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# taz.de -- Coronaproteste an Schulen: Aggressive Eltern
> Vor Hamburger Schulen gab es in den vergangenen Wochen Proteste gegen
> Coronamaßnahmen. Einmal mehr sind auch Rechtsextreme beteiligt.
Bild: Nach wie vor Anlass für Proteste und Streit: Coronaregeln an Schulen
Der Besuch der Schule kann zunehmend unangenehmer werden: In den
vergangenen Wochen sind Querdenkende und Coronaleugnende vor Schulen
aufgelaufen. Vor Unterrichtsbeginn stehen seit einigen Tagen an der
Hamburger Schule in der Thadenstraße Aktivist:innen. Sie sprechen die
Schüler:innen an und fordern sie auf, keine Maske zu tragen.
Zu Beginn des Monats protestierten rund 40 Personen vor der Reformschule in
Hamburg-Winterhude. Der Anlass: Ein 18-jähriger Schüler wurde vom
Unterricht mehrfach ausgeschlossen, weil er keine Maske tragen wollte.
Mit „Peace“- und „FCK-NZS“-Fahnen richteten die 40 Personen vor der Sch…
eine Kundgebung aus. Ein Transparent offenbarte jedoch eine andere Allianz:
Auf dem Transparent war eine Fotomontage eines Kleinkindes mit freiem
Oberkörper zu sehen, das die Hände vor das Gesicht hält. Montiert ist in
das Bild auch eine Hand mit rotem Gummihandschuh und einer Spritze. Zu
lesen ist: „Finger weg von unseren Kindern. Nein zur Impfpflicht“. Das
Transparent stammt von der NPD. Die Partei hat unlängst eigenes
Kampagnenmaterial für den Protest erstellt.
An der Elbe stören sich viele Aktivist:innen bei den Demonstrationen
gegen die Maßnahmen nicht am [1][rechtsextremen Zulauf]. Eine inhaltliche
Nähe, die nicht nur wegen der Kritik an den Coronamaßnahmen gegeben ist,
könnte der Grund sein.
Die Proteste an den Schulen organisieren meistens Eltern. Die staatliche
Zuständigkeit für die Pandemiebekämpfung zweifeln sie an. Doch sie
argumentieren dabei auch auf Grundlage der [2][Reichsbürgerideologie]: Eine
schriftliche Anfrage der Linkspartei im Bundestag brachte Erkenntnisse zu
den Bestrebungen der Querdenkenden in Schulen und Kindertagesstätten. Die
Bundesregierung antwortete der Linkspartei, dass Reichsbürger die
Initiative „Eltern für ihre Kinder“ betreiben. Und einer der Gründer des
Vereins „Eltern stehen auf“ werbe für die rechts-esoterische
Anastasia-Bewegung.
Bei Telegram können Musterschreiben an Schulen gegen die Maßnahmen
heruntergeladen werden. Die Möglichkeit wird offensichtlich stark genutzt.
Bereits im Mai 2021 stellte das Umfrageinstitut Forsa im Auftrag des
Verbandes Bildung und Erziehung bei einer repräsentativen bundesweiten
Umfrage fest, „dass es an jeder vierten Schule psychische Gewalt gegen
Lehrkräfte im Zusammenhang mit der Umsetzung von Infektionsschutzmaßnahmen
gibt – direkt oder/und über das Internet“.
Die Angriffe gingen in rund 80 Prozent der Fälle von Eltern aus, in den
anderen Fällen von Personen aus den Initiativen gegen die Coronamaßnahmen.
Schon 2020 belegte eine Antwort des Hamburger Senats auf eine Anfrage der
Linken mehr als 20 Vorfälle an Schulen – bis hin zur Bedrohung von
Lehrkräften.
Sabine Boeddinghaus, schulpolitische Sprecherin der Linksfraktion, sagt:
„Die Belästigung von Kindern und Jugendlichen durch [3][Querdenker] und
ähnliche Reaktionäre muss gestoppt werden.“ In den Schulen müssten aber
auch „die jungen Menschen ermächtigt werden, die Lügengebäude der
Querdenker zu durchschauen“.
28 Feb 2022
## LINKS
[1] /Proteste-gegen-Corona-Massnahmen/!5825257
[2] /Reichsbuerger/!t5009452
[3] /Querdenken-Bewegung/!t5718280
## AUTOREN
Andreas Speit
## TAGS
Hamburg
"Querdenken"-Bewegung
Rechtsextremismus
Schule und Corona
Kolumne Der rechte Rand
Schule
Niedersachsen
Kolumne Ernsthaft?
Verschwörungsmythen und Corona
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