# taz.de -- Terrormiliz „Islamischer Staat“ im Irak: Spuren systematischer … | |
> Im Irak liegen noch viele Massengräber, sagt der Leiter des | |
> UN-Ermittlungsteams für IS-Verbrechen. Die Terrorgruppe tötete | |
> zehntausende Menschen. | |
Bild: Mehrere Schuhpaare aus einem Massengrab im Nordirak zeigen wie viele Tote… | |
Bagdad/Berlin dpa | Ermittler der Vereinten Nationen rechnen damit, dass im | |
Irak noch zahlreiche weitere Massengräber der Terrormiliz Islamischer Staat | |
(IS) ausgehoben werden. Die Zahl der Massengräber in dem Land sei | |
„erstaunlich hoch“, sagte der Leiter des UN-[1][Ermittlungsteams für | |
IS-Verbrechen (Unitad)], Christian Ritscher, der Nachrichtenagentur dpa. | |
„Es gibt etliche, die noch nicht geöffnet wurden.“ Es handle sich um | |
wichtige Beweismittel, aus denen sich unter anderem schließen lasse, wie | |
viele Menschen der IS getötet habe. „Es ist auch ein Wettlauf mit der Zeit, | |
weil die Gräber natürlichen Einflüssen unterliegen. Aber wir sind da dran.“ | |
Der frühere Bundesanwalt Ritscher leitet das in Bagdad ansässige | |
UN-Untersuchungsteam seit September. An diesem Mittwoch treffen sich | |
Experten in Berlin zu einer unter anderem vom Auswärtigen Amt organisierten | |
Konferenz über den IS. Dabei geht es um die Finanzströme der Extremisten. | |
Durch „die Spur des Geldes“ ließe sich auch ermitteln, wer hinter „der | |
Systematik dieser vielen grausamen Verbrechen“ stecke, sagte Ritscher. „Es | |
geht uns darum, Verantwortliche bis in die Führungsetage vor Gericht zu | |
bringen.“ | |
Die Terrormiliz hatte im Sommer 2014 große Gebiete im Norden und Westen des | |
Irak unter ihre Kontrolle gebracht. Der damalige Anführer des IS, der | |
mittlerweile tote Abu Bakr Al-Bagdadi, rief später ein sogenanntes Kalifat | |
aus, das Gebiete im Irak und in Syrien umfasste. In dieser Zeit wurden | |
Zehntausende Menschen getötet, verschleppt, versklavt und misshandelt. Die | |
UN kamen zu dem Schluss, dass die Extremisten im Irak einen [2][Völkermord | |
an der religiösen Minderheit der Jesiden] begangen hat. Mittlerweile ist | |
die Terrormiliz militärisch besiegt, Zellen sind in beiden Ländern aber | |
weiter aktiv. | |
Die Kriegsverbrechen des IS seien „hochgradig bürokratisch organisiert“ | |
gewesen, erklärte Ritscher weiter. „Das waren keine Einzeltaten. Das sieht | |
sehr planmäßig aus, auch in der Breite.“ Es spreche alles dafür, dass auch | |
„die obersten Ränge wussten, was an der Front passiert“. [3][Zurückgelass… | |
habe der IS neben Festplatten und Handys auch eine enorme Anzahl von | |
Dokumenten]. Diese würden nun digitalisiert und „unter Hochdruck“ | |
ausgewertet. Weitere Spuren führten auch nach Deutschland, sagte er, ohne | |
Details zu nennen. | |
Ritscher ermittelt seit mehr als zehn Jahren Kriegsverbrechen, Völkermord | |
und Verbrechen gegen die Menschlichkeit, darunter in Ruanda und in Syrien. | |
Beim Generalbundesanwalt in Karlsruhe leitete er früher das Referat für | |
Völkerstrafrecht. Unitad hat den Auftrag, den Irak bei der Aufklärung der | |
IS-Verbrechen zu unterstützen. | |
13 Apr 2022 | |
## LINKS | |
[1] https://www.unitad.un.org | |
[2] /Zemfira-Dlovani-zu-Jesiden-Verfolgung/!5786396 | |
[3] https://www.nytimes.com/interactive/2018/04/04/world/middleeast/isis-docume… | |
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Denis Cuspert | |
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