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# taz.de -- Ansichten von Olympia 2022: Ein letzter Blick auf Peking
> Zwei Wochen täglich mit dem Bus unterwegs: Vom Hotel zum Pressezentrum
> und zurück. Die Olympischen Spiele aus der Sicht eines Berufspendlers.
Bild: Sicht auf ein geschlossenes Olympia: Pekinger vor dem Nationalstadion
Abschied von Peking. Noch eine letzte Fahrt mit dem Bus vom Hotel ins
Medienzentrum. Ich sitze wie so oft in den vergangenen zwei Wochen allein
in dem riesigen Gefährt. Ob das nachhaltig ist? Bestimmt. Hinten auf dem
Bus steht groß „E-Plugin“. Und die Organisatoren loben sich auch selbst
immer für ihre grünen Spiele. Ja dann.
Ein letztes Mal zum Medienzentrum unweit des Nationalstadions von Peking,
ein letztes Mal zurück. Die Strecke ist mir mittlerweile vertraut. Was ich
wohl antworten werde, wenn mich zu Hause jemand fragt, wie es in Peking
gewesen sei? Hmm. Was habe ich eigentlich von Peking gesehen außer den
Sportstätten? [1][Das Stahlwerk war toll], an dem die Big-Air-Schanze
steht. Und sonst? Was ich bei den täglichen Busfahrten aus dem Fenster
gesehen habe. Viel mehr ist da nicht.
Auf einer riesigen Autobahn war ich jeden Tag 50 Minuten unterwegs, bis ich
an meinem Platz im Medienarbeitsraum angekommen bin. Wäre nicht eine der
fünf Spuren für meinen Olympiabus reserviert, es hätte gewiss eine gute
Weile länger gedauert. Stau.
## Dicke Schlitten auf der Autobahn
Beim Blick auf die Straße fällt mir auf, dass ich selten so viele fette
Schlitten gesehen habe wie in Peking. Da kann eigentlich nur München
mithalten. Die Dichte an Autohäusern an der Strecke ist auch nicht zu
verachten. [2][Tesla], Mercedes, Porsche, Audi. Wenn ich mir mal ein dickes
Auto in Peking kaufen wollen würde, wüsste ich, wo ich hin müsste.
Ein Möbelhaus kann ich entdecken, eine Schule, ein Hotel. In der Nähe des
Olympiageländes kann man Pirelli-Reifen kaufen. Verlässt der Bus die
Autobahn, sehe ich Leute auf Fahrrädern und Mopeds. Ich würde mir auch gern
ein Fahrrad ausleihen. Ich erkenne die eher kleinen Leihräder wieder, die
auch in deutschen Städten mal an jeder Ecke zu haben waren, aber meist
verschmäht worden sind.
Ein Geschäft, das auch nachts immer beleuchtet ist, bietet Kinderwagen und
Rollstühle feil. Ein anderes sieht aus wie ein Teegeschäft, und was diese
Dinger sind, die aussehen wie bunte Kissen? Ich weiß es nicht. Kissen
vielleicht. Ich hätte Peking gerne kennengelernt, mich in einem Lokal gerne
beim nicht sachgemäßen Umgang mit Stäbchen blamiert, mich gerne mit dem Rad
verfahren in dieser riesigen Stadt. Irgendetwas halt. So bleiben mir die
immer gleichen Bilder aus dem Busfenster bei der Fahrt vom Hotel Richtung
Olympiagelände wohl für immer vor Augen.
Ich weiß, das wird der Stadt nicht gerecht. Sorry, Peking, es ging nicht
anders.
20 Feb 2022
## LINKS
[1] /Olympischer-Big-Air-Wettbewerb/!5831331
[2] https://www.tesla.com/de_DE/findus/location/store/beijingchinacentralplace
## AUTOREN
Andreas Rüttenauer
## TAGS
Kolumne Drinnen und Draußen
Olympische Winterspiele 2022
Peking
Nachhaltigkeit
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