| # taz.de -- Panzerlieferungen an die Ukraine: Eine richtige Ausnahme | |
| > Es ist richtig, dass Deutschland jetzt Panzer an die Ukraine liefert. | |
| > Trotzdem braucht es in Zukunft strengere Regeln für Rüstungsexporte. | |
| Bild: Die Bundesregierung genehmigt die Lieferung von Gepard-Panzern in die Ukr… | |
| Deutsche [1][Panzer] für den Krieg in der Ukraine – ist das richtig? Ja. | |
| Dass die Bundesregierung die Lieferung von [2][Gepard-Panzern] aus | |
| Industriebeständen genehmigt, wirft zwar eine Reihe relevanter Detailfragen | |
| auf. Wie schnell kann die Ukraine dieses Waffensystem tatsächlich einsetzen | |
| und was macht den Flugabwehrpanzer Gepard genehmigungsfähiger als den | |
| Schützenpanzer Marder? Jenseits davon kann man aber festhalten: | |
| Grundsätzlich macht die Regierungskoalition bei der Unterstützung der | |
| Ukraine keinen Unterschied mehr zwischen leichten und schweren Waffen, | |
| direkten und indirekten Lieferungen – und das ist eben richtig. | |
| Solche Sätze schreiben sich nicht leicht. An dieser Stelle wären sie noch | |
| vor wenigen Wochen höchstens als Außenseitermeinung denkbar gewesen. In der | |
| Politik hätten die Exporte keine Mehrheit gefunden, in der Bevölkerung erst | |
| recht nicht. Aber die Situation ist nun mal eine sehr spezielle. Der | |
| Ukraine-Krieg ist viel eindeutiger als etliche andere Konflikte: Aggressor | |
| und Opfer sind klar unterscheidbar, ein auch nur halbwegs legitimer | |
| Kriegsgrund ist nicht gegeben und die Souveränität einer einigermaßen | |
| funktionierenden Demokratie in Europa ist in Gefahr. | |
| Dazu kommt: Die westlichen Lieferungen dienen nicht nur der | |
| Selbstberuhigung, sondern sie können in diesem Krieg den entscheidenden | |
| Unterschied machen. Die Ukraine ist Russland militärisch nicht so klar | |
| unterlegen, wie zu Kriegsbeginn erwartet. Mit Material aus dem Westen kann | |
| sie den russischen Angriff möglicherweise so weit zurückschlagen, bis die | |
| russische Führung doch noch zu echten Verhandlungen bereit ist – ohne die | |
| ukrainische Selbstaufgabe zur Bedingung zu machen. Die Frage nach der | |
| Eskalationsgefahr, nach russischer Rache für westliche Waffenlieferungen, | |
| ist zwar richtig. Dass nach Dutzenden bereits aus Nato-Staaten gelieferten | |
| Panzern aber ausgerechnet ein deutscher Gepard Moskaus rote Linie zum | |
| Atomkrieg überschreitet, ist unwahrscheinlich; umgekehrt würde eine | |
| ukrainische Kapitulation den Frieden in Europa langfristig sicher nicht | |
| garantieren. | |
| Sind mit der Einsicht, dass diese Exporte richtig sind, alle Argumente der | |
| Vergangenheit hinfällig? Sicher nicht. Strengere Regeln für | |
| [3][Rüstungsexporte], die sich die Koalition eigentlich vorgenommen hat, | |
| werden nicht dadurch falsch, dass in einer Extremsituation Ausnahmen nötig | |
| werden. Wie wichtig internationale Rüstungskontrollvereinbarungen sind, | |
| zeigt gerade der Krieg in der Ukraine. Und je funktionsfähiger die | |
| Bundeswehr in den nächsten Jahren durch neue Investitionen wird, je größer | |
| die militärischen Möglichkeiten der Bundesrepublik werden, desto nötiger | |
| ist der kritische Blick auf Auslandseinsätze. In der Friedenspolitik bleibt | |
| also genug zu tun. Wer Frieden will, muss sich dafür nicht an diesen | |
| Waffenexporten verkämpfen. | |
| 26 Apr 2022 | |
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| Tobias Schulze | |
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