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# taz.de -- Cyberangriffe im Ukraine-Krieg: Sabotage und Attacken aus dem Netz
> Cyberoperationen sind Teil der Kriegsführung und oft lange vorbereitet.
> Auch deutsche Sicherheitsbehörden stellen sich auf digitale Angriffe ein.
Bild: Wer hinter Cyberattacken steht, ist oft unklar (Symbolbild)
Berlin taz | Die Ukraine wird nicht nur zu Lande und in der Luft
attackiert, sondern auch im Netz. So wurde bereits am Mittwoch eine neue
Schadsoftware in ukrainischen Systemen entdeckt, wie die
IT-Sicherheitsfirma Eset meldete. Die Schadsoftware kann infizierte Systeme
in wenigen Sekunden löschen oder überschreiben. Es ist nicht der erste
digitale Angriff im [1][Konflikt zwischen der Ukraine und Russland]. Auch
bei der Annexion der Krim 2014 wurden Attacken auf digitale Netze
registriert, die die Systeme von Banken oder Behörden stören sollten.
Letzte Woche wurden die Webseiten mehrerer ukrainischer
Regierungseinrichtungen und staatlicher Banken Ziel eines Cyberangriffs.
Nach einer sogenannten DDOS-Attacke, bei denen Server überlastet werden,
funktionierten rund zehn Internetseiten nicht mehr, darunter die Seite des
Verteidigungsministeriums und des Außenministeriums und der beiden größten
staatlichen Banken. „Solche Cyberoperationen brauchen Vorbereitung“, sagte
der taz Matthias Schulze, Experte für Cybersicherheitspolitik bei der
Stiftung Wissenschaft und Politik.
Cyberfähigkeiten und konventionelle Kriegsführung würden verstärkt in
Konflikten zusammengedacht. „Aber Cyberoperationen werden nicht das
Entscheidende sein. Sie richten jedoch zusätzlichen Schaden an.“ Schulze
zufolge könnten sie noch zunehmen, wenn der Konflikt mit der EU und der
Nato sich verschärft und länger andauert. Die technischen [2][Mittel
solcher Cyberattacke]n gleichen denen, die auch Kriminelle verwenden. So
können Netze und Infrastrukturen lahmgelegt werden, etwa mit DDoS-Attacken
oder durch Schadsoftware, etwa bei Ransomware-Angriffen.
Aber auch [3][Desinformations- oder Fake-News-Kampagnen] können als Waffe
eingesetzt werden. Bei DDoS-Attacken werden Server mit einer großen Masse
gleichzeitiger Anfragen geflutet und damit überlastet. Bei
Ransomware-Attacken werden Daten auf Rechnern verschlüsselt, sodass
betroffene Unternehmen oder Behörden nicht mehr darauf zugreifen können und
in der Regel nicht mehr arbeitsfähig sind.
## Wer hinter den Attacken steckt, bleibt oft unklar
Die Methode ist vor allem von Angriffen gegen Firmen bekannt, wenn es darum
geht, Lösegelder zu erpressen. Als Angriff auf Krankenhäuser oder
Unternehmen der Energiewirtschaft würden aber auch sie die Infrastruktur
empfindlich stören. Attacken mittels Schadsoftware gehen häufig
Phishing-Angriffe voraus, mit denen sich die Angreifer:innen Zugang zum
System verschaffen. Bislang sind Regierungen aus guten Gründen vorsichtig,
wenn es um Reaktionen auf mutmaßlich staatliche gelenkte Cyberangriffe
geht.
Eindeutig zuordenbar sind Angriffe meist nicht. Zwar lässt sich etwa
bestimmten kriminellen Gruppen ein für sie typischer Programmiercode
zuordnen oder aus sprachlichen Elementen auf Hintergründe schließen. Doch
diese Attributionen sind immer mit Unsicherheiten behaftet: Auch andere
Akteur:innen können absichtlich falsche Fährten legen. Zudem gibt es
keine internationale Vereinbarung, die definiert, wo die roten Linien sind,
ob also etwa Twitter-Bots, die Desinformationskampagnen fahren,
grundsätzlich noch akzeptiert werden, aber dann nicht mehr, wenn es um die
Einmischung in den Wahlkampf eines anderen Landes geht.
Auch in Deutschland ist man alarmiert. „Die Sicherheitsbehörden haben die
Schutzmaßnahmen zur Abwehr etwaiger Cyberattacken hochgefahren und
relevante Stellen sensibilisiert“, teilte Bundesinnenministerin Nancy
Faeser mit. Alle Informationen liefen im Nationalen Cyber-Abwehrzentrum
zusammen.
Gegenüber der taz sagte der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der
Grünen, Konstantin von Notz, dass man derzeit Angriffe in einer „gänzlich
neuen Qualität“ beobachte. „Sie stellen nicht nur eine Gefahr für die
Ukraine, sondern unter anderem auch für die deutsche Versorgungssicherheit
dar.“
24 Feb 2022
## LINKS
[1] /Russische-Angriffe-auf-die-Ukraine/!5837503
[2] /Russische-Hacker/!5803475
[3] /Desinformationen-im-Netz/!5825324
## AUTOREN
Svenja Bergt
Tanja Tricarico
## TAGS
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