| # taz.de -- +++ Nachrichten zum Ukrainekrieg +++: Raketenangriffe auf die Regio… | |
| > Auch Kiew ist am Samstag erneut beschossen worden, Moskau hat ein | |
| > Einreiseverbot für Boris Johnson verhängt, und eine Kriegsbriefmarke wird | |
| > zum Sammlerstück. | |
| Bild: Galyna Bondar trauert am Grab ihres Sohnes Oleksandr, 32, in Bucha. Der A… | |
| ## Russland droht mit verstärkten Attacken | |
| Kiew ist am Samstagmorgen erneut beschossen worden. Im Stadtbezirk | |
| Darnyzkie habe es Explosionen gegeben, teilte Bürgermeister Witali | |
| Klitschko in einer Online-Botschaft mit. Retter und Mediziner seien vor | |
| Ort. Einzelheiten zu Opfern und Schäden würden später mitgeteilt. Über dem | |
| Osten der Hauptstadt war dichter Qualm zu sehen. Klitschko warnte geflohene | |
| Einwohner vor einer Rückkehr nach Kiew. Dort sei noch nicht sicher. | |
| Zudem hat Russland nach ukrainischen Angaben mit Marschflugkörpern | |
| angegriffen. Russische Militärflugzeuge seien in Belarus gestartet und | |
| hätten Marschflugkörper auf die an Polen grenzende ukrainische Region | |
| abgefeuert, teilt das ukrainische Militär mit. Vier russische | |
| Marschflugkörper seien von der ukrainischen Luftabwehr abgefangen worden. | |
| Das russische Verteidigungsministerium wiederum verlautbart, dass die | |
| russische Armee zwei Rüstungsbetriebe in der Ukraine zerstört habe. Es | |
| handle sich um ein Werk für gepanzerte Fahrzeuge in Kiew und eine | |
| Einrichtung für militärische Reparaturen in Mykolajiw. | |
| Russland hat mit verstärkten Attacken in der Ukraine gedroht. „Die Zahl und | |
| das Ausmaß von Raketenangriffen auf Ziele in Kiew wird erhöht als Antwort | |
| auf jedwede terroristische Attacke des nationalistischen Kiewer Regimes | |
| oder Ablenkungsmanöver auf russischen Gebiet“, sagte der Sprecher des | |
| Moskauer Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow. Russland hat der | |
| Ukraine vorgeworfen, in der russischen Region Brjansk etwa 100 Wohnhäuser | |
| beschädigt zu haben. Die Ukrainische Regierung hat dies nicht bestätigt. | |
| Die Berichte konnten nicht unabhängig geprüft werden.(ap/rtr) | |
| ## Moskau verhängt Einreiseverbot für Boris Johnson | |
| Russland hat als Antwort auf westliche Sanktionen infolge des | |
| Ukraine-Kriegs ein Einreiseverbot gegen den britischen Premierminister | |
| Boris Johnson verhängt. Auch Verteidigungsminister Ben Wallace und | |
| Außenministerin Liz Truss dürfen nicht mehr nach Russland. Auf einer Liste, | |
| die das Außenministerium in Moskau veröffentlichte, steht die Namen von | |
| insgesamt 13 britischen Verantwortlichen. Zuvor hatte Russland schon | |
| Einreiseverbote gegen US-Präsident Joe Biden sowie führende Vertreter der | |
| Europäischen Union, Australiens und Neuseelands erlassen. | |
| Das Außenministerium in Moskau warf der britischen Regierung „nie da | |
| gewesene feindliche Handlungen“ vor. London stehe hinter einer | |
| „Informationskampagne“, die zum Ziel habe, Russland international zu | |
| isolieren und wirtschaftlich zu schädigen. Die neuen westlichen Sanktionen | |
| ergingen noch vor Beginn des russischen Angriffskriegs in der Ukraine vor | |
| mehr als sieben Wochen. Die USA haben Russlands Präsidenten Wladimir Putin | |
| und seinen Außenminister Sergej Lawrow sowie weitere Regierungsmitglieder | |
| auch persönlich sanktioniert. (dpa) | |
| ## CIA: Keine Hinweise auf bevorstehenden Atomwaffeneinsatz | |
| CIA-Direktor William Burns hat nach eigenen Angaben keine Hinweise auf | |
| einen bevorstehenden russischen Atomwaffeneinsatz in der Ukraine. Zwar | |
| dürfe man die Gefahr nicht auf die leichte Schulter nehmen, dass Russland | |
| taktische Kernwaffen einsetzen könne, sagte Burns in einer Ansprache am | |
| Georgia Institute of Technology und versicherte: „Wir tun das nicht.“ Die | |
| russische Führung wolle womöglich verzweifelt einen Erfolg ihres Feldzugs | |
| präsentieren. Er kenne aber keine praktischen Anzeichen dafür, dass ein | |
| Einsatz taktischer Atomwaffen unmittelbar bevorstehe. | |
| Taktische Atomwaffen haben im Vergleich zu strategischen geringere | |
| Sprengkraft und Reichweite. Sie sollen auf dem Gefechtsfeld eingesetzt | |
| werden, um den eigenen Truppen den Weg frei zu bomben. (ap) | |
| ## 🐾 Joschka Fischer: Deutschland hat Ukraine nicht ernstgenommen | |
| Der grüne Ex-Außenminister wirft der deutschen Politik der vergangenen | |
| Jahre eine völlige Verkennung der Lage in der Ukraine vor. Im [1][Interview | |
| mit der taz] sagt er, dass die Deutschen mit dem russischen Angriff das | |
| Ende eine langen Nachkriegszeit erleben. Es sei ein Irrtum gewesen, als | |
| Konsequenz der eigenen missratenen Geschichte in der ersten Hälfte des 20. | |
| Jahrhunderts auf Abschreckung und militärische Sicherheit zu verzichten. | |
| ## Holocaust-Überlebende spricht von Genozid an den Ukrainern | |
| Die Holocaust-Überlebende Anastasia Gulej hat am Freitagabend bei einer | |
| Gedenkveranstaltung zum 77. Jahrestag der Befreiung des | |
| Konzentrationslagers Bergen-Belsen gesprochen. „Möge euer Land nie wieder | |
| einen Krieg erleben“, sagte die 96-Jährige, die Anfang März aus ihrer | |
| Heimatstadt Kiew fliehen musste und von Freunden in Deutschland | |
| untergebracht wurde. Gulej nahm auf Einladung der Arbeitsgemeinschaft | |
| Bergen-Belsen an der Veranstaltung „Lichter auf den Schienen“ teil. Knapp | |
| 100 Besucherinnen und Besucher waren gekommen. | |
| Die Zeitzeugin sprach russisch, eine Dolmetscherin übersetzte ihre Rede. | |
| Dass sie nun erneut vor einem Krieg fliehen musste, mache sie fassungslos, | |
| sagte Gulej. „Mir fehlen die Worte [2][für den Genozid an den Ukrainern], | |
| für das, was die Hitler-Verehrer aus dem Kreml in Butscha und Mariupol | |
| angerichtet haben.“ (epd) | |
| ## Ukraine erwartet Rückgang des BIP um 30 bis 50 Prozent | |
| Die Regierung der Ukraine rechnet mit einem Rückgang des | |
| Bruttoinlandsprodukts (BIP) in diesem Jahr um 30 bis 50 Prozent. Das sagt | |
| Finanzminister Serhij Martschenko im Fernsehen. (rtr) | |
| ## Neun humanitäre Korridore vereinbart | |
| In den umkämpften Regionen Luhansk und Donezk im Osten der Ukraine sind | |
| nach Angaben der Regierung einmal mehr neun humanitäre Fluchtkorridore | |
| eingerichtet worden. Eine Fluchtmöglichkeit gebe es für Privatfahrzeuge aus | |
| der besonders betroffenen Hafenstadt Mariupol im Gebiet Donezk in Richtung | |
| der Stadt Saporischschja, teilte Vize-Regierungschefin Iryna Wereschtschuk | |
| am Samstag in Kiew mit. | |
| Weitere Korridore seien in der Region Luhansk eingerichtet worden, mit | |
| vorläufigem Ziel Bachmut. Auch aus der zerstörten Stadt Sjewjerodonezk | |
| sollten Menschen in Sicherheit gebracht werden. Von einst rund 130.000 | |
| Bewohnern sollen dort noch etwa 20.000 leben. Die humanitären Korridore | |
| könnten aber nur funktionieren, wenn der Beschuss seitens der russischen | |
| Besatzer eingestellt werde, schrieb Wereschtschuk im Nachrichtenkanal | |
| Telegram. | |
| Die Ukraine und Russland werfen sich gegenseitig vor, die Flucht von | |
| Zivilisten über solche Korridore zu sabotieren. Die Routen werden jeden Tag | |
| neu angekündigt. Zehntausende konnten nach ukrainischen Angaben bereits | |
| flüchten. (dpa) | |
| ## Weber und Hofreiter drängen auf Ölembargo | |
| Der Druck auf die Bundesregierung und die EU, Energieimporte aus Russland | |
| zu stoppen, hält an. „Zumindest der Bezug von Kohle und Öl muss umgehend | |
| gestoppt werden“, verlangte der CSU-Europapolitiker Manfred Weber in der | |
| Passauer Neuen Presse. Vor allem mit Öl verdiene Russlands Präsident | |
| Wladimir Putin am meisten. | |
| Der CSU-Politiker und Fraktionschef der Europäischen Volkspartei (EVP) im | |
| Europaparlament mahnte zu einem harten Kurs angesichts des russischen | |
| Angriffskriegs gegen die Ukraine. „Sollte Putin militärisch erfolgreich | |
| sein, wird er nicht aufhören. Er führt einen Krieg gegen Freiheit und | |
| Demokratie, gegen die westliche Staatengemeinschaft, gegen uns“, warnte | |
| Weber. Der Bundesregierung warf er vor, bei Maßnahmen gegen Russland auf | |
| europäischer Ebene „der Bremser“ zu sein. | |
| Auch der Grünen-Europapolitiker Anton Hofreiter drängte erneut auf | |
| schärfere Sanktionen gegen Russland. „Ein Erdölembargo muss schnell | |
| umgesetzt werden, um Russland von wichtigen Einnahmen abzuschneiden“, | |
| forderte er in der Welt am Sonntag. | |
| Für ein Ölembargo sprach sich auch erneut die Wirtschaftswissenschaftlerin | |
| Veronika Grimm aus, die auch dem Sachverständigenrat der Bundesregierung | |
| zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung angehört. | |
| Deutschland schrecke vor einem Ölembargo zurück, „in der Hoffnung die | |
| eigenen Kosten gering zu halten“, schrieb sie auf Twitter. Dabei ignoriere | |
| die Regierung jedoch „die langfristigen Kosten des Nichthandelns“ und auch | |
| „die Empfehlungen der Mehrzahl der Wissenschaftler“. | |
| Eine Schlüsselrolle bei den Ölimporten aus Russland spielt in Deutschland | |
| die PCK-Raffinerie im brandenburgischen Schwedt. Dort endet eine Pipeline | |
| für russisches Öl und von dort werden große Teile vor allem Ostdeutschlands | |
| mit Ölprodukten versorgt. Die EU prüft derzeit ein Ölembargo im Rahmen | |
| eines nächsten Sanktionspaketes gegen Russland. Bundeswirtschaftsminister | |
| Robert Habeck (Grüne) arbeitet nach eigenen Angaben an dessen | |
| Umsetzbarkeit, legte sich aber bislang nicht fest. (afp) | |
| ## Mercedes-Benz-Chef warnt vor Stopp von Energielieferungen | |
| Mercedes-Benz-Chef Ola Källenius warnt vor einem kurzfristigen Stopp | |
| russischer Energielieferungen wie Gas. „Eine starke Wirtschaftsleistung ist | |
| die Grundlage für Deutschland, überhaupt reagieren zu können, egal in | |
| welcher Dimension“, sagt Källenius der Süddeutschen Zeitung. „Wir helfen | |
| der Ukraine nicht, wenn wir uns selbst schwächen. Genau das würde aber | |
| passieren bei einem sofortigen Energie-Stopp.“ In der Autobranche ließen | |
| sich etwa Lackieranlagen nicht einfach abschalten, weil sie verstopfen | |
| würden. „Solche Beispiele gibt es in nahezu allen Unternehmen.“ (rtr) | |
| ## Geflüchtete sollen Kriegsverbrechen melden | |
| Bundesjustizminister Marco Buschmann will Kriegsverbrechen in der Ukraine | |
| mit der Hilfe von Flüchtlingen in Deutschland aufklären lassen. „Wir rufen | |
| alle ukrainischen Geflüchteten auf, dass sie sich an alle | |
| Polizeidienststellen wenden können, wenn sie Opfer oder Zeugen von | |
| Kriegsverbrechen geworden sind“, sagt der FDP-Politiker der Welt am | |
| Sonntag. Das Bundeskriminalamt werte die Erkenntnisse im Rahmen von | |
| Ermittlungen des Generalbundesanwalts aus. Zudem unterstütze Deutschland | |
| den Internationalen Strafgerichtshof mit zusätzlichem Geld und Personal. | |
| (rtr) | |
| ## Selenskyj: bis zu 3000 ukrainische Soldaten gestorben | |
| Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selinskyj hat die Verluste seiner | |
| Truppen auf bis zu etwa 13 000 beziffert. Schätzungsweise [3][2500 bis 3000 | |
| Soldaten] seien in Kämpfen mit den russischen Invasoren getötet worden, | |
| sagte Selinskyj dem Fernsehsender CNN. Etwa 10.000 seien verwundet und es | |
| sei schwer zu sagen, wie viele von ihnen überleben werden. (ap) | |
| ## Geflüchtete bringen mehr als 28.000 Haustiere mit | |
| [4][Geflüchtete aus der Ukraine] haben mehr als 28.000 Haustiere mit nach | |
| Deutschland gebracht. Das berichtete die Rheinische Post unter Berufung auf | |
| Angaben des Deutschen Tierschutzbundes. Demnach haben gut acht Prozent der | |
| bislang gut 340.000 in Deutschland registrierten Ukrainerinnen und Ukrainer | |
| Hund oder Katze dabei. Bei einer Unterbringung in Flüchtlingsunterkünften | |
| sorge dies teilweise für Probleme. | |
| „Die Tiere sind für die Geflüchteten ein wichtiger Anker, der ihnen Halt | |
| und Kraft gibt“, sagte die Sprecherin des Tierschutzbundes, Lea Schmitz, | |
| der Zeitung. Deshalb müssten Fluchtunterkünfte so ausgestattet werden, dass | |
| die mitgeführten Tiere bei ihren Besitzern bleiben könnten. Dies sei bisher | |
| jedoch nicht überall der Fall. Oft werde demnach mit dem Seuchenschutz und | |
| Hygieneaspekten argumentiert. Aufgefangen würden die Tiere dann in | |
| örtlichen Tierheimen. | |
| Das Bundesinnenministerium sicherte laut Rheinischer Post zu, sich um das | |
| Problem kümmern zu wollen. Für die traumatisierten Menschen sei es wichtig, | |
| „dass ihre Haustiere bei ihnen sind“, schrieb demnach der Parlamentarische | |
| Staatssekretär im Innenressort, Mahmut Özdemir (SPD), an den | |
| Tierschutzbund. Dies versuche man bei der Unterbringung der Menschen | |
| „weitestgehend zu berücksichtigen“. Der Bund werde auch in Gesprächen mit | |
| den Ländern und Kommunen darauf hinweisen. (afp) | |
| ## Kriegsbriefmarke wird zum Sammlerstück | |
| In der Ukraine ist eine Briefmarke mit dem Motiv eines ukrainischen | |
| Soldaten, der einem russischen Kriegsschiff den „Stinkefinger“ zeigt, zum | |
| Sammlerstück geworden. Am Hauptpostamt in Kiew standen am Freitag hunderte | |
| Ukrainer stundenlang Schlange, um Exemplare dieser Briefmarke zu ergattern. | |
| Die Briefmarke hat durch den Untergang der „Moskwa“, des Flaggschiffs der | |
| russischen Schwarzmeerflotte, neue Bedeutung gewonnen. | |
| Die Hintergrundgeschichte des Motivs liegt jedoch schon in den Anfangstagen | |
| des Kriegs. Die „Moskwa“ attackierte im Februar die nahe der rumänischen | |
| Grenze gelegene ukrainische Schlangeninsel. Der Funkverkehr mit den | |
| ukrainischen Grenzschützern auf der Insel ging viral: Auf die Aufforderung, | |
| sich zu ergeben, antworteten die Grenzwächter, „F..ck you“. Der Funkspruch | |
| ging um die Welt und wurde zum Symbol des ukrainischen Widerstands. | |
| Anfang März schrieb die ukrainische Post einen Wettbewerb aus, um an das | |
| Ereignis zu erinnern. Nach über 500 Vorschlägen wurde die Illustration des | |
| Zeichners Boris Groh ausgewählt. Sie zeigt einen ukrainischen Soldaten, der | |
| auf gelbem Sand einem russischen Schiff den Mittelfinger zeigt. | |
| „Als wir die Briefmarke entwarfen, wussten wir nicht, wie diese Episode | |
| ausgehen würde, aber wir sind sehr froh darüber“, kommentierte Ihor | |
| Smeljansky, Generaldirektor der ukrainischen Post. | |
| Die Briefmarke war bereits am Freitagnachmittag in Kiew ausverkauft. „Wir | |
| wollten mehr drucken“, sagte Smeljansky. Aber russische Luftangriffe auf | |
| Kiew hätten „den Betrieb der Fabrik gestört und wir konnten nicht die | |
| geplante Menge drucken“. Nun sollen schleunigst weitere Marken der auf eine | |
| Million Exemplare limitierten Edition produziert werden. (afp) | |
| 16 Apr 2022 | |
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