| # taz.de -- Präsidentenwahl in Costa Rica: Ex-Präsident Figueres in Führung | |
| > Bei der Auszählung liegt der frühere Präsident José María Figueres vorne. | |
| > Trotzdem wird es wohl zu einer Stichwahl kommen. | |
| Bild: Der frühere Präsident Jose Maria Figueres – und auch der neue? Hier i… | |
| OAXACA taz | Bei den Präsidentschaftswahlen in Costa Rica zeichnet sich ein | |
| Sieg des Kandidaten der sozialdemokratischen Partei PLN, José María | |
| Figueres, ab. Nach der Auszählung von Zweidritteln der Stimmen führte | |
| Figueres, der bereits von 1994 bis 1998 das Amt bekleidete, mit 27,4 | |
| Prozent. Mit ziemlicher Sicherheit wird es nun am 3. April zu einer | |
| Stichwahl kommen, da der PLN-Kandidat nicht die nötigen 40 Prozent für sich | |
| verbuchen konnte. | |
| Wer dann gegen Figueres antritt, wird sich erst zum Ende der Stimmenzählung | |
| entscheiden, denn Rodrigo Chaves von der Fortschrittspartei sowie der | |
| evangelikale Prediger Fabricio Alvarado von der rechten Partei Neue | |
| Republik lieferten sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Für die beiden stimmten | |
| jeweils rund 16 Prozent der Wähler*innen. Welmer Ramos, der Kandidat der | |
| Mitte-Links-Partei Bürgeraktion (PAC) des amtierenden Staatschefs Carlos | |
| Alvarado, konnte nur 0,66 Prozent der Stimmen für sich verbuchen. | |
| Insgesamt sind 25 Anwärter*innen für das höchste Staatsamt angetreten. | |
| Neben dem Präsidenten mussten die 3,5 Millionen wahlberechtigten | |
| Bürger*innen von Costa Rica auch über die Zusammensetzung des Parlaments | |
| entscheiden. Die Wahlbeteiligung war mit etwa 60 Prozent auffällig gering, | |
| an der vergangenen Wahl 2018 hatten sich 66 Prozent beteiligt. Dennoch | |
| sprach die Präsidentin der Wahlkommission, Eugenia Zamora von einem | |
| „außergewöhnlichen Andrang“ an den Urnen: „Wir haben von langen Schlang… | |
| an den Wahlzentren gehört.“ | |
| Dass die [1][PAC des Präsidenten Alvarado] so schlecht abgeschnitten hat, | |
| ist wenig verwunderlich. Die Partei hatte sich im Jahr 2000 von der PLN | |
| abgespalten, weil ihnen diese zu neoliberal war. Heute befindet sich Costa | |
| Rica, einst die „Schweiz Mittelamerikas“ genannt, in einer schweren | |
| wirtschaftlichen Krise, die auch der PAC angelastet wird. | |
| ## Skandale und Missmanagement | |
| Durch das Coronavirus hat der Tourismus, die wichtigste Einnahmequelle des | |
| Landes, einen massiven Einbruch erlitten. Besonders im ersten Jahr der | |
| Pandemie stieg die Arbeitslosenzahl stark an, Mitte 2020 war sie mit 24 | |
| Prozent mehr als doppelt so hoch wie im Vorjahr. Mittlerweile ist sie | |
| wieder auf 14 Prozent gesunken. Zwei von zehn Bürger*innen des | |
| mittelamerikanischen Landes gelten jedoch als arm, 44 Prozent arbeiten in | |
| ungesicherten Arbeitsverhältnissen. | |
| Anfang 2021 beschloss die Regierung die Aufnahme eines Kredites des | |
| Internationalen Währungsfonds in Höhe von 1,778 Milliarden US-Dollar. Die | |
| damit verbundenen Verpflichtungen, etwa Einsparungen im öffentlichen | |
| Sektor, führten zu Protesten, die auch rechte Parteien gegen die | |
| Mitte-Links-Regierung nutzen konnten. Zudem setzten Korruptionsskandale der | |
| PAC zu. | |
| Alvadaro war zwar als Reformer angetreten und hat Maßnahmen wie etwa die | |
| Anerkennung der gleichgeschlechtlichen Ehe umgesetzt, doch auch das stieß | |
| nicht bei allen Costa Ricaner*innen auf Wohlwollen. Die Bürger*innen | |
| des Landes, das laut dem UNO-Weltglücksbericht das „glücklichste in | |
| Lateinamerika“ ist, hat sich jedenfalls für einen Politikwechsel | |
| entschieden. | |
| 7 Feb 2022 | |
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| ## AUTOREN | |
| Wolf-Dieter Vogel | |
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