# taz.de -- Bundestag debattiert über Sterbehilfe: Über den Körper bestimmen | |
> Niemand trifft leichtfertig die Entscheidung, das eigene Leben zu | |
> beenden. Es muss die Möglichkeit geben für einen begleiteten, | |
> schmerzfreien Suizid. | |
Bild: Letztes Sonnenlicht: Keinesfalls sollte Menschen ihre Selbstbestimmung ab… | |
Dass etwas verboten ist, bedeutet nicht, dass es nicht trotzdem passiert. | |
Oft ist es aber gefährlicher und möglicherweise auch schmerzvoller. | |
Betroffene und Helfende müssen Risiken eingehen und eventuell | |
strafrechtliche Verfolgung in Kauf nehmen. Wer genug Geld hat, kann die | |
Dienstleistung auch im Ausland in Anspruch nehmen. In dieser Hinsicht | |
ähnelt die [1][Debatte über die Beihilfe zum Suizid] der Debatte über den | |
Schwangerschaftsabbruch. | |
Gleichzeitig hinkt der Vergleich, denn man kann Sterbewilligen nicht in den | |
Kopf schauen. Und das Risiko einer Fremdbestimmung besteht. Bei | |
Abtreibungen hingegen informieren sich die Schwangeren eigenständig, und | |
sie können eine Praxis aufsuchen, in der Abbrüche vorgenommen werden. | |
Keinesfalls sollte Menschen ihre Selbstbestimmung abgesprochen werden – | |
weder bei Schwangerschaftsabbrüchen noch bei der [2][Beihilfe zum Suizid]. | |
Sollten Betroffene den Sterbenswillen äußern, muss man diese ernst nehmen. | |
Am besten ohne anstrengenden bürokratischen Aufwand vor Fremden. | |
Es kann immer Menschen geben, die keinen Lebenswillen mehr empfinden. Für | |
solche Umstände müssen sich Betroffene nicht unbedingt [3][in medizinischer | |
Notlage] befinden. Fest steht, dass sie das Leben beenden wollen und dafür | |
Hilfe benötigen. Solche Suizidfälle, ähnlich wie Schwangerschaftsabbrüche, | |
sind niemals leichtfertig. Es verdient auch niemand durch Aufklärung eine | |
Menge Geld daran. Wie bei jeder anderen Praxis bewegen sich Ärzt:innen | |
und Helfende in einem rechtlichen Rahmen. | |
Die letzte Würde, die man den Betroffenen lassen muss, ist, dass sie selbst | |
entscheiden können, wie, wo und wann sie Sterbehilfe in Anspruch nehmen. | |
Ein begleiteter, medikamentöser Suizid soll garantieren, dass die Person | |
schmerzfrei sterben kann. Nimmt man den Menschen diese Option wieder weg, | |
besteht die Gefahr, dass die Betroffenen anderweitig nach einer Lösung | |
suchen. | |
18 May 2022 | |
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## AUTOREN | |
Shoko Bethke | |
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