# taz.de -- Frauen im Rodelsport: Endlich Gleichstellung im Eiskanal | |
> Der Doppelsitzer der Frauen feiert Weltcup-Premiere. Jessica Degenhardt | |
> und Cheyenne Rosenthal rodeln mit und wollen zu Olympia. | |
Bild: In der Spur: Jessica Degenhardt und Cheyenne Rosenthal im Eiskanal von Ig… | |
BERLIN taz | Seit 1977 wird der Weltcup im Rodeln ausgetragen. Und während | |
sich Männer und Frauen solo von Beginn an ziemlich gleichberechtigt den | |
Eiskanal hinunterstürzten, war der Doppelsitzer ausschließlich den Männern | |
vorbehalten. Bis zu dieser Saison. Denn Anfang Dezember feierten auch die | |
Frauen ihre Weltcup-Premiere. | |
Das deutsche Team vertraten Jessica Degenhardt und Cheyenne Rosenthal, die | |
zum Auftakt direkt Zweite wurden. „Der erste Weltcup in Innsbruck war eine | |
ziemliche Reizüberflutung. Das ganze Drumherum war schon neu“, so | |
Degenhardt zur taz. Umso zufriedener war sie mit dem Podest. Im kanadischen | |
Whistler folgte nun ein dritter Platz. | |
Die beiden sitzen erst seit 2021 gemeinsam auf dem Schlitten. Eine spontane | |
Idee, erinnert sich Rosenthal. Nachdem die 22-Jährige im vergangenen Jahr | |
nicht den Sprung in das Weltcup-Team schaffte, probierte sie den | |
Doppelsitzer aus. „Es hat von Anfang gut geklappt mit Jessica“, so | |
Rosenthal. | |
Für Degenhardt, die direkt von den Juniorinnen kommt und bereits vor zwei | |
Jahren Doppelsitzer-Gold bei den Olympischen Jugendspielen in St. Moritz | |
gewann, kam ebenfalls nur Rosenthal als Partnerin infrage. Denn man müsse | |
auch abseits der Bahn ein gutes Team sein. „Zum Glück hat sie ja gesagt“, | |
erzählt Degenhardt lachend. | |
## Erste Rennen | |
Bisher lag das Duo mit der Entscheidung für den Doppelsitzer goldrichtig. | |
Anfang des Jahres holten Degenhardt/Rosenthal den ersten Weltmeistertitel | |
in der Geschichte des Rodelns. Damit krönten die beiden eine erste | |
gemeinsame Saison, in der sie alle Rennen, an denen sie teilnahmen, | |
gewannen. Denn auch wenn die Doppelsitzer-Frauen neu im Weltcup-Zirkus mit | |
den anderen sind: Rennen gab es schon zuvor. | |
Im vergangenen Jahr führte der Rodel-Weltverband nämlich die Renn-Serie für | |
die Frauen ein, allerdings nur im Rahmen des Junioren-Weltcups – also quasi | |
unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Da Degenhardt und Rosenthal einige | |
Rennen ausließen, platzierten sie sich in der Gesamtwertung hinter Luisa | |
Romanenko und Pauline Patz, einem weiteren Paar aus Deutschland, das in | |
dieser Saison aber verletzungsbedingt aussetzen muss. | |
Und so nominierte Bundestrainer Norbert Loch nur Degenhardt und Rosenthal | |
für den Weltcup, obwohl er noch zwei weitere Startplätze zur Verfügung | |
gehabt hätte. Der deutsche Verband wolle den Doppelsitzer der Frauen | |
behutsam angehen und langsam aufbauen, so Bundestrainer Loch zur taz. | |
„Defensiv, aber gleichzeitig auch progressiv. Dennoch haben [1][wir als | |
Rodel-Nation] den Anspruch, vorne mitfahren zu wollen.“ | |
## Vor der Olympiapremiere | |
Das sehen Degenhardt und Rosenthal genauso. „Als amtierende | |
Weltmeisterinnen wollen wir natürlich um die Podestplätze kämpfen, was uns | |
bisher gut gelungen ist“, so Degenhardt mit einem ersten Fazit. Doch andere | |
Nationen holen auf: Im Vergleich zur vergangenen Saison sind eine Reihe | |
neuer Duos dabei. | |
Selina Egle und Lara Kipp aus Österreich zum Beispiel oder das italienische | |
Paar Andrea Vötter und Marion Oberhofer, welche die Siege bisher unter sich | |
aufteilen. „Das sind starke Einzelfahrerinnen, was die Grundlage für den | |
Erfolg ist. Aber das sind Jessica und Cheyenne auch.“ Die bisherigen Rennen | |
hätten jedoch gezeigt, dass man mit den anderen Doppelsitzern mithalten | |
könne, so Norbert Loch. Für Degenhardt ist dies eine gute Entwicklung. „Die | |
Rennen sind knapp und spannend. So sollte es auch sein.“ | |
Nach der Premiere im Weltcup ist das nächste große Ziel [2][die Olympischen | |
Spiele 2026 in Mailand und Cortina d’Ampezzo]. Als im Sommer die Aufnahme | |
des Frauen-Doppelsitzers ins Olympiaprogramm verkündetet wurde, war die | |
Überraschung erst mal groß, sprach man zuvor doch immer nur über die | |
Nordische Kombination der Frauen. „Wir hatten nicht die gleiche mediale | |
Aufmerksamkeit, aber ich freue mich sehr, dass es im Rodeln beim [3][Thema | |
Gleichberechtigung] vorangeht“, so Degenhardt. Rosenthal ergänzt: „Erst der | |
Weltcup, jetzt Olympia – vor allem für junge Athletinnen eröffnen sich neue | |
Möglichkeiten.“ | |
Für Loch war die Aufnahme in das olympische Programm indes keine | |
Überraschung. Auch wenn er zunächst skeptisch war. Denn der Doppelsitzer | |
sei eine schwierige Disziplin – egal ob Männer oder Frauen auf dem | |
Schlitten unterwegs sind – und brauche viel Zeit. Zeit, die man bis 2026 | |
noch nutzen werde, denn eines steht für Loch fest: „Im Frauen-Doppelsitzer | |
können wir eine Olympia-Medaille mehr gewinnen und das ist auch unser | |
Ziel.“ | |
14 Dec 2022 | |
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## AUTOREN | |
Katarina Schubert | |
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