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# taz.de -- Podcast „Inside Kabul Luftbrücke“: Do-It-Yourself-Mission
> Mit der Aktion „Luftbrücke Kabul“ retteten Aktivist*innen Menschen
> aus Afghanistan. Ein Podcast erzählt die Geschichte hinter den
> Evakuierungen.
Bild: Während das Team organisierte oder telefonierte, liefen Kamera und Aufna…
Zwischendurch scheint Theresa Breuer am Ende zu sein. Seit Tagen versucht
sie, Kollegen und Bekannte auf eigene Faust aus Kabul zu evakuieren. Jetzt
hört sie, dass ein eigentlich schon zugesagtes Charterflugzeug doch nicht
in der Hauptstadt landen wird. „Fuck!“, sagt die Berliner Journalistin, die
früher in Afghanistan gelebt und gearbeitet hat. „Ey, ich mein’, die Leute
sind schon durch Taliban-Checkpoints durch!“ Dass ausgerechnet ihr bester
Freund noch nicht mal diese Hürde geschafft hat, dass er noch nicht am
Flughafen, sondern in die [1][Hände der Islamisten] geraten ist, erfährt
sie erst kurz darauf. Dann kommen die Tränen.
Genau ein halbes Jahr ist all das mittlerweile her. Mitte August 2021
nahmen die Taliban Kabul ein. Die westlichen Regierungen, die sich darauf
nicht vorbereitet hatten, starteten eine Evakuierungsoperation – so eilig
wie chaotisch. Breuer und eine Gruppe von Aktivist*innen, denen die
staatlichen Bemühungen nicht ausreichten, [2][organisierten eine eigene
Aktion]: Die „Luftbrücke Kabul“, die am Ende, nach schlaflosen Nächten
voller Tiefschläge, doch noch Menschen aus Afghanistan retten konnte.
Dass die ganze Geschichte filmreif ist, war schon im Sommer klar. Jetzt hat
sie es zumindest in einen Podcast geschafft: „Inside Kabul Luftbrücke“
erzählt die Aktion der Gruppe in sechs Episoden nach. Gleich in der erste
Folgen, die an diesem Donnerstag erscheint, wird die große Stärke der Serie
deutlich: Breuer und ihre Mitstreiter*innen hatten ihre Operation im
August ausführlich dokumentiert. Kamera und Tonband liefen fast durchgehend
mit.
Das Material haben sie für die Produktion des Podcasts zur Verfügung
gestellt, es ist dort erstmals zu hören. Die Geschehnisse mussten also
nicht, wie so oft bei vergleichbaren Podcasts, durch erzählerische Kniffe
umständlich rekonstruiert werden. Die Hörer*innen sind stattdessen
direkt mittendrin. Oder, wie es im Trailer etwas großspurig heißt: Der
Podcast erzählt „die komplette Story hinter einer der krassesten
Do-It-Yourself-Evakuierungsaktionen aller Zeiten“.
## Außenpolitisches Versagen
Als Host führt der Journalist Emran Feroz, der auch für die taz berichtete,
durch die Story. Im letzten Jahr, noch vor der Machtübernahme durch die
Taliban, legte er mit „Der längste Krieg“ ein lesenswertes Buch über die
Geschichte Afghanistans vor – kenntnisreich, nah dran und mit klarer
Haltung. Letztere bringt er jetzt auch in den Podcast ein. Von einer
Geschichte über „das größte außenpolitische Versagen der jüngeren deutsc…
Geschichte“ spricht er in der Auftaktfolge so emotional wie anklagend.
Für Empörung boten die Geschehnisse ja auch tatsächlich genügend Anlässe.
Interessant wird aber sein, ob es in den kommenden Folgen dabei bleibt –
oder ob daneben auch noch Platz für einen nüchternen Rückblick ist.
„Luftbrücke“ und Bundesregierung machten sich im August gegenseitig heftige
Vorwürfe. Die Bürokratie blockiere, sagten die einen. Die
Aktivist*innen brächten alles durcheinander, sagten die anderen. Wer im
Detail recht hat, ließ sich damals von außen nicht sagen. Mit dem Zugang zu
den Originalaufzeichnungen aus den entscheidenden Tagen könnte der Podcast
jetzt die Antwort liefern.
17 Feb 2022
## LINKS
[1] /Afghanistan-nach-dem-Machtwechsel/!5797916
[2] /Rettung-aus-Afghanistan/!5792997
## AUTOREN
Tobias Schulze
## TAGS
Schwerpunkt Afghanistan
Kabul
Taliban
Lesestück Recherche und Reportage
Schwerpunkt Afghanistan
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