Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Rücktritt des CSU-Generalsekretärs: „Ich werde Sie vernichten“
> Stephan Mayer soll einen Reporter bedroht haben, nun braucht die CSU
> einen neuen Generalsekretär. „Eine menschliche Tragödie“, findet Markus
> Söder.
Bild: Der Rücktritt von Stephan Mayer war unausweichlich
München taz | Dass es gerade nicht rund läuft für Markus Söder und seine
CSU, ließ sich schon an der Länge der Pressekonferenz am Mittwochmorgen
erkennen. Nicht einmal fünf Minuten lang sprach der sonst so gesprächige
bayerische Ministerpräsident zu den Journalisten über den Rücktritt seines
Generalsekretärs Stephan Mayer. Nachfragen wurden nicht zugelassen.
Mayer [1][hatte am Dienstag seinen Hut genommen] – nach nur zehn Wochen im
Amt. Am selben Tag, an dem die Berliner Staatsanwaltschaft wegen des
Verdachts einer Falschaussage im Maut-Untersuchungsausschuss des Bundestags
ein Ermittlungsverfahren gegen einen anderen prominenten CSUler eingeleitet
hat, den früheren Verkehrsminister Andreas Scheuer.
„Heute ist ein bitterer Tag“, leitet Söder sein Statement zu Mayers
Rücktritt ein, spricht von seiner persönlichen Betroffenheit und einer
„menschlichen Tragödie“. Mayer habe ihn eindringlich gebeten, ihn aus
gesundheitlichen Gründen vom Amt zu entbinden, ein Wunsch, dem er
nachgekommen sei – „nicht leichten Herzens“. Wer Mayer nun nachfolgen
werde, ließ Söder noch offen. Die Entscheidung werde bald fallen.
Der Rücktritt Mayers freilich war unausweichlich, wenn nur halbwegs stimmt,
was die „Bunte“ über Mayers Anruf bei ihrem Reporter Manfred Otzelberger
berichtet. Mayer soll den Mann der „Bunten“ heftigst bedroht, von
Vernichtung gesprochen haben.
## Unliebsamer Bericht über Mayers Privatleben
Wie harmlos nimmt sich dagegen der berühmte Rubikon-Anruf des damaligen
Bundespräsidenten Christian Wulff beim damaligen Bild-Chef Kai Diekmann
aus. Wulff, bekanntlich gerade auf dem Weg zum Emir, sprach Diekmann auf
die Mailbox, für ihn und seine Frau sei der Rubikon überschritten, sollte
die Zeitung einen Bericht über die Finanzierung seines Hauskaufs bringen.
Die Sprachnachricht läutete das Ende der Wulff’schen Amtszeit ein.
Das, was nun Mayer gesagt haben soll, gehört in eine ganz andere Liga. Bei
ihm soll es ebenfalls um unliebsame Berichterstattung gegangen sein, die
Details aus seinem Privatleben offenlegte. „Ich werde Sie vernichten“, soll
der CSU-General dem Journalisten Otzelberger daraufhin angedroht haben.
„Ich werde Sie ausfindig machen, ich verfolge Sie bis ans Ende Ihres
Lebens. Ich verlange 200.000 Euro Schmerzensgeld, die müssen Sie mir noch
heute überweisen.“
Anders als im Fall Wulff gibt es hiervon wohl keine Tonaufzeichnung, da
Otzelberger selbst am Apparat war. Die Zitate stammen aus einem
Gedächtnisprotokoll, dass der Reporter laut der Illustrierten unmittelbar
nach dem Gespräch Ende April angefertigt hat. Mayer selbst spricht in
seiner Rücktrittserklärung davon, er habe „möglicherweise eine Wortwahl
verwendet, die ich rückblickend nicht für angemessen betrachten würde“,
schrieb Mayer. Aber so sicher scheint er sich dessen nicht zu sein, lässt
der verwendete Konjunktiv vermuten. Immerhin fügt er an: „Dies bedaure ich
sehr.“
Auch Söder stellt es auf der Pressekonferenz in Frage, ob die kolportierten
Äußerungen tatsächlich gefallen sind. Sollten sie es sein, seien sie
„völlig unangemessen“ und im Stil „inakzeptabel“, so der CSU-Chef. Er …
noch am Dienstag ein ausführliches Gespräch mit Mayer und
CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt gehabt, in dem Mayer gesagt habe,
er könne sich nicht erinnern. Auch darüber, ob die angeführten
gesundheitlichen Gründe mit dem Auftreten gegenüber dem Journalisten in
Verbindung stehen könnten, ließ sich Söder nicht aus. Der CSU-Chef sagte
nur: „Es geht ihm tatsächlich nicht gut.“
## „Es geht ihm tatsächlich nicht gut“
Mayer soll in dem Telefongespräch auch angedroht haben, den Burda-Verlag,
in welchem die „Bunte“ erscheint, zu verklagen und zu „zerstören“. In …
zweiten Telefonat soll er noch gefordert haben, die Auslieferung der
entsprechenden Ausgabe der Zeitschrift zu verhindern. Der Verlag teilte
mit, inzwischen rechtliche Schritte gegen Mayer eingeleitet zu haben. Burda
fordert eine Unterlassungserklärung von Mayer, damit dieser die Drohungen
nicht wiederhole.
Mayer sitzt seit 2002 im Bundestag, hat in seinem Wahlkreis Altötting
teilweise Spitzenergebnisse eingefahren. Der 48-Jährige ist Jurist, in der
letzten Legislaturperiode war er Staatssekretär bei Horst Seehofer im
Innenministerium. [2][Ende Februar machte ihn Söder im Rahmen einer
Kabinettsumbildung in Bayern zu seinem Generalsekretär.] Vorgänger Markus
Blume war als Wissenschaftsminister in die Regierung gewechselt.
Wer Mayer nun nachfolgen soll, ist noch offen. Viel Auswahl an
hochkarätigen CSU-Politikern gibt es nicht – was auch daran liegt, dass
Söder bislang wenigen Parteifreunden den Raum gibt, sich neben ihm zu
profilieren. Da eine der Hauptaufgaben des neuen Generalsekretärs die
Organisation des Landtagswahlkampfes im kommenden Jahr sein wird, wäre es
denkbar, dass Söder doch wieder auf jemanden aus der Landespolitik
zurückgreifen wird.
4 May 2022
## LINKS
[1] /Nach-Ruecktritt-von-CSU-Generalsekretaer/!5852775
[2] /Kabinettsumbildung-in-Bayern/!5833991
## AUTOREN
Dominik Baur
## TAGS
Markus Söder
Stephan Mayer
CSU
GNS
Rücktritt
Bayern
Plagiatsverdacht
CSU
CSU
CSU
Markus Söder
Union
## ARTIKEL ZUM THEMA
Ehemalige Landtagspräsidentin Bayerns: Barbara Stamm gestorben
42 Jahre lang saß Barbara Stamm im Bayerischen Landtag, 2008 übernahm sie
als erste Frau die Präsidentschaft des Parlaments. Nun ist die
CSU-Politikerin gestorben.
Plagiatsvorwürfe gegen Generalsekretär: Dr. Huber von der CSU
Auch der neue CSU-Generalsekretär Martin Huber bereitet der Partei bereits
Verdruss. Der Grund: Er hat eine Plagiatsaffäre am Laufen.
Neuer CSU-Generalsekretär Huber: Martin wer?
Nach dem Abgang von Stephan Mayer wird Martin Huber neuer
CSU-Generalsekretär. Der Landtagsabgeordnete soll nun Söders Schicksalswahl
deichseln.
Rücktritt von CSU-Generalsekretär Mayer: So nicht, Herr Söder!
Mit „gesundheitlichen Gründen“ für den Rücktritt des CSU-Generalsekretä…
darf sich Söder nicht abfinden. Mayer muss sich den Vorwürfen stellen.
Zoff bei CSU im bayerischen Landtag: Es grummelt in Söders Truppe
Die CSU-Fraktion streitet über ihren Vorsitzenden – meint aber vielleicht
jemand anderen. Am Mittwoch kommt es zur Aussprache.
Kabinettsumbildung in Bayern: Mayer wird Söders neuer General
Markus Söder will mit neuem Team in Regierung und Partei durchstarten.
Generalsekretär Markus Blume wechselt ins Kabinett, das wieder männlicher
wird.
Winterklausur der CSU-Landesgruppe: Christsoziale auf Selbstfindungstrip
Friedrich Merz und Markus Söder präsentieren sich bei der Winterklausur der
CSU-Landesgruppe als Dreamteam. Die CSU ist auf Rollensuche.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.