| # taz.de -- US-Militärabkommen mit der Slowakei: Vertrag wird zum Zankapfel | |
| > Bratislava will Washington die Nutzung von zwei Armeeflughäfen erlauben. | |
| > Kritiker sehen darin eine Gefahr für die Souveränität des Landes. | |
| Bild: Will den Militärvertrag mit den USA: Die slowakische Präsidentin Zuzana… | |
| Prag taz | Die Slowakei zeigt Kante: Bereits Anfang dieser Woche sind | |
| Außenminister Ivan Korčok und Verteidigungsminister Jaroslav Naďa nach | |
| Washington gereist, um ihre Mission an diesem Donnerstag ja nicht zu | |
| verpassen: Sie werden einen Militärvertrag unterzeichnen, der nicht | |
| unumstritten ist. Während die Vierparteienkoalition von Premier Eduard | |
| Heger und [1][Präsidentin Zuzana Ćaputová] hinter dem Abkommen stehen, | |
| sehen Opposition und Staatsanwaltschaft die Souveränität des Landes | |
| bedroht. | |
| Es handele sich um eine ganz normale internationale Absprache, wie sie auch | |
| zwischen den [2][USA] sowie Ungarn und Polen, den Nachbarländern der | |
| Slowakei, besteht, verteidigt Minister Naďa den Vertrag. Auch Präsidentin | |
| Čaputová sieht das Abkommen nur als einen weiteren Schritt der Slowakei zur | |
| Erfüllung ihrer Pflichten als Nato-Mitgliedsstaat: Alle Länder an der | |
| Grenze der Allianz sind mit solch einem Vertrag gebunden, außer der | |
| Slowakischen Republik, erklärte Čaputová. | |
| Die umstrittene Bedeutung des Vertrags liegt darin, dass er eine | |
| Erweiterung der amerikanischen Präsenz in Europa bis kurz vor der | |
| ukrainischen Grenze international legitimiert. Die Slowakei grenzt im | |
| Südosten auf über knapp 100 Kilometern an den äußersten Westen der Ukraine. | |
| Die Karpatoukraine mit ihren Städten Uschhorod und Mukatschewo war von 1918 | |
| bis 1938 Teil der Tschechoslowakei, dann von Ungarn besetzt, um wieder Teil | |
| der Tschechoslowakei zu werden, bevor sie kurz darauf von Stalin | |
| eingeheimst wurde. Bis 1991 Teil der Sowjetunion, ist die Karpatoukraine | |
| der westliche Außenposten des ukrainischen Staates. | |
| ## Zehn Jahre Laufzeit | |
| Der Militärvertrag, der jetzt unterzeichnet wird, räumt den USA das Recht | |
| ein, die slowakischen Militärflughäfen Kuchýňa im Westen und Sliač in der | |
| Landesmitte, weniger als 300 Kilometer von der ukrainischen Grenze | |
| entfernt, zu nutzen. | |
| Das Abkommen soll zehn Jahre gelten, inklusive einjähriger Kündigungsfrist. | |
| Es werde von der Regierung einstimmig getragen, betonte Außenminister | |
| Korčok. Als Dank für die mögliche Nutzung der slowakischen Militärflughäfen | |
| haben die Amerikaner zugesagt, 100 Millionen Dollar ins Land zu pumpen. | |
| Das Abkommen sei „absolut unvorteilhaft für die Slowakische Republik“, | |
| wütet indes Oppositionsführer Robert Fico. Der Populist und gestrauchelte | |
| langjährige Ex-Ministerpräsident, sieht den Vertrag im Widerspruch zu der | |
| Souveränität des Landes. Er verleihe den USA Rechte jenseits der | |
| slowakischen Gesetzgebung und begrenze die Vollmachten slowakischer | |
| Behörden in Bezug auf amerikanische Soldaten. Dabei war es seine Regierung, | |
| die die Vertragsverhandlungen mit den USA begonnen hatte. | |
| Das vorerst letzte Wort hatte Staatschefin Zuzana Čaputová. „Ich | |
| unterstütze das Abkommen, weil ich nicht glaube, dass es die Slowakische | |
| Republik in irgendeiner Weise bedroht, eher umgekehrt“, sagte sie. Appelle, | |
| das Dokument vom Verfassungsgericht prüfen zu lassen, lehnte sie ab. | |
| Dass die Slowakei momentan nicht im Visier Russlands sei, bedeute nicht, | |
| dass sie einen möglichen Konflikt in der Ukraine nicht zu spüren bekommen | |
| werde oder dass ihre Freiheit nicht auch potenziell bedroht sei. Nicht | |
| jeder mag Čaputová da zustimmen. Laut einer Umfrage des European Council | |
| for Foreign Relations würden 20 Prozent ihr Land lieber an der Seite | |
| Moskaus sehen. | |
| 3 Feb 2022 | |
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| ## AUTOREN | |
| Alexandra Mostyn | |
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