| # taz.de -- Umstrittener Messengerdienst: Behörden in Kontakt mit Telegram | |
| > Die Betreiber des Messenger-Dienstes Telegram stehen mit den | |
| > Bundesbehörden in Kontakt. Es geht auch um die Verbreitung von | |
| > Falschnachrichten. | |
| Bild: Bundesinnenministerin Nancy Faeser steht in Kontakt mit Telegram | |
| Berlin afp/rtr | Im Kampf gegen strafbare Hass- und Gewaltaufrufe hat das | |
| Bundesinnenministerium erstmals einen direkten Kontakt zur Konzernspitze | |
| des [1][umstrittenen Messengerdienstes Telegram] hergestellt. „In einem | |
| ersten konstruktiven Gespräch zur weiteren Zusammenarbeit“ sei vereinbart | |
| worden, „den Austausch fortzusetzen und zu intensivieren“, erklärte | |
| Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) am Freitag. Bundesjustizminister | |
| Marco Buschmann (FDP) drohte den Plattformbetreibern unterdessen mit der | |
| Vollstreckung in Vermögen und strafrechtlicher Verfolgung auch außerhalb | |
| der EU. | |
| Telegram gilt als Hauptmedium für die Koordination der Proteste gegen | |
| [2][Coronamaßnahmen] und steht wegen der Verbreitung von Morddrohungen | |
| gegen Politiker sowie Falschmeldungen in der Kritik. Die | |
| Sicherheitsbehörden hatten sich lange um einen Kontakt zu den Menschen | |
| hinter der Plattform bemüht, die sich nicht an Aufforderungen zum Löschen | |
| von Hassbotschaften und illegalen Inhalten hielten. | |
| „Dieser Schritt ist ein guter Erfolg, auf dem wir aufbauen werden“, schrieb | |
| Faeser zu dem ersten Gespräch mit Telegram-Vertretern auf Twitter. Ein | |
| Ministeriumssprecher sagte den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks | |
| Deutschland (RND), das Gespräch habe am Mittwoch per Videokonferenz | |
| stattgefunden. An ihm nahmen demnach Faesers Staatssekretär Markus Richter | |
| und weitere Vertreter des Bundesinnen- und des Bundesjustizministeriums | |
| teil. | |
| Dabei habe die Spitze von Telegram ihre größtmögliche | |
| Kooperationsbereitschaft mit den deutschen Behörden erklärt, hieß es. Für | |
| den künftigen direkten Austausch sei von Telegram ein hochrangiger | |
| Ansprechpartner benannt worden. Der Kontakt sei demnach über eine durch den | |
| US-Konzern Google vermittelte E-Mail-Adresse zustande gekommen. | |
| ## Justizminister will Druck auf Telegram aufrechterhalten | |
| Bundesjustizminister Buschmann will den Druck auf Telegram aber aufrecht | |
| erhalten. „Wir werden beispielsweise prüfen, ob und wo Telegram Vermögen | |
| hat, in das wir im Falle eines rechtskräftigen Bußgeldbescheides | |
| vollstrecken können“, sagte er der Rheinischen Post und dem | |
| General-Anzeiger vom Freitag. Bei der Vollstreckung von Vermögen und | |
| strafrechtlicher Verfolgung auch außerhalb der EU sei die Rechtslage | |
| „eindeutig“. | |
| Telegram sei mehr als ein Messengerdienst, sagte Buschmann weiter. Es biete | |
| die öffentlichen Funktionen eines sozialen Netzwerkes und müsse sich an das | |
| dafür gültige deutsche Recht halten. „Dazu gehört unter anderem, einen | |
| Ansprechpartner für deutsche Behörden zu benennen, wenn auf Telegram zu | |
| Straftaten aufgerufen wird, indem zum Beispiel sogenannte Feindeslisten | |
| veröffentlicht werden.“ Telegram komme dieser Verpflichtung nicht nach. | |
| Gegenwärtig würden zwei Bußgeldverfahren gegen Telegram geführt, sagte | |
| Buschmann. Es sei allerdings nicht gelungen, die dazu fälligen Bescheide | |
| für eine Anhörung dem Unternehmen mit Sitz in den Vereinigten Arabischen | |
| Emiraten auch erfolgreich zuzustellen. „Als nächstes werden wir deshalb den | |
| Weg der öffentlichen Zustellung gehen, indem wir eine Benachrichtigung im | |
| Bundesanzeiger veröffentlichen. Wir werden also nicht lockerlassen.“ | |
| Die Herausforderung liege allerdings darin, deutsches oder europäisches | |
| Recht auch durchzusetzen, wenn ein Unternehmen wie Telegram seinen Sitz in | |
| Dubai und somit außerhalb der EU habe, sagte Buschmann. „Uns fehlen also | |
| keine Strafrechtsnormen oder Gesetze, aber es braucht eine gewisse | |
| Ausdauer, um an das Unternehmen heranzukommen“, sagte Buschmann den | |
| Zeitungen und bekräftigte: „Die haben wir.“ | |
| 4 Feb 2022 | |
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