Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Curling-EM in Finnland: Hochgeschrubbt
> Deutschlands Männer gewinnen die Europameisterschaft. Mit 9:7 siegen sie
> über die favorisierten Schotten. Ein Erfolg der Professionalisierung.
Bild: Einfach mal loslassen: Marc Muskatewitz im Finale der Curling-EM
So denkt man in Kreisen schottischer Curling-Experten: „Der deutsche Sieg
war historisch und bedeutete den Aufstieg in der Hierarchie des
[1][Curling].“ Die Gratulation von [2][Scottish Curling] an das deutsche
Team, das am Samstag im finnischen Lohja Europameister wurde, hat Gewicht.
Schließlich steht Schottland nicht nur ganz weit oben in dieser Hierarchie,
sondern seine Männerauswahl war auch als Favorit ins Finale gegangen, um
dann zu verlieren. Das deutsche Team, dem der Coup gelang, wird von Skip
[3][Marc Muskatewitz] angeführt, dazu gehörten im Finale noch Benjamin Kapp
(beide Füssen), Felix Messenzehl und Johannes Scheuerl (beide Oberstdorf).
In zehn Ends, also zehn Durchgängen, wird ein großes Turnier gespielt, und
im Finale erwies sich das siebte End als das spielentscheidende. Da gelang
Deutschland ein Steal, es konnte also einen Punkt machen, quasi „stehlen“,
obwohl es nicht den letzten Stein gespielt hatte. Plötzlich stand es 7:6
für Deutschland. Und das schottische Team um Skip Bruce Mouat, immerhin
dreimal in Folge vorher Europameister, war unter Druck.
Im zehnten und letzten End hatte Deutschland wieder den letzten Stein, den
Marc Muskatewitz führte. „Es war ein Standardstein, den man als Team
gemeinsam löst“, erklärte er später im [4][Deutschlandfunk]. „Ich hatte …
Verantwortung, nachdem ich den Stein losgelassen hatte, meinem Team
übergeben – und konnte mir relativ entspannt den letzten Stein ansehen.“
Muskatewitz ist mit seinen 28 Jahren der Routinier. „Wir haben eine sehr
gute Mannschaft aus Junioren zusammen“, sagt er. Kapp, Messenzehl und
Scheuerl waren 2022 und 2023 zusammen Junioren-Vizeweltmeister. Und auch
dieser Erfolg ist kein Zufall. Außer Muskatewitz sind alle bei der
[5][Bundeswehr] unter Vertrag, als Sportsoldaten. Das ist mittlerweile oft
die Voraussetzung, um in der Weltspitze mitzumischen. Fürs Curling heißt
das: [6][mehr Professionalisierung], wesentlich höhere Trainingsumfänge,
und die Spitzenleute spielen „bis zu 15 große Meisterschaften pro Saison“,
wie Muskatewitz ausführt.
## Auch Deutschlands Curlerinnen holen auf
So viel konzentriertes Training in einem Sport, der früher – zumindest in
Deutschland – als Feierabendspaß galt, hat Folgen: Muskatewitz hatte eine
88-Prozent-Schussquote gegenüber seinem schottischen Kontrahenten Mouat (71
Prozent). Benjamin Knapp kam sogar auf 90 Prozent. Das drückt statistisch
den Fortschritt aus, der in den vergangenen 20 Jahren erarbeitet wurde. Vor
20 Jahren war Deutschland zuletzt Curling-Europameister geworden, danach
machten andere Nationen wie Schottland, Italien oder die Schweiz das, was
Deutschland erst mit Verspätung begann: Professionalisierung. Die deutschen
Curler waren [7][2014] zuletzt bei Olympia dabei, danach wurde das Ticket
stets verpasst.
Noch nicht ganz so weit, aber auf einem ähnlichen Weg sind die deutschen
Curlerinnen. Zu dieser EM verpassten sie die Qualifikation –
Europameisterinnen wurden die Schweizerinnen vor den Schwedinnen –, aber
erst jüngst arbeitete sich das deutsche Team aus der Euro-B- in die
A-Gruppe und wird 2025 entsprechend bei besseren Turnieren spielen.
Dass die Curling-Hierarchie nach dieser EM allerdings umgekrempelt wäre,
lässt sich nicht behaupten. Das deutsche Männerteam ist jetzt für die WM
2025 in Moose Jaw (Kanada) qualifiziert, und wenn es dort auf einem 9. oder
10. Platz kommt, wäre es wohl für die Olympischen Winterspiele in in
Mailand und Cortina d’Ampezzo qualifiziert.
Als Favorit reisen Muskatewitz und sein Team nicht dorthin. Dass Schottland
immer noch „das weltbeste Team“ stellt, davon ist er auch nach dem
EM-Erfolg überzeugt. „Nicht zu hoch verlieren“, mit diesem Ziel war er ins
Finale gegangen, und erst in dessen Verlauf hat er geahnt, dass es ein
großer Triumph werden kann.
24 Nov 2024
## LINKS
[1] /Curling/!t5027602
[2] https://www.scottishcurling.org/scotland-men-take-silver-at-european-champi…
[3] /Curling-Spieler-ueber-EM-Erfolg/!5553064
[4] https://www.deutschlandfunk.de/sport-am-samstag-curling-em-marc-muskatewitz…
[5] /Sportfoerderung-bei-der-Bundeswehr/!5480104
[6] /Deutsches-Curling-Herren-Nationalteam/!5027604
[7] /Sotschi-2014--Der-dritte-Vormittag/!5048900
## AUTOREN
Martin Krauss
## TAGS
Curling
Wintersport
Olympische Winterspiele Sotschi
Eiskunstlauf
Olympische Winterspiele 2022
Fußball-EM 2024
Curling
## ARTIKEL ZUM THEMA
Innovation im Eissport: Drei Kleine werden groß
In Oberstdorf richten Eiskunstlauf, Shorttrack und Curling gemeinsam
Deutsche Meisterschaften aus. Alle erhoffen sich davon mehr Aufmerksamkeit.
Ausblick auf Winter-Olympia 2026: Reisen durch Norditalien
Die nächsten Winterspiele finden in Cortina, Mailand, in Livigno, Bormio,
Antholz und Verona statt – für Groundhopper sicherlich interessant.
Curling-Spieler über EM-Erfolg: „Bei uns geht es jetzt bergauf“
Die Curler galten bislang als schlechtester deutscher Wintersportverband.
Nun wurden die Männer EM-Vierter. Skip Marc Muskatewitz erklärt den Erfolg.
Curling-Europameisterschaft in Schottland: 49 und noch auf dem Eise
Weil es dem deutschen Team an Nachwuchs mangelt, muss Curling-Legende Andy
Kapp bei der EM ran. Bisher zeitigt diese Maßnahme keinen Erfolg.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.