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# taz.de -- Corona und Isolationspflicht: Auf eigene Verantwortung
> Gesundheitsminister Lauterbach will die Isolationszeit für Infizierte auf
> fünf Tage verkürzen. Vor dem Rausgehen empfiehlt er den Selbsttest.
Bild: Die Isolationspflicht soll auf fünf Tage verkürzt werden
Berlin taz | Anfang April hieß es, die Isolationspflicht solle komplett
wegfallen. Noch am selben Abend nahm Gesundheitsminister Karl Lauterbach
(SPD) die neue Regelung dann [1][doch wieder zurück] – ausgerechnet in
einer Talkshow. Nun hat sich der Minister für einen Mittelweg entschieden:
Er arbeitet an einem Vorschlag, die Isolations- und Quarantänedauer zu
verkürzen. Die Verkürzung will der Minister mit der „dringenden“ Empfehlu…
ergänzen, sich negativ zu testen, bevor man wieder unter Menschen geht.
Der entsprechende Vorschlag soll voraussichtlich am Montag vorgelegt
werden. Bei einer Videokonferenz mit den Gesundheitsminister:innen
der Bundesländer hatte Lauterbach erklärt, die Empfehlung des
Robert-Koch-Instituts (RKI) zur Isolations- und Quarantänedauer
entsprechend anzupassen. Dabei habe es laut dem Minister „keinen Dissens“
in der Frage gegeben.
Derzeit empfiehlt das RKI noch eine zehntägige Quarantäne- und
Isolationspflicht für Infizierte. Diese können Betroffene nach sieben Tagen
mit einem negativen Test vorzeitig wieder beenden. Allerdings begründeten
die Gesundheitsminister:innen der Länder mit Blick auf die aktuelle
Infektionslage, dass diese Isolationsdauer nicht mehr notwendig sei. Bei
vielen Infizierten verläuft die Krankheit mit der Omikron-Variante eher
mild, außerdem steigt die Immunität innerhalb der Bevölkerung an.
Mehrere Bundesländer haben ihre Regelungen daher bereits angepasst. So
beträgt beispielsweise in Hessen die Quarantäne für Infizierte seit Freitag
nur noch fünf Tage, danach ist keine Freitestung notwendig, erklärte der
hessische Ministerpräsident Volker Bouffier. Infizierte sollten aber
freiwillig isoliert bleiben, bis 48 Stunden ohne Symptome vergangen seien.
Auch Bayern und Sachsen haben die Isolationszeit bereits auf fünf Tage
verkürzt, wenn die Betroffenen 48 Stunden lang keine Symptome mehr haben.
In den meisten Ländern gilt allerdings derzeit nach wie vor die Regelung,
dass die Isolation für Corona-Infizierte nach sieben Tagen durch Freitesten
beendet werden kann. Ansonsten endet die Isolation nach zehn Tagen.
## Erst durch die Decke, aber langsam stabil
Die Entscheidung, die Isolationspflicht auf fünf Tage zu verkürzen, hatte
sich bereits zum Jahreswechsel angebahnt. Anfang Januar hatten Lauterbach
und das RKI ein Konzept mit neuen Maßnahmen vorgeschlagen, um die
Isolationszeit zu verkürzen. Der SPD-Politiker begründete das Konzept mit
der Aussage, dass die Inkubationszeit bei Omikron viel kürzer sei – dies
sei durch Studien nachgewiesen worden. Damit ist die Phase gemeint, in der
sich das Coronavirus im Körper ausbreitet und die infizierte Person als
ansteckend gilt. „Wir können also bis zu einem gewissen Grad die
Quarantänezeit verkürzen, ohne ins Risiko zu gehen“, so Lauterbach.
Eine Vorahnung, wie sich die Kürzung der Isolationszeit auf das
Infektionsgeschehen auswirkt, könnten [2][die USA] bieten. Laut den Angaben
der US-amerikanischen Gesundheitsbehörde Centers for Disease Control and
Prevention (CDC) gilt dort seit Ende Dezember eine verkürzte
Isolationspflicht von fünf Tagen.
Auch die CDC begründet ihre Entscheidung damit, dass die meiste
Infektionsübertragung im frühen Krankheitsverlauf stattfindet – also ein
bis zwei Tage vor dem Auftreten der Symptome sowie zwei bis drei Tage
danach. Nachdem im Januar hohe Infektionszahlen gemeldet worden waren, die
einher gingen mit hohen Todesfällen sowie Krankenhauseinweisungen,
stabilisierte sich die Lage im Laufe des Frühlings.
## GMK steht hinter der Entscheidung
Die Gesundheitsministerkonferenz (GMK) begrüßt den neuen Vorschlag.
Sachsen-Anhalts Ministerin und Vorsitzende der GMK Petra Grimm-Benne
erklärt, dass sie sich darüber freue, „dass sich alle Länder auf ein
einheitliches Vorgehen geeinigt haben, das auf wissenschaftlicher Expertise
des RKI beruht.“
Neben der Empfehlung zu Selbsttests appelliert Lauterbach auch an die
Bevölkerung, sich impfen zu lassen. Um sich gegen eine neue Welle im Herbst
zu wappen, setzt der Gesundheitsminister auf den Kauf verschiedener
Impfstoffe – wie die der Typen Omikron und Delta. Er fordert die
Bevölkerung verstärkt zu mehr Eigenverantwortung auf. So sollen die
Menschen eine [3][zweite Booster-Impfung] nutzen und sich nach wie vor
selbst testen, da viele nach dem fünften Tag noch positiv seien und „dann
ja doch noch andere anstecken“ würden.
Der Virologe Christian Drosten will sich indes nicht mehr an der
ehrenamtlichen Kommission zur Beurteilung staatlicher Corona-Beschränkungen
beteiligen. „Das ist ein schwerer Verlust, weil niemand es besser könnte“,
bedauerte der Gesundheitsminister auf Twitter. Drosten wird aber nach wie
vor Mitglied des Corona-Expertenrats der Bundesregierung bleiben.
29 Apr 2022
## LINKS
[1] /Nachrichten-in-der-Coronakrise/!5847944
[2] /Corona-in-New-York-und-Berlin/!5827817
[3] /Aktuelle-Nachrichten-in-der-Coronakrise/!5828437
## AUTOREN
Shoko Bethke
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