterien in einem Werk im
Bundesstaat Michigan. Der Verdacht wurde ausgeräumt, die Produktion wurde
aber noch nicht wieder aufgenommen. Betroffen ist unter anderem die
bekannte Marke Similac, auf die in den USA Millionen Familien setzen.
Schon zuvor hatten eine stark schwankende Nachfrage, Lieferkettenprobleme
und ein Arbeitskräftemangel im Zuge der Corona-Pandemie für Probleme
gesorgt. Zuletzt gab es laut dem Marktbeobachter Datasembly in den
Lagerbeständen eine Lücke von mehr als 40 Prozent.
## Der Babymilch-Mangel wird zur nationalen Krise
„Das ist nicht über Nacht passiert“, sagt Sara Khan. „Ich weiß seit fast
sieben Monaten von diesem Problem.“ Auch die Familie Espinosa aus San Diego
im Westküstenstaat Kalifornien klagt über die Engpässe. „Es gibt nichts in
den Regalen“, sagt Olivia Espinosa. Besonders problematisch ist, dass ihr
drei Wochen altes Baby Maya eine Laktose-Intoleranz hat. Die Eltern würden
gerne verschiedene Produkte ausprobieren, die sind aber schlicht nicht
erhältlich. Das sei „extrem frustrierend“, ärgert sich Olivia Espinosa.
Das Magazin [2][The Atlantic schreibt] schon, der Babymilch-Mangel sei von
einer anfänglichen Kuriosität zu einer „nationalen Krise angewachsen“. Die
Opposition nutzt das für Angriffe auf Präsident Joe Biden und dessen
Regierung. Der Anführer der Republikaner im Senat, Mitch McConnell, sagte
am Donnertag, Biden und die US-Lebensmittelaufsicht FDA hätten von dem
Problem gewusst, während es sich ausgeweitet habe, aber nichts unternommen.
„Sie haben geschlafen.“
„Das ist kein Dritte-Welt-Land“, empört sich die konservative Abgeordnete
[3][Elise Stefanik]. „Das sollte nie in den Vereinigten Staaten passieren.“
Das Weiße Haus beteuert, es arbeite „rund um die Uhr“ daran, das Problem zu
beheben. Am Donnerstag sprach Biden mit Vertretern von Herstellern und
Handelsketten und kündigte in der Folge eine Reihe von Maßnahmen an. Unter
anderem sollen mehr Babymilch-Importe zugelassen werden – derzeit stammen
nach offiziellen Angaben 98 Prozent des US-Konsums aus der heimischen
Produktion – außerdem sollen bürokratische Hürden abgebaut und möglicher
Marktmissbrauch untersucht werden.
Der Präsident steht unter großem Druck: Seine Umfragewerte sind angesichts
der andauernden Corona-Pandemie, außenpolitischer Krisen und der hohen
Inflation ohnehin schon schlecht, und im Herbst stehen die wichtigen
Kongress-Zwischenwahlen an. Da kann Biden sich nicht auch noch eine lang
andauernde Babymilch-Krise leisten.
13 May 2022
## LINKS
[1] https://www.fda.gov/news-events/press-announcements/fda-warns-consumers-not…
[2] https://www.theatlantic.com/ideas/archive/2022/05/baby-formula-shortage-abb…
[3] https://twitter.com/RepStefanik
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