# taz.de -- Klage gegen EU-Agentur: Chemieunternehmen gescheitert | |
> Hersteller Chemours wollte Einstufung von GenX-Chemikalien als | |
> besorgniserregend verhindern. Doch der EU-Gerichtshof hält sie für | |
> gerechtfertigt. | |
Bild: In Dordrecht betreibt das Unternehmen Chemours die größte Teflonfabrik … | |
FREIBURG taz | GenX-Chemikalien bleiben auf der Liste der besonders | |
besorgniserregenden Stoffe. Hersteller Chemours scheiterte mit einer Klage | |
beim Europäischen Gericht (EuG) in Luxemburg. Die GenX-Chemikalien waren | |
die ersten, die auch wegen ihrer Langlebigkeit und Mobilität auf die Liste | |
gesetzt wurden. | |
Chemours ist ein US-Chemie-Unternehmen, das 2015 vom Dupont-Konzern | |
abgespalten wurde. Chemours produziert unter anderem Teflon, das als | |
Bratpfannenbeschichtung bekannt wurde. Bei der Teflon-Produktion kommen | |
auch die sogenannten GenX-Chemikalien zum Einsatz, die nach einem | |
Produktionsverfahren benannt wurden. Die offizielle Abkürzung ist HFPO-DA. | |
Früher wurde bei der Teflonproduktion der Stoff PFOA eingesetzt, den die EU | |
jedoch 2017 auf Vorschlag des deutschen Umweltbundesamts verbot, weil er | |
giftig ist und die Fortpflanzung schädigt. Doch auch die GenX-Chemikalien | |
als Ersatzstoffe sind problematisch. Sie sind giftig für die Leber, die | |
Nieren und das Immunsystem. Außerdem sind sie sehr langlebig und mobil, das | |
heißt, sie verbreiten sich leicht, insbesondere im Wasserkreislauf. | |
Im Sommer 2019 beschloss deshalb der Ausschuss der Mitgliedstaaten der | |
Europäischen Chemikalien-Behörde (ECHA) einstimmig, die GenX-Chemikalien | |
auf die Liste der besorgniserregenden Chemikalien zu setzen. Der Antrag kam | |
aus den Niederlanden, die in dieser Frage besonders engagiert sind, weil | |
sich in Dordrecht eine Produktionsanlage von Chemours befindet. | |
Schon die Listung eines Stoffes hat konkrete Folgen: So können Konsumenten | |
Auskunft verlangen, ob der Stoff in bestimmten Waren enthalten ist. Der | |
Stoff wird dann aber auch Gegenstand eines besonderen Zulassungsverfahrens | |
und kann dabei verboten werden. Die Listung ist somit ein klares Signal an | |
die Wirtschaft, nach Alternativen zu suchen. | |
Allerdings klagte Hersteller Chemours gegen die Listung. Hauptargument: | |
GenX-Chemikalien reichern sich kaum im Körper an. Doch das Europäische | |
Gericht hat nun alle Einwände von Chemours gegen die Listung abgewiesen. | |
„Die Entscheidung des Europäischen Gerichts ist wichtig, weil hiermit die | |
Bedeutung von Langlebigkeit und Mobilität für die Einstufung einer | |
Chemikalie als besorgniserregend bestätigt wurde“, erklärte Ninja Reineke | |
von der NGO Chemtrust. | |
Die NGO sieht das Urteil auch „als wichtiges Signal für die | |
EU-Chemikalienpolitik“, da die EU parallel [1][an einem Verbot der gesamten | |
Stoffklasse der sogenannten PFAS-Chemikalien arbeite], zu denen auch die | |
GenX-Stoffe gehören. | |
23 Feb 2022 | |
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## AUTOREN | |
Christian Rath | |
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