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# taz.de -- Präsidentschaftswahl auf den Philippinen: Erdutschsieg für Diktat…
> Das Duo Ferdinand Marcos jr. und Sara Duterte-Carpio gewinnt die
> philippinische Präsidentschaftswahl deutlich. Doch es gibt
> Betrugsvorwürfe.
Bild: Begeistert feiern Anhänger von Ferdinand Marcos jr. dessen Sieg bei den …
Berlin taz | Nach der inoffiziellen Schnellauszählung der philippinischen
Präsidentschaftswahl vom Montag hat [1][Ferdinand „Bongbong“ Marcos jr.]
mit mehr als doppelt so vielen Stimmen wie die zweitplatzierte Leni Robredo
gewonnen. Der Sohn des 1986 durch einen friedlichen Volksaufstand
gestürzten Diktators Ferdinand Marcos sr. kam auf 58,7 Prozent, die
liberale Anwältin Robredo auf 28 Prozent.
Dritter wurde Ex-Boxweltmeister Manny Pacquiao (6,9 Prozent). Die anderen
sieben männlichen Kandidaten, darunter der linke Gewerkschafter Leody de
Guzman, kamen auf 3,5 bis 0,1 Prozent der Stimmen. Eine Stichwahl gibt es
nicht.
Zur Vizepräsidentin gewählt wurde Sara Duterte-Carpio, Tochter des
scheidenden Präsidenten Rodrigo Duterte. Sie bekam noch mehr Stimmen als
Marcos jr., der stärker vom Bündnis mit ihr profitierte als sie von ihm.
Ihr waren selbst große Chancen auf die Präsidentschaft eingeräumt worden,
doch zur Überraschung auch ihres Vaters kandidierte sie nur für die
Vizepräsidentschaft. Das ermöglicht es der 43-Jährigen, sich in sechs
Jahren für das Präsidentenamt zu bewerben, wenn Marcos laut Verfassung
nicht mehr antreten darf.
## Ferdinand Marcos jr. war bisher farblos
Der jetzt gewählte 64-jährige Diktatorensohn hatte schon ab dem Alter von
23 Jahren viele politische Ämter inne, zuletzt war er Gouverneur seiner
Heimatprovinz und Senator gewesen. Doch blieb er insgesamt farblos und
ergriff keine politischen Initiativen. Vielmehr wurde er schon wegen
Steuerhinterziehung verurteilt.
Auch jetzt hatte er neben einem Appell zur Einheit außer Allgemeinplätzen
nichts zu bieten. Seine Hauptbotschaft war die nationalistisch romantische
Verklärung der brutalen und kleptokratischen Herrschaft seiner Eltern. Doch
kam dies bei Millionen an, die seiner geschichtsklitternden
Social-Media-Kampagne gern folgten und sich ihrerseits [2][von anderen
politischen Führern vernachlässigt] fühlten.
Robredo räumte am Dienstag ihre Niederlage ein und forderte von ihren
Unterstützer*innen, „auf die Stimme des Volkes zu hören“. Sie wisse,
dass viele über das Ergebnis bestürzt seien. Nach Berichten über etliche
Unregelmäßigkeiten bis hin zu Vorwürfen des Wahlbetrugs erklärte Robredos
Team später am Dienstag, sich zunächst mit Experten beraten zu wollen.
Auch gab es in ihrem Lager Appelle, sich bereits auf die Wahl in sechs
Jahren vorzubereiten, wie dies Marcos getan hatte, der 2016 bei der Wahl
zur Vizepräsidentschaft noch Robredo unterlag.Das philippinische Wahlsystem
ist wegen vieler parallel stattfindender Abstimmungen kompliziert, fehler-
und manipulationsanfällig. Zudem gibt es eine Tradition des Stimmenkaufs.
Doch sind die Ergebnisse der Präsidentschaftswahl jetzt so eindeutig, dass
auch Unregelmäßigkeiten am Ergebnis daran nichts ändern dürften.
In einigen Wahllokalen hatten die Wahlmaschinen nicht funktioniert und
Wähler*innen teilweise die ganze Nacht vergeblich auf Ersatz oder
Reparatur gewartet. Das offizielle Ergebnis wird erst in einigen Wochen
verkündet und muss dann noch vom Parlament bestätigt werden.
Am Dienstag gab es in Manila bereits einen ersten Protest linker Gruppen
mit mehreren Tausend Teilnehmenden gegen die Wahl. Die
Menschenrechtsorganisation Karapatan, die zum Demonstrationszug zur
Wahlkommission aufgerufen hatte, erklärte zu Marcos und Duterte-Carpio, sie
„repräsentieren die schlimmste Form traditioneller Politik und
Regierungsführung in der Geschichte unser Nation“.
Der Aktienindex gab nach der Bekanntgabe des Wahlergebnisses um 0,58
Prozent leicht nach. Investoren fürchten laut Bloomberg, dass Korruption
und Vetternwirtschaft wieder zunehmen werden.
Beobachter glauben zudem, dass Marcos weitere Versuche einer präsidialen
Kommission (PCGG), die das vom Marcos-Clan unrechtmäßig erworbenes
Staatsvermögen zurückholen will, endgültig ausbremsen wird. Schätzungen
zufolge konnte die Kommission bisher nur ein Drittel bis zur Hälfte des vom
Marcos-Clan ergaunerten Vermögen zurückholen, dass aus auf 10 bis 15
Milliarden US-Dollar geschätzt wird.
10 May 2022
## LINKS
[1] /Philippinische-Praesidentschaftswahlen/!5850957
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## AUTOREN
Sven Hansen
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Philippinen
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Lesestück Recherche und Reportage
Friedensnobelpreis
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