# taz.de -- Anonymous attackiert Ölkonzern: Deutscher Rosneft-Ableger gehackt | |
> Das Hackerkollektiv Anonymous soll 20 Terabyte Daten des Ölkonzerns | |
> erbeutet haben. Das BSI sieht keine Auswirkungen auf die Versorgungslage. | |
Bild: Gehört zum großen Teil Rosneft: Erdölraffinerie PCK in Schwedt | |
BERLIN taz | Es soll ein größerer Schlag gewesen sein. 20 Terabyte an Daten | |
will Anonymous Deutschland vom deutschen [1][Rosneft-Ableger] in den | |
vergangenen Tagen erbeutet haben. Man habe Zugriff auf Laptops und iPhones | |
von Bediensteten erhalten und teils Daten gelöscht, erklärte das | |
Hackerkollektiv am Wochenende. | |
Und auch das [2][Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik] (BSI) | |
bestätigte am Montag, dass Rosneft angegriffen wurde. Das Unternehmen habe | |
dem BSI in der Nacht zu Samstag einen IT-Sicherheitsvorfall gemeldet. | |
Firmen, die zur kritischen Infrastruktur gehören, sind dazu verpflichtet. | |
Man stehe im Austausch mit Rosneft und habe „Unterstützung bei der Analyse | |
und Behebung des Vorfalls angeboten“, erklärte das Bundesamt. „Bisher sind | |
keine Auswirkungen auf die Versorgungslage offenbar geworden.“ | |
Zudem verschickte das BSI eine Cybersicherheitswarnung an andere | |
Mineralölkonzerne. Der Vorfall bestätigt die Einschätzung einer | |
verschärften Sicherheitslage im Cyberraum seit Beginn des russischen | |
Angriffs auf die Ukraine, teilte das Bundesamt mit. Zu der Hackerattacke | |
auf Rosneft soll nun das Bundeskriminalamt ermitteln. | |
Das deutsche Büro von Rosneft war für Nachfragen bislang weder telefonisch, | |
noch per E-Mail zu erreichen. | |
## Drittgrößter Mineralölverarbeiter in Deutschland | |
Rosneft ist ein staatlicher russischer Mineralölkonzern, der wegen des | |
Russlandkriegs gegen die Ukraine zuletzt auch von Sanktionen betroffen war. | |
In Deutschland ist Rosneft nach eigenen Angaben der drittgrößte | |
Minieralölverarbeiter. Sein Chef Igor Setschin gilt als Putin-Vertrauter. | |
In der Diskussion stand zuletzt auch die Rolle von Ex-Bundeskanzler | |
[3][Gerhard Schröder], der als Aufsichtsratsvorsitzender bei Rosneft | |
mitwirkt. | |
Anonymous will bereits vor einigen Tagen Zugriff auf die Server des | |
deutschen Rosneft-Ablegers erlangt haben. Man sei „sehr tief in die | |
Systeme“ eingedrungen, erklärte das Hackerkollektiv. So habe man etwa | |
Backup-Daten von Laptops einiger Beschäftigter erlangt und teils gelöscht. | |
Auch weitere Dokumente seien erbeutet worden. Zudem habe man Zugriff auf | |
iPhones oder iPads von Angestellten bekommen – auf denen teils Botschaften | |
wie „Slava Ukraini“ („Ruhm der Ukraine“) aufgespielt worden seien. | |
Anonymous versicherte aber, „zu keinem Zeitpunkt Zugriff auf kritische | |
Systemteile oder Steuerungsanlagen“ von Rosneft gehabt zu haben. Daran habe | |
man auch gar kein Interesse gehabt, da der Energiesektor „ein heißes Eisen“ | |
sei. Allenfalls könnten nun Geschäftsabschlüsse gestört sein, weil keine | |
Verträge geschlossen werden könnten. Das Hackerkollektiv erklärte, man | |
wolle die erbeuteten Daten nun „in Ruhe“ auswerten. | |
## Anonymous erklärte Russland den Cyberkrieg | |
Das Anonymous-Kollektiv hatte sich bereits zu Kriegsbeginn auf Seiten der | |
Ukraine gestellt und Hackerangriffe gegen die russische Regierung | |
angekündigt. In der Folge wurden russische Behörden und Staatsunternehmen | |
mit DDos-Attacken angegriffen. Man wolle Putins Hackertrupp „einen Schluck | |
seiner eigenen bitteren Medizin“ verabreichen, erklärte die Gruppe. | |
Gleichzeitig wollen die Hacker auch Beiträge in das russische Fernsehen | |
eingeschleust haben, die über die Kampfhandlungen in der Ukraine | |
informierten. | |
Das BSI hatte bereits nach Beginn des Kriegs in der Ukraine gewarnt, dass | |
das Hacking von Webseiten oder Beteiligen an DDos-Attacken verboten sei und | |
„ein erhebliches Gefährdungspotential“ aufweise. Es könne zu „nicht | |
vorhersehbaren Folgewirkungen von Cyberangriffen jeder Art“ kommen. Denkbar | |
seien Vergeltungsmaßnahmen oder Phishing-Versuche mit Beteiligungsaufrufen. | |
Insgesamt sprach das BSI nach Kriegsausbruch zunächst von einer | |
„[4][abstrakt erhöhten Bedrohungslage]“ für die deutsche | |
Informationssicherheit durch den Krieg in der Ukraine. Eine akute | |
Gefährdung ergebe sich aus dem Krieg aber vorerst nicht. Bisher habe es nur | |
wenige kleinere und nicht zusammenhängende IT-Sicherheitsvorfälle gegeben. | |
Hiesige Unternehmen sollten ihre IT-Sicherheitsmaßnahmen aber | |
vorsichtshalber erhöhen, appellierte das Bundesamt. | |
14 Mar 2022 | |
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## AUTOREN | |
Konrad Litschko | |
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