# taz.de -- Tesla-Fabrik bei Berlin: Die Teslas können (fast) rollen | |
> Gut zwei Jahre nach dem Antrag ist die Tesla-Fabrik in Grünheide | |
> genehmigt – von einer stolzen Landesregierung. Fertig ist das Werk ja | |
> schon. | |
Bild: Stolze Brandenburger: Wirtschaftsminister Steinbach und Ministerpräsiden… | |
BERLIN taz | „Ein kleiner Sonnenstrahl in schwierigen Zeiten, aber ein ganz | |
wichtiger Schritt für die Entwicklung unseres Landes“ – so versuchte der | |
Brandenburger Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) das Ereignis in Worte | |
zu fassen, das er am Freitagnachmittag vor der Presse und live auf Twitter | |
verkündete: „Genau 842 Tage“, nachdem der US-Autobauer Tesla die | |
Genehmigung zum Bau und Betrieb einer SUV-Fabrik beantragt hatte, wurde | |
diese Genehmigung nun erteilt. | |
Bekanntlich wurde das Projekt in Grünheide (Landkreis Oder-Spree) | |
mittlerweile noch um eine der weltweit größten Batteriefabriken ergänzt – | |
und [1][bekanntlich sind die Fertigungsanlagen für die anvisierten 500.000 | |
Autos im Jahr schon fertig]: auf der Grundlage von letztendlich 19 | |
Bescheiden einer „Zulassung vorzeitigen Maßnahmenbeginns“. Rein theoretisch | |
hieß das immer: Wenn die Genehmigung nicht kommt, muss alles wieder weg. | |
„Wir haben Großes geleistet in den letzten zwei Jahren“, lobte Woidke sich, | |
seine Landesregierung, den Landkreis und die Gemeinde. Das | |
Genehmigungsverfahren sei „eine Mammutaufgabe“ gewesen, bei der alle | |
kooperiert hätten. Er verwies in diesem Zusammenhang auf die „Taskforce | |
Tesla“, die sich gerade zum 27. Mal getroffen habe. Man werde künftig von | |
einer „Zeit vor Tesla“ und einer „Zeit mit Tesla“ sprechen, war sich der | |
Ministerpräsident sicher. | |
Neben den guten räumlichen Voraussetzungen, den vorhandenen Fachkräften und | |
Ausbildungsstätten sei auch das große Angebot an Erneuerbaren Energien in | |
Brandenburg ein wesentlicher Punkt für die Standortentscheidung von | |
Tesla-Boss Elon Musk gewesen, sagte Woidke. Und schon jetzt sei zu erleben, | |
dass in der Region eine Entwicklung eingesetzt habe – es arbeiteten ja auch | |
schon 3.000 Menschen auf dem Areal. „Wir sind nicht mehr die verlängerte | |
Werkbank des Westens“, so Woidke, „sondern ein Land,das | |
Wertschöpfungsketten anzubieten hat.“ | |
Teslas „Model Y“ werden allerdings auch in der kommenden Woche noch nicht | |
vom Band rollen: Vorher muss das Unternehmen nachweisen, dass es die mehr | |
als 400 Auflagen erfüllt hat, die der Genehmigungsbescheid auflistet. Dazu | |
gehören unter anderem die Installation von Anlagen zur Überwachung von | |
Emissionen, ein Konzept zur Verhinderung von Störfällen sowie Nachweise von | |
verwendeten Materialien, die Tesla bislang nicht erbracht hatte. Tesla | |
selbst hat sich offenbar eine Frist von zwei Wochen dafür gegeben. | |
## „Akribisch und stoisch“ | |
Umweltminister Axel Vogel (Grüne) legte Wert auf die Feststellung, das ihm | |
unterstellte Landesamt für Umwelt (LfU) habe „akribisch genau und mit | |
stoischer Ruhe“ seine Arbeit getan und die zu erwartenden Auswirkungen des | |
Projekts geprüft, „um den Schutz der Nachbarschaft vor Gefahren und | |
Belästigungen zu gewährleisten“. Man habe sich „nicht durch die öffentli… | |
Aufmerksamkeit beirren lassen“ und völlig unabhängig geprüft. Diese | |
Unabhängigkeit war in der Vergangenheit oft angezweifelt worden, zumal die | |
Landesregierung die Ansiedlung immer als eine Art Lottogewinn betrachtet | |
hat. | |
Die Ergebnisse, bei denen man vor allem dem Gewässerschutz „besondere | |
Aufmerksamkeit“ gewidmet habe, seien tragfähig, gab sich Vogel überzeugt. | |
Zumindest physikalisch hat der Bescheid einiges an Gewicht: Zu dem rund | |
600-seitigen Dokument selbst kommen noch 23.700 Seiten Antragsunterlagen in | |
66 Aktenordnern, wie der Minister aufzählte – „ein Kleinlastwagen voll“. | |
Dass auch gegen diesen Bescheid noch einmal geklagt werden könne, räumte | |
Vogel ein. Die Brandenburger Umwelt- und Naturschutzverbände, die den | |
zweijährigen Prozess zum Teil äußerst kritisch begleitet haben, behalten | |
sich das auch vor, wie die Landesgeschäftsführerin des Nabu, Christiane | |
Schröder, der taz schon am Donnerstag gesagt hatte. Erst einmal müsse man | |
den Bescheid aber gründlich prüfen. Gleichzeitig läuft vor dem | |
Verwaltungsgericht in Frankfurt (Oder) eine [2][Klage von Nabu und Grüner | |
Liga gegen die Genehmigung einer stark erhöhten Trinkwasserförderung] für | |
Tesla. | |
4 Mar 2022 | |
## LINKS | |
[1] /Tesla-Gigafactory-bei-Berlin/!5816161 | |
[2] https://brandenburg.nabu.de/umwelt-und-ressourcen/30964.html | |
## AUTOREN | |
Claudius Prößer | |
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