| # taz.de -- Handel mit CO2-Zertifikaten: Emissionen sollen mehr kosten | |
| > Das EU-Parlament stellt die Weiche für mehr Klimaschutz: Der | |
| > Umweltausschuss stimmte dafür, den Handel mit CO2-Verschmutzungsrechten | |
| > auszuweiten. | |
| Bild: Wie kriegen wir das klimaneutral? Kraftwerk in Berlin | |
| Brüssel taz | Mit einer grün angehauchten Mehrheit hat sich der | |
| Umweltausschuss des Europaparlaments am Dienstag in Brüssel für die lange | |
| umstrittene Ausweitung des Emissionshandels auf Gebäude und Verkehr | |
| ausgesprochen. Bisher waren diese beiden wichtigen Sektoren ausgespart | |
| worden. | |
| Der zusätzliche Handel mit Verschmutzungsrechten soll zunächst aber nur | |
| Konzerne und kommerzielle Aktivitäten treffen. „Normale“ Bürger und | |
| Haushalte bleiben vorerst verschont. Sie sollen erst ab 2029 zur Kasse | |
| gebeten werden – wenn bestimmte Bedingungen erfüllt sind. | |
| Auf diese Weise wollen die Abgeordneten sicherstellen, dass Autofahren und | |
| Heizen [1][nicht noch teurer wird als sowieso schon]. Zu den Bedingungen | |
| zählt etwa, dass die Energiepreise unter den Durchschnittspreisen von März | |
| 2022 liegen. Außerdem soll es Geld aus einem neuen, milliardenschweren | |
| Klimasozialfonds geben. So will die EU soziale Härten vermeiden. | |
| Weniger rücksichtsvoll gehen die Abgeordneten mit der Industrie um. Nach | |
| 2030 wird sie den vollen CO2-Preis bezahlen müssen. Zudem soll sie keine | |
| freien Zertifikate mehr erhalten. Bisher profitiert ausgerechnet die | |
| Schwerindustrie von kostenlosen Emissionsrechten. Für den Kompromiss | |
| stimmten neben den Grünen auch Sozialdemokraten, Linke und Liberale. Keine | |
| volle Unterstützung gab es von den Konservativen, nachdem ihr | |
| Chefverhandler Peter Liese (CDU) einige Kröten schlucken musste. „An | |
| einigen Stellen geht der Kompromiss mir persönlich zu weit“, erklärte | |
| Liese. Als Beispiel nannte er die „drastische Verschärfung des Klimaziels | |
| für 2024“. Ein Wermutstropfen sei auch, dass private Heizungen und Autos | |
| erst ab 2029 in den Emissionshandel einbezogen werden. | |
| ## Ein großer Erfolg fürs Klima | |
| Insgesamt sei die Einigung aber „gut für das Klima, für die Arbeitsplätze | |
| und für die Menschen“, so Liese. Begeistert zeigte sich der grüne | |
| Umweltexperte Michael Bloss. Der [2][Kompromiss sei „ein großer Erfolg“ f�… | |
| das Klima.] „Alle, die bei den Europawahlen für mehr Klimaschutz gestimmt | |
| haben, dürfen sich gehört fühlen.“ Aus der Industrie kam ein gemischtes | |
| Echo. Der Präsident des DIHK, Peter Adrian, befürchtet Wettbewerbsnachteile | |
| für deutsche Unternehmen, da andere Regionen der Welt noch keine | |
| CO2-Bepreisung haben. Die Ausweitung des Systems auf Gebäude und Verkehr | |
| begrüßte er jedoch. | |
| Der Emissionshandel ist ein zentraler Baustein des europäischen | |
| Klimaschutzpakets „Fit for 55“, mit dem der Ausstoß von Treibhausgasen bis | |
| 2030 um 55 Prozent gesenkt werden soll. Der Handel deckt rund 43 Prozent | |
| aller europäischen Kohlendioxid-Emissionen ab. Bisher erzielt er aber nicht | |
| die erhoffte Steuerungswirkung; dies soll die Reform ändern. Wohl im Juni | |
| muss noch das Plenum des Europaparlaments über die Vorschläge abstimmen. | |
| Danach müssen sie auch noch mit den EU-Mitgliedsstaaten verhandelt werden. | |
| Ob das Gesetz also so umgesetzt wird, ist noch unklar. | |
| Ein weiterer wichtiger Bestandteil von „Fit for 55“ ist der | |
| CO2-Grenzausgleich. Auch dort zeichnet sich eine Einigung ab. Mit dem neuen | |
| Grenzausgleich werde „die heimische Industrie vor Produktion in Ländern mit | |
| niedrigeren Klimastandards geschützt“, sagte Delara Burkhardt, | |
| klimapolitische Sprecherin der Sozialdemokraten im EU-Parlament. Außerdem | |
| werde sichergestellt, dass Verschmutzer innerhalb und außerhalb der EU für | |
| ihre Emissionen zahlen. | |
| 17 May 2022 | |
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| ## AUTOREN | |
| Eric Bonse | |
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