| # taz.de -- Plagiatsvorwürfe gegen Generalsekretär: Dr. Huber von der CSU | |
| > Auch der neue CSU-Generalsekretär Martin Huber bereitet der Partei | |
| > bereits Verdruss. Der Grund: Er hat eine Plagiatsaffäre am Laufen. | |
| Bild: Abgeschrieben? | |
| München taz | Nein, für die CSU läuft es gerade wirklich nicht gut. Nach | |
| den Ermittlungen gegen Ex-Minister Andreas Scheuer, immer neuen | |
| Einzelheiten aus dem Maskenskandal und dem [1][unrühmlichen Abgang von | |
| Generalsekretär Stephan Mayer] sieht sich nun auch schon dessen Nachfolger | |
| Martin Huber heftigen Vorwürfen ausgesetzt – am zweiten Tag im Amt. „Doktor | |
| erschummelt?“ fragt die Bild-Zeitung. „Die nächste CSU-Affäre“ antwortet | |
| die Süddeutsche Zeitung. | |
| [2][Bei der Vorstellung seines neuen Generalsekretärs] am Freitag | |
| überschlug sich CSU-Chef Markus Söder noch mit Lob für den Neuen, das in | |
| der prägnanten Zuschreibung endete: „Einfach seriös.“ Nun könnte man es … | |
| sich schon interessant finden, dass Seriosität für Söder eine Qualität zu | |
| sein scheint, mit der man in der CSU herausragen kann, noch bemerkenswerter | |
| klingt die Zuschreibung freilich angesichts der jetzigen Vorwürfe. | |
| Der luxemburgische Journalist und Buchautor Jochen Zenthöfer, dessen Buch | |
| „Plagiate in der Wissenschaft“ noch in diesem Monat erscheinen soll, hat in | |
| Hubers Doktorarbeit nach eigener Auskunft zahlreiche Plagiatsstellen | |
| gefunden und diese Entdeckung in der Bild am Sonntag kundgetan. Huber habe | |
| Textpassagen aus anderen Arbeiten verwandt und die Quellen dabei nicht | |
| genannt. Nach Zenthöfers Ansicht übersteigt die Anzahl der fehlenden | |
| Quellenangaben ein Ausmaß, wo man noch von vereinzelten Fehlern ausgehen | |
| könne. Bei Huber sei sogar ein Muster zu erkennen: Er habe zwar einzelne | |
| Sätze mit Quellenangaben versehen, im Umfeld dieser Sätze dann aber weitere | |
| Passagen übernommen, ohne zu kennzeichnen, dass es sich auch bei diesen um | |
| fremde Gedanken gehandelt habe. | |
| „Mit dieser Arbeit hätte Herr Huber nicht promoviert werden dürfen“, sagte | |
| Zenthöfer gegenüber der Bild am Sonntag. Der Nachrichtenagentur dpa sagte | |
| er jedoch auch, es sei noch nicht das Stadium erreicht, in dem man sagen | |
| müsse: „Da ist der Doktorgrad auf jeden Fall weg.“ Er selbst habe die | |
| Arbeit noch nicht systematisch Seite für Seite überprüft. Das müsse die | |
| Universität jetzt tun. Darum hat Huber die Ludwig-Maximilians-Universität | |
| nun auch gebeten. „Meine Doktorarbeit wurde von mir nach bestem Wissen und | |
| Gewissen erstellt“, beteuerte Huber am Sonntag. | |
| ## Huber promovierte über die CSU – und arbeitete bereits dort | |
| Fälle von Plagiarismus ziehen sich durch so ziemlich alle Parteien. Im | |
| vergangenen Jahr etwa wurde der SPD-Politikerin Franziska Giffey ihr | |
| Doktortitel von der Freien Universität Berlin aberkannt. Nichtsdestotrotz | |
| wurde sie wenig später Regierende Bürgermeisterin der Hauptstadt. | |
| Auch in der CSU stünde Huber, sollten sich die Vorwürfe erhärten, nicht | |
| alleine da. Allein in der Liste der Generalsekretäre dieser Partei finden | |
| sich mindestens zwei weitere zweifelhafte Doktoren. Der erste von ihnen war | |
| Karl-Theodor zu Guttenberg. Der damalige Shooting-Star der CSU war | |
| Verteidigungsminister, als ihn die Plagiatsaffäre 2011 zu Fall brachte. In | |
| seiner Dissertation fand sich wohl tatsächlich sehr wenig Eigenleistung. | |
| Und dann wäre da noch Scheuer, der in Prag ein sogenanntes kleines Doktorat | |
| erworben hatte. Titel seiner Arbeit: „Die politische Kommunikation der CSU | |
| im System Bayerns“. Der Abschluss entspricht aber nicht einer deutschen | |
| Promotion. In Deutschland berechtigt er nur in den Bundesländern Bayern und | |
| Berlin zum Führen eines Doktortitels. Nach starker Kritik verwendet Scheuer | |
| seit 2014 – damals war er noch Generalsekretär – den Titel nicht mehr. | |
| Auch Huber hatte über die Partei geschrieben, in der er gerade Karriere | |
| machen wollte: „Der Einfluss der CSU auf die Westpolitik der Bundesrepublik | |
| Deutschland von 1954–1969 im Hinblick auf die Beziehungen zu Frankreich und | |
| den USA“. Während er an der Arbeit schrieb, arbeitete er zugleich in der | |
| Abteilung Öffentlichkeitsarbeit der CSU-Landesleitung. | |
| ## „Mich wundert wirklich, was in Bayern geht“ | |
| „Der Schummelverdacht“, so FDP-Partei- und Fraktionschef Martin Hagen auf | |
| Twitter, sei „die nächste Negativ-Schlagzeile für die CSU.“ Bis zum | |
| Abschluss der Überprüfung solle Huber seinen Doktortitel freiwillig ruhen | |
| lassen. Und Hagens SPD-Kollege Florian von Brunn schimpft: „Ein | |
| #CSU-Skandal nach dem anderen & Herr #Söder tingelt über Volksfeste…“ | |
| SPD-Politikerin Katarina Barley schließlich wurde in einer Talkshow des | |
| Bayerischen Rundfunks „ein bisschen sauer“: „Ich habe meine Doktorarbeit | |
| mit Blut, Schweiß und Tränen und jedes Wort selbst geschrieben und jede | |
| Fußnote einzeln recherchiert. Und dann kommt immer wieder: ‚Du hast einen | |
| Doktor in Jura, hast ja eh nicht selbst gemacht‘.“ Angesichts der Vielzahl | |
| der CSU-Skandale sagte die Vizepräsidentin des EU-Parlaments: „Mich wundert | |
| wirklich, was in Bayern geht.“ | |
| Und auch Hubers Vorvorgänger Markus Blume, der den Abbruch seines eigenen | |
| Promotionsstudiums nie verschleiert hat, fand im Focus deutliche Worte: | |
| „Vorsätzlich getäuscht, schlampig gearbeitet und bei der eigenen Leistung | |
| schon wieder hochgestapelt“ – das habe scheinbar System. Das war allerdings | |
| im vergangenen Sommer und bezog sich auf Plagiatsvorwürfe gegen die | |
| damalige Grünen-Kanzlerkandidatin und Buchautorin Annalena Baerbock. | |
| 9 May 2022 | |
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| ## AUTOREN | |
| Dominik Baur | |
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