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# taz.de -- Ausblick auf Winter-Olympia 2026: Reisen durch Norditalien
> Die nächsten Winterspiele finden in Cortina, Mailand, in Livigno, Bormio,
> Antholz und Verona statt – für Groundhopper sicherlich interessant.
Bild: Drehungen vor Dolomiten: Mikaela Shiffrin kurvt auf den Pisten von Cortin…
Peking taz | Besser hätte es nicht laufen können für den Bürgermeister von
Cortina d’Ampezzo. Vor ein paar Tagen hat Gianpietro Ghedina in seiner
Gemeinde die frisch gekürte Curling-Olympiasiegerin Stefania Constantini
empfangen. Es war ein rauschendes Fest voller Italianità für die Tochter
der Dolomitengemeinde. Das ganze Land hatte sich verzaubern lassen von ihr
und ihrem Partner, die den Mixed-Wettbewerb gewonnen hatten. Eine Woche
nach der Party für Constantini war Ghedina in Peking, um zusammen mit
Giuseppe Sala, dem Bürgermeister von Mailand, die olympische Flagge
entgegenzunehmen.
[1][In vier Jahren finden die Winterspiele in Mailand und Cortina d’Ampezzo
statt.] Es soll italienisch zugehen, verspricht Ghedina, auch wenn die
beiden Orte nicht unterschiedlicher sein könnten. „Der Verstand und der
Kopf werden in Mailand sein, die Emotionen und das Herz definitiv in
unserem Ort“, sagte er bei einem Pressetermin in Peking. „Ich bin mir
sicher, dass es großartige Spiele werden.“ Ja, was denn sonst?
## Mehrere Olympische Dörfer
Giovanni Malagò, Chef des Italienischen Olympischen Komitees und Präsident
des Organisationskomitees von Milano Cortina 2026 weiß auch warum. Der
Weisheit des Internationalen Olympischen Komitees, dem auch er angehört,
sei es zu verdanken, dass die italienische Bewerbung überhaupt möglich
geworden sei. Mit der Agenda 2020 des IOC können sich nicht mehr allein
einzelne Städte bewerben, sondern Regionen. Möglichst viele bestehende
Sportstätten sollen für Olympia genutzt werden.
Es ist auch ein Experiment, mit dem die Italiener beweisen wollen, dass man
in den Alpen noch Winterspiele veranstalten kann. In Graubünden, in Tirol
und in München, das sich mit Garmisch-Partenkirchen für die Spiele 2022
bewerben wollte, hat die Bevölkerung gegen die Ausrichtung des Megaevents
gestimmt. In Mailand und Cortina stehe die Bevölkerung hinter den Spielen,
sagte Mailands Bürgermeister Sala am Freitag in Peking, „wie das ganze
Land“.
Und so soll das Ganze aussehen: [2][In Mailand wird Eishockey gespielt], in
einer anderen Halle sind die Shorttracker und Eiskunstläufer unterwegs. Im
Norden der Lombardei auf 1.800 Metern Höhe, in Livigno, wird der Snowpark
eingerichtet. Nicht weit entfernt davon, in Bormio, fahren die Männer um
alpines Skigold, während die Frauen in Cortina d’Ampezzo Ski fahren werden.
Die alte Olympia-Eishalle von 1956, als die Spiele schon einmal in Cortina
waren, wird für den Curlingsport aufgemöbelt. Im nordischen Skisport werden
im Val di Fiemme die Medaillen vergeben, wo schon des Öfteren
Weltmeisterschaften stattgefunden haben. Und die Biathleten laufen und
schießen auf der traditionsreichen Anlage von Antholz um olympische Ehren.
## Bau einer neuen Bobbahn
Noch was? Wo die Eisschnelllaufwettbewerbe stattfinden, muss noch
entschieden werden. Der Plan ist es, eine bestehende Freiluftbahn in
Baselga di Piné oben im Trentino zu überdachen, aber das steht noch nicht
fest. Auch das leidige Thema Eiskanal war bis vor Kurzem noch nicht gelöst
und so machte sich sogar Innsbruck mit seiner Bahn in Igls Hoffnungen auf
die Rückkehr der olympischen Ringe nach Tirol. Nun soll aber in Cortina da,
wo 1956 gerodelt wurde und noch eine Schneise durch den Wald geht, ein
neuer Eiskanal entstehen.
Für Bürgermeister Ghedina ist das ein emotionales Thema. Eugenio Monti vom
Bobclub Cortina wurde 1968 in Grenoble Olympiasieger im Zweier und Vierer –
und wird in der Gemeinde verehrt wie ein Sportheiliger. Damit nicht genug:
Die Schlussfeier soll in der Arena von Verona steigen, zwei Wochen nach der
Eröffnungsfeier im Mailänder Fußballtempel San Siro. Für den könnte es eine
Art Abschiedsspiel werden, denn daneben entsteht ein neues Stadion.
Die Spiele sollen, so Malagò, die billigsten in der jüngeren
Olympiageschichte werden. Die Reisen zwischen den Wettkampfstätten will das
Organisationskomitee dadurch klein halten, dass es vier olympische Dörfer
mit allem, was dazugehört, errichtet. OK-Präsident Malagò erinnerte an
seine Erfahrungen aus Tokio. Die Fahrt vom Hotel zur Radrennbahn mit dem
Auto habe drei Stunden gedauert. Außerdem gebe es bis dahin ja
flächendeckend G5, assistierte der Geschäftsführer von Milano Cortina 2026,
Vincenzo Novari.
Wer heute mit dem Zug von Mailand ins Antholzer Tal will, ist fünfeinhalb
Stunden unterwegs und muss in Verona, Bozen und Franzensfeste umsteigen.
Gute Reise!
21 Feb 2022
## LINKS
[1] https://www.milanocortina2026.org/en/
[2] https://olympics.com/de/olympic-games/milano-cortina-2026
## AUTOREN
Andreas Rüttenauer
## TAGS
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